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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kragen, als sie Peters Schritt hörte. Er kam herein, und sie sah, daß er völlig betrunken war. Jaelle erschauerte. Einmal hatte Kyril in diesem Zustand versucht, sie zu belästigen, und sie hatte sich verteidigen müssen. Seitdem haßte sie Betrunkenheit. Aber Peter schleuderte ihr nur einen überraschend bösartigen Fluch entgegen. „Peter, was ist los? Was hat Montray gesagt? Wo bist du gewesen?” Er sah ihr gerade in die Augen. „Was, zum Teufel, interessiert dich das?” Damit drängte er sich an ihr vorbei. Sie hörte, daß er in der Duschkabine das Wasser anstellte.
Einerseits wollte sie bleiben und es mit ihm auskämpfen, sobald er wieder nüchtern war, und andererseits war es ihr gleichgültig. Wohl wissend, daß er sie über dem laufenden Wasser nicht hören konnte, sagte sie: „Du hast recht, es interessiert mich nicht”, und ging.
    3. Kapitel
Magda wanderte langsam durch die Straßen der Altstadt, und immer noch klangen ihr Cholaynas Worte in den Ohren. Sie hatte ihr versprochen, mit ihrer Kündigung zu warten, bis Cholayna Gelegenheit fand, ins Gildenhaus zu kommen und es mit ihr zu besprechen, und jetzt wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Am liebsten wäre sie zu ihren Schwestern ins Gildenhaus geflohen und nie mehr in die terranische Welt zurückgekehrt. Die Anstrengung, von neuem zwischen zwei Loyalitäten entscheiden zu müssen, hatte ihren Zoll von ihr gefordert.
Nach diesem halben Jahr, das frei von den Konflikten zwischen Männern und Frauen gewesen war, kamen ihr schon die flüchtigsten Kontakte zwischen den Geschlechtern seltsam und anomal vor, und noch den harmlosesten prüfte sie im Geist auf Nuancen. Natürlich war das der Zweck des Hausjahres. Die Novizinnen sollten alte Gewohnheiten durchbrechen und über ihr Leben nachdenken, statt gedankenlos den in ihrer Kindheit vorgezeichneten Mustern zu folgen.
Magda hatte Camilla halb und halb versprochen, noch zum Frauentanz zu kommen…war sie verpflichtet hinzugehen? Schon begann sie von neuem zu grübeln. Sie war eine ausgebildete Wissenschaftlerin, eine geschickte Agentin. Was sollte sie dort nach einem Tag, den sie damit verbracht hatte, ihre erlernten Fähigkeiten einzusetzen? Dachte sie im Ernst daran, ihren Status als Angestellte des Zivildienstes aufzugeben, zurückzukehren und sich nach ihren verdammten blöden Vorschriften zu richten, Ställe auszumisten, um Erlaubnis zu fragen, wenn sie weiter als in den Garten gehen wollte? Müde dachte sie, daß sie, wenn sie ein Körnchen Verstand hätte, ins HQ gehen, einen Antrag auf Versetzung stellen - Montray hatte ihr
das sowieso angedroht - und so schnell wie möglich von einer Welt verschwinden würde, die sie liebte und haßte und zu der sie niemals wirklich gehören konnte.
Ob sie tatsächlich imstande wäre, sich von den Entsagenden zu trennen bei kühler Überlegung, ohne sich über Ställe, Badezimmer und dergleichen aufzuregen? Sie hatte eine Solidarität kennengelernt, von der sie vorher nichts gewußt hatte, eine Welt von Frauen. Diese Welt, in mancher Beziehung klein und kleinlich, war auf der Grundlage von Entsagung und Beschränkung durch Frauen aufgebaut worden, die sich für frei hielten und doch in hundert Dingen gebunden waren. Aber welches Leben war schon völlig frei? Und in jenem Leben gab es erstaunliche Freiheiten. In ihren ganzen siebenundzwanzig Jahren hatte Magda noch keine Umgebung gefunden, die der Erfüllung aller ihrer Träume und Wünsche so nahe kam. Konnte sie sie verlassen, weil sie nicht vollkommen war?
Wie hieß gleich der terranische Philosoph, der geschrieben hatte, da kein Mensch frei sein könne, müsse man den unter die Glücklichen zählen, der eine Sklaverei nach seinem Gefallen gefunden habe? Die Comhi’Letzii, die Schwesternschaft der Ungebundenen, hatte wenigstens für sich selbst entschieden.
Wie ich mich entschieden habe…
Und da war noch Camilla, an die sie denken mußte… Sie war dem Gedanken an Camilla ausgewichen, aber Camilla war einer der Gründe, warum sie jetzt gern geflohen wäre.
Im Verlauf eines einzigen Tages hatte sie in der plötzlichen Freiheit des Mittsommerfestes ihre selbstgewählte Isolation durchbrochen, zuerst mit Monty - und sie war sich immer noch nicht sicher, warum sie das getan hatte, obwohl es ihr in dem Augenblick ganz plausibel vorgekommen war und dann mit Camilla. Sie hatte sich über sich selbst gewundert - noch jetzt scheute ihr Verstand vor all den neuen Dingen zurück, die sie an sich entdeckt

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