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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Ivan ihn eingestellt hat, hat er versucht, Mr. Big zu sein, aber er blieb auf der Strecke, ein unbeherrschter Kleinkrämer, ein Verlierer. Ivan hat ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Wenn ein Kopf eingetreten werden muß, schick den jungen Sugar.«
    Wyatt überprüfte wieder den Rückspiegel. Er grinste. »Ich glaube, Ivan versucht, ihm etwas beizubringen. Deshalb hat er ihn letzte Woche mit mir zu dem Versicherungsjob geschickt.«
    »Eine Art Praktikum«, sagte Hobba und genoß es. Er hatte Wyatt fast nie lächeln gesehen. »Hinterher schreibt er alles auf, am Ende des Jahres gibt’s eine dreistündige Prüfung.«
    »Nach zwei Jahren ein Abschlußzeugnis«, sagte Wyatt.
    Sie fuhren tiefer in die Seitenstraßen, nahmen Gassen und Wege in Augenschein. Wyatt sagte: »Ist bei Loman alles glattgegangen?«
    »Bestens«, sagte Hobba. »Er hat mir drei Sets gefälschter Ausweise gegeben. Morgen hat er einen Van mit sauberen Papieren fertig, ein paar Handschellen besorgt, einen Bohrer mit Zubehör für Max und C4 Plastiksprengstoff, wenn wir den Safe sprengen müssen.«
    »Wollte er mit dir feilschen?«
    »Ich habe ihm tausend gegeben«, sagte Hobba. »Wie du gesagt hast, alles, was er brauchte, war ein Zuckerstück. Er will weitere sechseinhalb innerhalb einer Woche.«
    Wyatt nickte. »Was ist mit der Aufschrift?«
    »Ist morgen fertig. ›Compatible Computer Servicing‹. Schwarze Buchstaben auf weißem Grund.«
    »Gut. Was ist mit Max?«
    »Beobachtet Finn, wie du es wolltest. Wir werden Autos brauchen, Wyatt. Man kann ein Haus nicht zu Fuß beobachten. Das fällt den Leuten auf.«
    Wyatt nickte. Vor ihnen erschien ein Verkehrszeichen: Vorfahrt achten. Wyatt bremste und bog in eine andere schmale Straße ab. Hobba zündete eine Zigarette an und warf das Streichholz fort. »Versuch es da«, sagte er plötzlich und zeigte in eine Gasse.
    Wyatt wurde langsamer, doch beschleunigte dann wieder.
    »Zu breit.«
    Nach einer Weile sagte Hobba: »Wie kommt’s, daß es einfach nie so klappt, wie geplant, Wyatt? Hast du dich das jemals gefragt? Ich meine, liegt es daran, weil wir krumme Dinger drehen? Gott schaut herunter, sieht zu, was wir so veranstalten und schickt uns Sugarfoot vorbei, um uns das Leben schwer zu machen. Ich frage mich das öfter.«
    »Er könnte uns auf die Probe stellen«, sagte Wyatt.
    »Wozu? Wir sind schon durchgefallen. Nee, Gott legt unsereins ganz gerne Steine in den Weg. Nimm einen stinknormalen Kerl, eine Stütze der Gesellschaft, Frau und Kinder, Kirche am Sonntag – wenn er es versaut, kannst du darauf wetten, daß er trotzdem damit durchkommt.« Hobba hatte die Zigarette zu Ende geraucht und warf ein weiteres Pfefferminz ein. »Da drüben«, sagte er und zeigte nach vorn.
    Wyatt bremste. Sie befanden sich an der Einmündung zu einer engen Sackgasse mit Kopfsteinpflaster, gesäumt von hohen, rostigen Zäunen. Die Häuschen und Schuppen auf der einen Seite waren zugenagelt und schienen leer zu sein. Er blickte in den Rückspiegel, der rote Customline war zwei Blocks hinter ihnen. Wyatt fuhr ein Stück an der Einfahrt vorbei, schob den Hebel auf Reverse und fuhr rückwärts in die Gasse. Fünfzig Meter fuhr er rückwärts und hielt dann, ließ den Motor laufen. Aus keinem Fenster der Anlieger konnte man in die Gasse einsehen. Niemand war unterwegs. Sie rutschten tiefer in ihre Sitze, so daß der Wagen leer wirkte.
    »Er kommt«, sagte Hobba, der den Customline in ihre Richtung wummern hörte. Um einen Überblick zu bekommen, hob er den Kopf um einen Bruchteil. Sugarfoot, der überrascht war, niemanden im Holden sitzen zu sehen, war weit in die Gasse hineingefahren.
    »Jetzt«, sagte Hobba.
    Wyatt stieg mit dem Fuß auf das Gaspedal. Der Holden machte einen Satz nach vorn. Sie sahen den Ausdruck der Beunruhigung auf Sugarfoots Gesicht, sahen ihn den Kopf verzweifelt wenden und rückwärts fahren. Der große Wagen schwankte unberechenbar. Plötzlich brach er aus, das Heck erwischte einen Pfosten, der Motor jaulte, der Wagen stoppte. Wyatt reduzierte die Geschwindigkeit nicht. Er fegte durch die entstandene Lücke und bremste hinter dem roten Customline, so daß dieser wirkungsvoll zwischen Wyatts Holden und dem von Mauern umgebenen Ende der Gasse eingeklemmt war.
    Er nahm zwei Smith & Wessons aus der Einkaufstüte und gab Hobba eine. »Er könnte bewaffnet sein«, sagte er.
    Gebückt krochen sie vorwärts – jeder auf einer Seite des Customline. Sugarfoot kurbelte sein Fenster

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