Gildenhaus Thendara - 7
ist es, was ich jetzt bin und was ich hinfort sein muß, men dia pre’zhiuro… Erschauernd flüsterte Magda die ersten Worte des Eides der Entsagenden vor sich hin. Es würde nicht leicht sein. Aber sie würde tun, was sie geschworen hatte. Für einen Terraner war ein unter Gewaltandrohung erzwungener Eid nicht bindend. Mich als Darkovanerin bindet der Eid nun einmal. Schon der Gedanke daran, ihn zu brechen, wäre unehrenhaft.
Magda riß ihre Gedanken von diesem Endlosband in ihrem Gehirn los. Neue Räume für den Nachrichtendienst, hatte der Mann gesagt, und eine neue Leiterin. Wahrscheinlich, dachte Magda mit resigniertem Schulterzucken, eine Frau, die über ihre Aufgabe beträchtlich weniger wußte als sie selbst. Magda und ihr ehemaliger Mann Peter Haldane waren beide hier geboren, waren zweisprachig aufgewachsen, kannten und akzeptierten die darkovanischen Sitten als ihre eigenen. Doch das war nicht die Art, wie das Imperium an eine Sache heranging.
Das Büro des Nachrichtendienstes war hoch über dem Raumhafen in einem Wolkenkratzer untergebracht worden, der noch vor
Neuigkeit glänzte. In dem erdnormalen Licht, zu hell für Magdas Augen, sah sie eine Frau stehen, eine Frau, die sie kannte oder doch einmal sehr gut gekannt hatte.
Cholayna Ares war größer als Magda und braunhäutig. Sie hatte weißes Haar, und Magda hatte nie herausgebracht, ob es vorzeitig ergraut oder von Natur aus immer silberweiß gewesen war, denn ihr Gesicht wirkte ungewöhnlich jung, damals wie heute. Sie lächelte und streckte in einer herzlichen Geste die Hand aus, und Magda ergriff die Hand ihrer alten Lehrerin.
„Es ist kaum zu glauben, daß du deinen Posten an der Akademie aufgegeben hast”, sagte Magda. „Bestimmt doch nicht, um hierherzukommen…”
„Oh, aufgegeben habe ich ihn eigentlich nicht”, lachte Cholayna Ares. „Es gab den üblichen bürokratischen Hickhack - jede Gruppe versuchte, mich auf ihre Seite zu ziehen, und deshalb wünschte ich beiden die Pest an den Hals und stellte einen Antrag auf Versetzung. So landete ich - hier. Es ist kein begehrter Posten, deshalb gab es keine Konkurrenz. Ich erinnerte mich, daß du von hier stammtest und daß du diese Welt liebtest. Nicht viele Leute bekommen die Chance, den Nachrichtendienst auf einem Planeten der Klasse B aus dem Nichts aufzubauen. Und mit dir und Peter Haldane habe ich nicht einmal gehört, du hättest ihn geheiratet?”
„Die Ehe ist letztes Jahr in die Brüche gegangen”, antwortete Magda. „Das Übliche.” Sie wehrte die teilnahmsvolle Neugier, die aus den Augen ihrer früheren Lehrerin sprach, mit einem harten Schulterzucken ab. „Das einzige Problem, das daraus entstand, ist, daß man uns nicht länger gemeinsam zum Feldeinsatz hinausgeschickt hat”
„Wenn es hier gar keinen Nachrichtendienst gab, was habt ihr dann im Feldeinsatz gemacht?”
„Wir gehörten zur Abteilung Kommunikation”, berichtete Magda, „und betrieben Sprachforschung. Einmal ließ man mich auf dem Marktplatz Witze und Redensarten sammeln, nur um mit der Entwicklung der Sprache beziehungsweise des Slangs Schritt zu halten, damit Leute, die tatsächlich ins Feld mußten, keine dummen Fehler machen würden”
„Und du bist an meinem ersten Tag in der neuen Stellung hergekommen, um mich zu begrüßen und willkommen zu heißen?” fragte Cholayna. „Setz dich - erzähl mir alles über diesen Planeten. Es
ist lieb von dir, Magda. Ich habe immer gesagt, daß du im Nachrichtendienst Karriere machen würdest”
Magda senkte den Blick. „Ich bin nicht deinetwegen hergekommen - wußte gar nicht, daß du hier warst” Sie sagte sich, daß ihr nichts übrigblieb, als mit der Wahrheit herauszurücken. „Ich bin gekommen, um zu kündigen” Cholaynas dunkle Augen verrieten, wie bestürzt sie war.
„Magda! Du und ich, wir beide wissen doch, wie es im Zivildienst zugeht: Natürlich hätte man dir diesen Posten anbieten sollen, aber ich dachte immer, wir seien Freundinnen und du wärest bereit, zumindest für eine Weile zu bleiben!”
Das war nicht Magdas Grund, nur war das natürlich der Eindruck, den Cholayna gewinnen mußte. Magda wünschte, die neue Leiterin sei eine völlige Fremde gewesen oder doch jemand, den sie nicht mochte, nicht eine Frau, die sie immer gern gehabt und respektiert hatte.
„O nein, Cholayna! Ich gebe dir mein Wort, es hat nichts mit dir zu tun! Ich wußte nicht einmal, daß du hier warst, ich war bis gestern abend im Feld…” In ihrem Eifer, Cholayna von
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