Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter
zur Weihnachtsaufführung von Schneewittchen in Bristol zu gehen, obwohl ihr Auftritt im Rollstuhl mit Sauerstofftanks fast theatralischer war als das Stück selbst!
Sie hat auch diese Liste verfasst, zu der ihr bis zu ihrem letzten Tag immer wieder Ergänzungen einfielen. Kate ging es nicht darum, sich damit unsterblich zu machen, und das gewaltige Medieninteresse, das diese Liste entfacht hat und letztendlich zum Verfassen dieses Buchs führte, wäre ihr peinlich gewesen. Die Liste war für uns gedacht, nicht für sie selbst, außerdem war ich derjenige, der sie unabsichtlich dazu gebracht hatte, sie zu verfassen, als ich im Bett mit ihr kuschelte und sie fragte: »Und wenn du mich nun verlässt?«
Kate war eine hingebungsvolle Mutter und liebende Ehefrau und wollte mir ein Hilfsmittel an die Hand geben, damit ich unsere Jungs auch ohne sie bestmöglich erziehen konnte. Als ich die endgültige Liste nach ihrem Tod las, fühlte ich mich weniger allein. Kates Geist lebte in ihr weiter, und ich war ihr so dankbar für die ungeheure Anstrengung, sie auf ihrem Sterbebett zu vollenden. Durch sie hatte ich eine Verbindung zu meiner fantastischen Frau und zog großen Trost daraus.
Ich denke, einige Leute waren in Sorge, wie sich diese Liste auf mein Leben auswirken könnte. Würde Kates Präsenz durch sie nicht derart lebendig sein, dass meine Trauer kein Ende fand? Würde sie mich nicht so sehr an die Vergangenheit binden, dass ein Vorwärts unmöglich wurde?
Für mich allerdings bestand nie der geringste Zweifel daran, dass Kates Liste ein unglaubliches Geschenk war. Ich war mir sicher, sie würde mich leiten und mir Gewissheit geben und mir helfen, für unsere Jungs eine wunderbare Zukunft aufzubauen.
Noch habe ich keine Vorstellung davon, wie lange es dauern wird, bis ich alle von Kates Wünschen erfüllt habe, oder ob dies jemals der Fall sein wird. Für manche wird es ein Leben brauchen. Doch eins steht fest: Ich gehe jeden Schritt, so gut ich kann, in Erinnerung an meine wunderbare Ehefrau Kate.
KAPITEL 1
»Gib den Jungs zwei Küsse, wenn ich nicht mehr bin«
»Wir haben es geschafft!«, sagte Kate kichernd. Dieses Kichern. Diese blonden Haare. Diese kornblumenblauen Augen. Ich sah meine schöne Ehefrau an und lachte. Sie hatte es drauf, mich zum Lachen zu bringen. Ich brauchte nur dieses kecke Kichern zu hören und war schon angesteckt. An diesem Tag konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lachen. Ich legte mich in den nassen Sand und zog Kate von Lachen geschüttelt mit. Es weckte in mir die Erinnerung an den Tag vor mehr als zwanzig Jahren, als ich um ihre Hand angehalten hatte. Damals hatte ich absichtlich dafür gesorgt, dass sie mit ihren Skiern in einem Haufen Pulverschnee zu Fall kam. Ich warf mich ebenfalls hinein und zog dabei einen Verlobungsring aus meiner Tasche. Sie giggelte, und wir küssten uns, wie wir das auch jetzt taten. Damals hatte ich vor Erleichterung gelacht, dass sie meine Frau werden wollte, und vor Begeisterung über die Aussicht, mein Leben mit einer derart erstaunlichen Frau verbringen zu dürfen. Jetzt lachte ich wieder vor Erleichterung und Begeisterung, wenn auch aus anderen Gründen.
Ich spürte regelrecht, wie die Sorge durch meinen Rücken aus mir heraus in den Sand sickerte und Platz machte für Freude und Optimismus angesichts der Zukunft, wie ich das schon lange nicht mehr empfunden hatte. Eine Welle überspülte unsere Füße, und Kate und ich kreischten und kuschelten uns enger aneinander. Und als sich das Wasser zurückzog, war es, als verebbten mit ihm auch die Schrecken und die Dunkelheit der vergangenen drei Jahre. Die Sonne strahlte hell vom Himmel, und Licht und Wärme kehrten in unser Leben zurück.
Wir lagen im Sand und hielten uns an den Händen. Meine Gedanken kreisten um die einschneidenden Veränderungen, die Kates und mein Leben erfahren hatte, obwohl es in vielen Bereichen gleich geblieben war. Wir hatten jetzt zwei Kinder, unsere kostbaren kleinen Jungs Reef und Finn, aber im Herzen fühlten wir uns noch immer wie zwei leichtfertige Teenager auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Nun konnte uns nichts mehr zurückhalten, dessen war ich mir sicher.
Auf die Ellbogen gestützt, beobachteten wir die Jungs, die am Strand Fangen spielten. Es war der Sommer 2008, erst vor wenigen Wochen hatten wir Reefs vierten Geburtstag gefeiert. »Es tut uns sehr leid, aber Reef wird womöglich nur noch ein paar Tage leben.« Der Schauder, den diese Worte mir über
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