Giftiges Wasser
etwas von »Lausebengeln« und »Rotzjungen«, von denen er sich nichts gefallen lasse und die schon gar kein Recht zu einem Verhör hätten. Jaubert, kommandierte er, solle sie hochkant aus seinem Büro werfen.
»Das Verhör hat doch noch gar nicht begonnen«, stellte Justus trocken fest. »Und Monsieur Jaubert wird uns nicht hinauswerfen, sondern einige Fragen beantworten.«
Jaubert hing immer noch in seinem Sessel und machte keinerlei Anstalten, Waltons Aufforderung Folge zu leisten. Vielleicht, überlegte Peter, weil es bei seinen Besuchern drei zu eins für sie stand.
»Der hat Angst«, raunte der Erste Detektiv Bob und Peter zu, »und zwar nicht vor uns.«
»Ich glaube, so geht das nicht, Hendrik«, meldete sich Jaubert zu Wort. Offenbar hatte er sich jetzt wieder einigermaßen gefangen und damit abgefunden, dass diese Jungs in seinem Büro standen, die eine ganze Menge wussten, und dass nichts mehr so sein würde wie vor zehn Minuten. Trotzdem, fand Justus, mit diesem umgänglichen und charmanten Gesprächspartner vom Vortag hatte er nicht mehr viel gemein.
»Guten Tag«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Joan Brown stand in der Tür. »Ich höre, es gibt hier etwas zu tun für mich.«
Peter und Bob dämmerte, dass Justus in der letzten Stunde mehr als nur seine Schulter gepflegt hatte. Verstohlen stießen sie sich an und Bob flüsterte: »Meeting der Umweltverbrecher.«
»Vor Zeugen«, sagte Justus in diesem Augenblick sehr theatralisch und deutete auf die Amtsleiterin, »vor einer sehr kompetenten Zeugin sogar, sage ich Ihnen beiden auf den Kopf zu, dass Sie seit Jahren mit Wasserrechten manipulieren.« Er zog Tante Mathildas Taschentuch aus der Hosentasche und hielt es Walton unter die Nase. »Und dass Sie Gift in die Baumwollfelder abgeleitet haben. Hier ist der Beweis.«
Walton sah aus, als wollte er sich auf Justus stürzen.
Sicherheitshalber ging Joan Brown mit zwei schnellen Schritten dazwischen. »Darf ich mich selbst vorstellen?«, sagte sie gelassen. »Ich heiße Joan Brown und bin die Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes.« Walton riss die Augen auf. »Und wenn Sie Mister Hendrik Walton sind, dann habe ich Sie bereits zweimal ins Rathaus gebeten. Aber Sie reden ja offenbar nicht mit jedem.« Sie schenkte ihm einen Blick, in dem die Missbilligung von so viel Arroganz und Unhöflichkeit nicht zu übersehen war.
Durch die offene Tür nahm Justus eine Bewegung im Vorraum wahr. Für einen Moment ließ er den massigen Unternehmer aus den Augen. »Jean«, rief er, »hierher!«
Das klappt ja wunderbar, schoss es Bob durch den Kopf.
Jean trat ein, dicht hinter ihr Chelsea mit ihrer Kamera und Simon. Monsieur Jauberts nicht gerade kleines Büro erinnerte jetzt an das überfüllte Wartezimmer eines stadtbekannten Zahnarztes.
»Was sagen Sie zu den gegen Sie erhobenen Vorwürfen?« Ohne lange zu fragen, streckte Jean dem verdutzten Walton ein Mikrofon entgegen.
Die drei ??? erkannten sofort, dass Chelsea noch gar nicht drehte. Aber Walton hatte von solchen Dingen offenbar keine Ahnung.
»Mikrofon weg!«, brüllte er. »Kamera weg!«
»Hendrik!« Wie auf Kommando drehten sich alle zu Jaubert um. »Machen Sie bitte die Tür zu«, bat er, »wir haben hier schon genug Zuhörer.«
Unbewusst hofft er, dachte Justus, dass das, was jetzt kommt, diesen Raum nicht verlässt. Aber daraus würde wohl nichts werden.
Chelsea nahm ihre Kamera von der Schulter. Simon und Jean bauten sich hinter ihr auf.
Stockend begann Jaubert. Nach ein paar Sätzen, als Walton begriff, was da passierte, versuchte er ihn zu bremsen, aber Jaubert redete wie in Trance und war nicht mehr aufzuhalten. Er beichtete die Geschichte von Potter’s Playground und den Problemen, die es vor Jahren mit der Müllbeseitigung gab. Die Abfallberge wurden immer höher, die Gebühren auch. Walton bot sich an, dem Unternehmen unter die Arme zu greifen und den Abfall illegal auf eine Deponie zu bringen. Jaubert, finanziell immer unter Druck, willigte ein. Seither hatte ihn der joviale Papierfabrikant in der Hand. Mit ihm als Strohmann luchste er Privatleuten Wasserrechte in der Umgebung ab. Während zweier besonders trockener Sommer hielt er dann die Versorgung der Stadt aufrecht, weshalb ihm auch der Bau der Fabrik im Wasserschutzgebiet genehmigt wurde. Bis vor vier Monaten Gift ins Grundwasser lief. Damals musste die Stadt, wie auch Mister Carmichael berichtet hatte, einige Tage durch Wasserwagen versorgt werden.
Jaubert sah gedankenverloren
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