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Gildenhaus Thendara - 7

Gildenhaus Thendara - 7

Titel: Gildenhaus Thendara - 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aufsuchen?” Und Jaelle dachte: Wieso bin ich sicher?
Ich weigere mich, heute krank zu sein. Ich werde einfach nicht nachgeben. Laut sagte sie: „Ich muß einen Bericht fertigmachen.” Sie zwang sich, sich zu bewegen, und das Schwindelgefühl ließ nach. Die Welt wurde wieder fest. Inzwischen hatte sich Jaelle an die terranische Uniform gewöhnt, die Strumpfhosen, die erstaunlich warm für ein so dünnes Material waren, und die auf Figur gearbeitete Jacke. Peter, nach Seife und dem frischen Uniformtuch riechend, kam, umarmte sie, murmelte etwas Beruhigendes und stürzte davon.
So war er in Ardais nicht, schoß es ihr durch den Kopf. Doch darüber wollte sie zu einer Zeit nachdenken, wo es weniger beunruhigend war. Jaelle war mit dem Bericht über ihre Reise nach Ardais längst fertig und arbeitete jetzt in Magdas altem Büro in der Abteilung Kommunikation an der Vervollständigung eines Standard-Lexikons - so nannte Bethany es mit darkovanischen Redensarten. Sie hielt das für sinnlos, aber wenigstens brauchte sie sich nicht mit diesen verdammten Schlaflernbändern abzuquälen, obwohl sie sich denken konnte, daß die Aufzeichnungen letzten Endes auf ein solches Band übertragen werden würden. Ob wohl der Schlaflerner - wie nannte Peter ihn? der D-Alpha-Kortikator an meinen Alpträumen schuld ist? Sogar Peter hielt das für möglich. Ich werde das Ding nie wieder benutzen - wenn es sein muß, schlafe ich lieber auf dem Fußboden!
    Aber sie arbeitete gewissenhaft weiter, brachte veraltete Ausdrücke und den Slang, der in ihrer Kindheit populär gewesen war, auf den neuesten Stand und rief sich volkstümliche und vulgäre Bezeichnungen ins Gedächtnis zurück, die häufiger angewendet wurden als die extrem höflichen. Sie wußte, daß Magdas Vater dieses Lexikon vor Jahren in Caer Donn zusammengestellt hatte. Niemals hätte jemand vor einem Gelehrten, der noch dazu ein Außenweltler war, eine ordinäre Sprache geführt. Aber sie kannte Wendungen, bei denen sie errötet wäre, wenn sie sie in einen für Männer bestimmten Sprachlehrgang hätte einfügen müssen. Außerdem kam es ihr ein bißchen zweifelhaft vor, ob diese besonderen Ausdrücke überhaupt von Frauen benutzt wurden, die in den Gildenhäusern ausgenommen.
Tatsache ist, dachte sie und wunderte sich, warum es sie deprimierte, ich weiß eigentlich gar nicht, wie normale Frauen sprechen, abgesehen von Lady Rohana. Ich bin so jung als Kindras Pflegetochter ins Gildenhaus gekommen!
Nun, sie würde tun, was sie konnte und so gut sie es konnte, und mehr durfte man vernünftigerweise nicht von ihr erwarten. Sie war sich nicht voll bewußt, daß ihr das alles gegen den Strich ging, die ungewohnte Uniform, die Kragentasche, in die man das Kehlkopfmikrophon schob, so daß sie praktisch an diese Maschinen angeschlossen war, die Strumpfhosen, in denen sich ihre Beine nackt anfühlten. Nacktheit hätte sie innerhalb des Gildenhauses zwischen ihren Schwestern gar nicht gestört, aber in einem Büro, durch das hin und wieder Männer gingen - zugegeben, nicht sehr oft
-, fühlte sie sich fremden Blicken ausgesetzt und versuchte sich einzureden, ihr Schreibtisch und die Konsolen gäben ihr Deckung. Einmal kam ein Mann, um mysteriöse Dinge an Bethanys Terminal vorzunehmen, Drähte und merkwürdige Platten und andere Dinge herauszuziehen. Es war niemand, den sie kannte, ein anonymer Techniker, und er dachte: Das also ist Haldanes darkovanische Squaw. Der Glückspilz! Was für Beine…
Jaelle hob den Kopf und maß den Mann mit einem vernichtenden Blick. Erst dann machte sie sich klar, daß er kein Wort laut gesprochen hatte. Mit brennendem Gesicht senkte sie die Augen und tat, als sei er gar nicht da. Ihr ganzes Leben lang war sie von diesem intermittierenden Laran geplagt worden, das unkontrollierbar kam und
verschwand, sich ihr aufdrängte, wenn sie gar nicht wissen wollte, was im Kopf eines anderen vor sich ging, und sie ebenso oft im Stich ließ, wenn es für sie von ungeheurer Wichtigkeit gewesen wäre. Gerade jetzt meldete sich ein unwillkommener Gedanke, aber es war ihr eigener:
Habe ich heute morgen tatsächlich in Peters Geist gelesen? Sieht er mich tatsächlich so?
Nein. Ich war krank, ich hatte Halluzinationen. Ich habe ihm versprochen, zum Arzt zu gehen, da sollte ich mich gleich anmelden. Als der Techniker gegangen war, erkundigte sie sich bei Bethany:
„Was muß ich tun, um mich bei einem Arzt in der Medizinischen Abteilung anzumelden?”
„Geh einfach in

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