Gildenhaus Thendara - 7
der Wahrheit zu überzeugen, begann sie zu stottern. Cholayna runzelte die Stirn und winkte ihr, sich zu setzen. „Du solltest mir vielleicht besser alles von Anfang an erzählen, Magda” Magda nahm Platz. Ihr war unbehaglich zumute. „Du warst heute morgen nicht bei der Besprechung. Du weißt es noch nicht. Während ich draußen im Feld war - habe ich den Eid einer Entsagenden geleistet” Auf den verständnislosen Blick ihrer Kollegin hin erläuterte sie: „In den Akten werden sie die Freien Amazonen genannt; sie lieben den Namen nicht. Ich bin verpflichtet, ein halbes Jahr zur Ausbildung im Gildenhaus von Thendara zu verbringen, und danach - danach bin ich mir nicht sicher, was ich tun werde, glaube jedoch nicht, daß es Arbeit für den Nachrichtendienst sein wird”
„Aber, Magda, das ist doch eine wundervolle Gelegenheit!” rief Cholayna aus. „Ich denke nicht im Traum daran, deine Kündigung anzunehmen! Wenn du möchtest, versetze ich dich für dies halbe Jahr in inaktiven Status, aber denke einmal an das wissenschaftliche Material, das du hieraus gewinnen kannst! Deine Arbeit wird bereits als beispielhaft betrachtet - das habe ich von dem Legaten gehört”, setzte sie hinzu. „Wahrscheinlich weißt du mehr über darkovanische
Bräuche als sonst irgendwer, der hier arbeitet. Mir wurde auch berichtet, die Medizinische Abteilung habe zugestimmt, eine Gruppe Freier Amazonen auszubilden… ” Sie sah Magda leicht zusammenzucken und verbesserte sich: „Wie hast du sie genannt? Entsagende? Klingt wie ein Nonnenorden, welchen Dingen entsagen sie denn? Das scheint mir ein seltsamer Ort für dich zu sein”
Magda lächelte über den Vergleich. „Ich könnte dir den Eid zitieren. Hauptsächlich entsagen sie - wir - im Ausgleich für gewisse Freiheiten dem Schutz, den die Gesellschaft den Frauen bietet” Sogar in ihren eigenen Ohren klang das jämmerlich unzulänglich, aber wie sollte sie es erklären? „Ich tue es jedoch nicht, um eine Dissertation zu schreiben, weißt du, oder dem terranischen Nachrichtendienst Informationen zu liefern. Aus dem Grund möchte ich kündigen.”
„Und aus dem gleichen Grund weigere ich mich, deine Kündigung anzunehmen”, sagte Cholayna.
„Glaubst du, ich werde meine Freundinnen im Gildenhaus bespitzeln? Niemals!”
„Ich bedauere, daß du es auf diese Weise ansiehst, Magda. Ich sehe es nicht so. Je mehr wir über die verschiedenen Gruppen eines Planeten wissen, desto leichter ist es für uns - und ebenso für den Planeten, auf dem wir uns befinden, weil es weniger Möglichkeiten für Mißverständnisse und Ärger zwischen dem Imperium und den Einheimischen gibt…”
„Ja, ja, das habe ich alles auf der Akademie des Nachrichtendienstes gelernt”, erklärte Magda ungeduldig. „Das ist die offizielle Politik, nicht wahr?”
„So würde ich es nicht ausdrücken.” In Cholaynas Stimme klang etwas wie sorgfältig unter Kontrolle gehaltener Ärger mit.
„Aber ich, und ich begreife allmählich, wie es mißbraucht werden kann! ” Jetzt geriet auch Magda in Harnisch. „Wenn du meine Kündigung nicht genehmigen willst, Cholayna, muß ich eben ohne deine Genehmigung gehen. Darkover ist meine Heimat. Und wenn ich mein Bürgerrecht im Imperium dafür aufgeben muß, eine Entsagende zu werden, dann…” „Nun mal langsam, Magda, bitte!” Cholayna hob die Hand und unterbrach den wütenden Wortstrom. „Und setz dich wieder, ja?” Magda merkte jetzt erst, daß sie aufgesprungen war. Langsam ließ sie sich auf ihren Stuhl niedersinken. Cholayna ging zu der Bestell
automatik an der Wand des Büros, wählte zwei Tassen Kaffee und kam, die heißen Tassen auf der Handfläche balancierend, zu Magda zurück. Sie nahm neben ihr Platz.
„Magda, vergiß einmal eine Minute lang, daß ich deine Vorgesetzte bin. Ich habe immer gedacht, wir seien Freundinnen. Ich kann nicht glauben, daß du weglaufen willst, ohne mir eine Erklärung zu geben?
Ich habe sie auch für meine Freundin gehalten, dachte Magda und nahm einen Schluck Kaffee. Aber jetzt weiß ich, daß ich in Wirklichkeit nie Freundinnen gehabt habe; ich habe nicht einmal gewußt, was Freundschaft ist. Ich habe mich immer so sehr darum bemüht, beruflich akzeptiert zu werden, daß ich nie darauf geachtet habe, was andere Frauen taten oder unterließen. Bis ich Jaelle begegnete und erfuhr, was es bedeutet, eine Freundin zu haben, für die ich kämpfen und, wenn es sein muß, sterben würde. Cholayna ist auch gar nicht meine
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