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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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der Nähe der Hände nicht wohl. Er versuchte sich abzulenken, indem er seinen Proviant aß. Das Bier wollte er lieber nicht trinken, denn eine Bierfahne würde auf die Leute von der Polizei sicher keinen guten Eindruck machen.
Glücklicherweise kehrten Walter Dreyer und Laura recht zügig zu ihm zurück. Sie hatten an Mineralwasser für ihn gedacht und vermeldeten, dass alle informiert seien.
Laura hatte sich weiter vorn, in der Nähe des Wegrandes, auf die Wiese gesetzt und lehnte, die Sonne genießend, an einem großen Findling.
Die Männer bevorzugten einen geschützten Platz, im Schatten der Eiche, wo die Wärme einigermaßen auszuhalten war.
Sie saßen und warteten.
Walter Dreyer behielt aufmerksam die Umgebung im Auge, in der Hoffnung, doch noch jemanden oder irgendetwas zu entdecken. Vergeblich.
Botho Ahlsens spekulierte immer noch über die Bedeutung seines Fundes. Walter Dreyer hatte möglicherweise sogar recht mit seiner Annahme, es könnte Absicht gewesen sein, dass er die Hände findet. Wer hätte das gewollt? Zunächst suchte Ahlsens nach harmlosen Erklärungen: »Und wenn bloß Spitzbeine drin stecken? Frisch beim Fleischer gekauft?«
Dreyer überlegt nur kurz: »Kaum. Bedenken Sie den Aufwand. Einen blöden Scherz hätte man auch einfacher haben können.«
Das hatte Botho Ahlsens zwar nicht hören wollen, doch musste er den Einwand akzeptieren. »Keiner wusste, dass ich hier vorbeikomme«, versuchte er es dann weiter. »Für mich können die da«, er deutete auf das Tuch, »nicht hingelegt worden sein.«
Diesmal nickte Dreyer, ohne groß zu zögern. Vielleicht beruhigte Ahlsens dieser Gedanke. Dann kam ihm eine Idee, mit der er den alten Mann etwas von seinen Grübeleien ablenken konnte. Er zeigte in Richtung von Lauras Sitzplatz und begann: »Erinnern Sie sich? Der alte Brunnen ist doch wieder ...«
»Richtig!«, unterbrach ihn Botho Ahlsens, den Themenwechsel dankbar aufnehmend. »Das war damals, nach dem Unwetter vor ein paar Jahren!«
Zu jener Zeit hatte es in einer Sommernacht ein gewaltiges, ja fast apokalyptisches Gewitter gegeben. Es goss und goss, stundenlang Blitz und Donner. Der Strom war ausgefallen. Ein Viehstall und zwei Höfe waren abgebrannt. Sogar Menschenleben waren zu beklagen. Zwei Pkw-Insassen und ein Motorradfahrer waren auf den überspülten Straßen ums Leben gekommen.
Am nächsten Morgen war einer der Bauern aus Waldau mit dem Moped die Feldmark abgefahren, um die Unwetterschäden zu besichtigen. Und dabei hatte er den alten Fercheler Dorfbrunnen entdeckt! Durch die Wassermassen des Gewitterregens lief über den breiten Acker ein Rinnsal vom Waldrand hinab, beinahe so munter wie ein kleiner Bach. Am Feldweg angelangt, gurgelte das Wasser mit einem Strudel in die Tiefe und spülte einige Steine frei, die eindeutig zu einem Rund aufgetürmt waren. Es war unverkennbar, dass Menschenhand die Steine gesetzt hatte.
»Ich weiß noch, dass einige Leute aus Waldau die Idee hatten, den Feldweg einfach um ein paar Meter zu verlegen und den historischen Brunnen auszugraben und einzufrieden. Sie planten, hier am Ferchel mit der Eiche und dem Brunnen ein lohnendes Wanderziel, ›Die Wüstung Ferchel‹, aufzubauen. Doch leider! Keine Genehmigung vom Kreis. Diese Ignoranten!«, schimpfte Botho Ahlsens verspätet, dafür aber mit um so größerer Vehemenz.
Dreyer gab ihm recht: »Ja, das ist wirklich schade! Unsere Dorfgeschichte interessiert dort oben eben keinen.« Und außerdem hätte so ein Kulturdenkmal ja im Unterhalt etwas Geld gekostet, das ohnehin nie ausreichend zur Verfügung stand.
Die beiden Männer wurden durch das Näherkommen einer kleinen Fahrzeugkolonne, die eine weithin sichtbare Fahne aus Staub und Dreck hinter sich herzog, aus ihrem heimatgeschichtlichen Disput gerissen. Ahlsens erkannte das Auto der Kommissarin aus Gardelegen; da sie mittlerweile im Dorf wohnte, gehörte das Fahrzeug zum alltäglichen Anblick. Dass Judith Brunner sich persönlich um seinen Fund kümmerte, beruhigte Ahlsens und erfüllte ihn sogar mit einer gewissen Zuversicht. Das zweite Fahrzeug war ihm unbekannt. Das letzte Fahrzeug erkannte er als das der Spurensicherung. Auch dieses Auto hatte er bei den früheren Ermittlungen auf seinem Gutsgelände wahrgenommen. Mittlerweile vertraute er diesen Leuten uneingeschränkt, denn sie hatten mehrfach bewiesen, dass sie etwas von ihrer Arbeit verstanden.
All das erklärte seine erleichterte und aufrichtige Begrüßung, als er Judith Brunner die Hand

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