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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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nicht einmal sie selbst, konnte bestreiten, dass der Erzengel Raphael ein Mann war, den man einfach bewundern musste. Anbeten geradezu.
    Von diesem ganz und gar unpassenden Gedanken wurde sie jäh aus ihrer Benommenheit gerissen. Sie schob den Stuhl zurück und starrte angestrengt zu ihm hinüber. Hatte er etwa mit ihren Gedanken gespielt? Genau in diesem Moment drehte er sich herum, und seine quälend schönen blauen Augen trafen sie. Eine Sekunde lang glaubte sie, dass er auf ihre Frage antwortete. Dann wandte er sich ab… und schritt vom Dach.
    Sie sprang auf. Nur um sich gleich darauf wieder mit glühend roten Wangen hinzusetzen, als sie sah, dass er aufstieg, um einen anderen Engel zu begrüßen, den sie erst jetzt wahrnahm. Michaela. Das weibliche Gegenstück zu Raphael; von solch strahlender Schönheit, dass Elena ihre Macht selbst auf diese Entfernung spürte. Überrascht wurde ihr bewusst, dass sie hier Zeuge eines himmlischen Treffens wurde.
    »Das glaubt mir Sara nie.« Einen Moment lang vergaß sie den penetranten Geruch des jungen Vampirs, denn ihre Aufmerksamkeit war anderweitig gefordert. Natürlich hatte sie schon Fotos von Michaela gesehen, aber wie sie jetzt sehen konnte, wurden sie ihr nicht im Entferntesten gerecht.
    Die Haut dieses Erzengels hatte die Farbe von feinster Milchschokolade, ihr üppiges Haar fiel in Wellen bis zur Taille. Ganz und gar weiblich war ihr Körper, schmal und gleichzeitig kurvenreich; ihre feinen bronzefarbenen Flügel bildeten einen glänzenden Kontrast zu ihrem samtenen Teint. Ihr Gesicht… »Wahnsinn.« Selbst von Weitem war Michaelas Gesicht die personifizierte Schönheit. Elena bildete sich ein, ihre Augen sehen zu können– ein helles, unglaubliches Grün–, doch das konnte nur Einbildung sein. Dazu war sie zu weit von ihr entfernt.
    Eigentlich spielte es auch keine Rolle. Das Gesicht dieses Erzengels würde nicht nur den Verkehr zum Erliegen bringen, sondern wahre Massenkarambolagen auslösen.
    Elena runzelte die Stirn. Obwohl sie Michaelas Aussehen bewunderte, konnte sie ohne Schwierigkeiten klar denken. Und das bedeutete, dass dieser arrogante Kerl mit den blauen Augen tatsächlich ihre Gedanken manipuliert hatte. Sie sollte ihn anbeten? Das blieb abzuwarten.
    Niemand, nicht einmal ein Erzengel, würde aus ihr einen Hampelmann machen.
    Als habe er ihre Gefühle erraten, sagte Raphael in diesem Moment etwas zu Michaela und kam auf das Dach zurück. Diesmal war seine Landung viel spektakulärer. Bestimmt zögerte er mit Absicht, um das Muster seiner Flügelinnenseiten zur Schau zu stellen. Als hätte man am oberen Ende jedes Flügels einen in flüssiges Gold getauchten Pinsel angesetzt und dann abwärts gestrichen, die Farbe verblasste immer mehr, bis sie unten beinahe in dem Weiß aufging. Trotz ihrer Wut musste sie ehrlich zu sich sein: Käme der Teufel– oder auch ein Erzengel– und böte ihr Flügel an, sie würde ihre Seele dafür verkaufen.
    Doch Engel erschufen keine Engel. Lediglich blutsaugende Vampire. Woher die Engel kamen, wusste niemand so genau. Elena vermutete, dass sie ihrerseits Kinder von Engeln waren, doch wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie noch nie einen Babyengel gesehen.
    Erneut gerieten ihre Gedanken in Unordnung, als sie Raphael auf sich zukommen sah, seine Bewegungen waren so anmutig, so verführerisch, so…
    Sie sprang auf, und dabei fiel ihr Stuhl mit lautem Getöse um. »Verschwinden… Sie… aus… meinem… Kopf!«
    Raphael blieb stehen. »Haben Sie vor, das Messer zu benutzen?« Eiskalt klangen seine Worte. Es roch nach Blut, und sie merkte plötzlich, dass es ihr eigenes war.
    Als sie an sich hinunterblickte, stellte sie fest, dass sie die Klinge des Messers, das sie instinktiv gezogen haben musste, mit der Hand umklammert hielt. Noch nie war ihr ein solcher Fehler unterlaufen. Er zwang sie, sich selbst zu verletzen, um ihr zu zeigen, dass sie für ihn nur ein Spielzeug war. Doch anstatt sich zu wehren, drückte sie noch stärker zu. »Wenn ich für Sie arbeiten soll, einverstanden. Aber ich lasse mich nicht manipulieren.«
    Er warf einen kurzen Blick auf das Blut, das von ihrer geballten Faust sickerte. Worte waren überflüssig.
    »Vielleicht haben Sie Gewalt über mich«, sagte sie und reagierte damit auf seinen spöttischen Blick, »aber anscheinend reicht sie für diesen Auftrag nicht. Sonst hätten Sie sich die Farce erspart, mich offiziell anzuheuern. Sie brauchen nicht irgendeinen Ihrer Vampirlakaien,

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