Gier
herunter, weiter bewegte er sich nicht. Der schwere Motor rülpste und gurgelte.
Wyatt blieb an der Hintertür stehen. »Wir wollen mit dir reden«, sagte er. »Laß deine Waffe im Wagen, und steig aus. Ansonsten durchsieben wir dein hübsches Auto.«
Im Wagen gab es eine Bewegung. »Hast du das gesehen?« fragte Hobba. »Das kleine Arschloch zeigt uns den Stinkefinger.«
Wyatt entsicherte seinen Revolver. »Wir schnappen ihn.«
Sie stürzten auf die beiden Vordertüren zu, hielten sich gebückt.
Aber Sugarfoot machte ihnen keine Mühe. Als sie sich in Bewegung setzten, stellte er den Motor ab, und als sie bei ihm waren, starrte er trotzig geradeaus, die Hände auf einem Magnum Revolver in seinem Schoß.
»Los, steig aus«, rief Wyatt und öffnete die Fahrertür. »Wir wollen uns mit dir unterhalten.« Er griff nach der Magnum.
»Mein Gott, ein Nachbau.«
Wyatt trat zurück, als Sugarfoot aus dem Wagen stieg. Er sah Kraft in der bulligen Figur, weder Anmut noch Beweglichkeit oder Schnelligkeit.
»Weshalb verfolgst du uns?«
»Fick dich.«
Hobba griff nach Sugarfoots Ohr und zog daran. Als er losließ, hatte er den Ohrring in der Hand. Sugarfoot zuckte zurück und griff sich an sein blutendes Ohr.
»Antworte dem Mann«, sagte Hobba.
»Ihr beide und Max Pedersen seit dabei, einen Job vorzubereiten.«
»Wie kommst du darauf?«
Sugarfoot Youngers Gesicht verzog sich vor Wut. »Bin ja nicht total blöde. Wenn der große Wyatt einen kleinen Job macht, dann nur, weil er einen großen vorbereitet.«
»Was geht dich das an?« sagte Wyatt.
Sugarfoot senkte den Kopf und murmelte: »Das war hinterfotzige Scheiße, mich so vor Ivan zu demütigen.« Er sah wieder hoch. »Ich will bei dem Job mitmachen. Ich hab’s drauf.«
»Du hast es einmal versaut, du wirst es wieder versauen. Wir bringen dich nach Hause zu Ivan.«
»Er wird mich umbringen. Gib mir eine Chance, Wyatt. Ich werde fahren, Schmiere stehen, irgendwas.«
»Leg dich auf den Boden«, sagte Wyatt.
Hobba grinste. Sugarfoot rief panisch: »Mensch, das ist nicht nötig. Ich werde nichts verraten. Laßt mich doch einfach nur abhauen.«
»Maul halten«, sagte Wyatt. »Niemand wird dich erschießen. Leg dich einfach auf den Bauch.«
Sugarfoot legte sich auf die feuchten Pflastersteine. Als Hobba einen Fuß auf seinen Rücken stellte, stieß er einen kleinen, schockierten Schrei aus.
»Sei kein Schwitzer«, sagte Hobba. Er fing an, Sugarfoot zu treten. »Was soll der Pferdeschwanz und der Ohrring, Sugar?« fragte er. »Hä? Bist du ’n Schwuler?«
»Fick dich. Ich werde euch Fotzen schon noch erwischen. Ich werde euch alle drei aufspüren.«
»Laß sein«, sagte Wyatt erschöpft. Er zog Hobba am Ärmel. »Ich will dir was sagen.«
Ein paar Schritte entfernt flüsterte er: »Wir können unsere Zeit nicht damit verschwenden. Wir haben Arbeit, die getan werden muß.«
»Knall ihn ab«, sagte Hobba. »Du hast ihn gehört, er wird uns nur weiter Ärger machen.«
»Dann haben wir Ivans Hyänen hinter uns. Das können wir nicht gebrauchen. Jag ihm Angst ein, und laß ihn verschwinden.«
»Wie du willst.«
Inzwischen begann der Schmerz Oberhand über Sugarfoots Nebel aus Illusionen und Kummer zu gewinnen. Er hob den Kopf. »Ich werde hier verdammt noch mal verbluten.«
»Halt’s Maul«, sagte Hobba. Er ging schnell zu Sugarfoot hinüber, nahm ein Messer aus der Tasche, kniete sich hin und schnitt ihm den Pferdeschwanz ab. Er zeigte Sugarfoot die Klinge und den Zopf. »Siehst du das? Wenn ich dich noch einmal sehe, und wenn es nur zufällig ist, schneide ich dir die Eier ab. Dann mache ich mit deinem Gesicht weiter.« Er stand auf und trat Sugarfoot in die Rippen. »Jetzt mach dich vom Acker.«
Sugarfoot kam auf die Füße und lief stolpernd die Straße hinunter. Er sah sich nicht um.
Sie blickten ihm nach. »Was für ein Idiot«, sagte Hobba. »Ich habe nicht gesagt, er soll sein Auto hierlassen.«
Wyatt schwieg und dachte angestrengt nach. Nun brauchten sie eine sichere Unterkunft, bis der Job vorüber war; ohne würden sie riskieren, von den Youngers aufgespürt zu werden.
Aber zuerst mußten sie den Job in Fitzroy erledigen.
Siebzehn
Von den ungefähr viertausend Prostituierten in Melbourne arbeiten neunhundert in legalen Bordellen. Den anderen bleiben Begleitagenturen, Straßenstrich und das blühende Geschäft im eigenen Apartment.
Für Ken Sala schafften zwei an. Cher und Simone arbeiteten in einer Zweizimmerwohnung in der
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