Gildenhaus Thendara - 7
Kontrolle zu halten. Hätte ich mitten in meinem Hausjahr plötzlich Männern gegenübergestanden - ich, die ich als Söldnerin unter Männern gelebt habe
-, ich glaube, ich hätte sie alle umgebracht. Ich weiß nicht, wie Margali sich ihr Können erworben hat, aber sie hat uns ebenso viel zu lehren wie von uns zu lernen. Du weißt es, Rafi, noch heute hast du dir von Margali beim Unterricht im unbewaffneten Kampf helfen lassen! Sie hat viele Fähigkeiten, obwohl sie zur Zeit noch nicht so ausgebildet ist, daß sie sie anderswo als in unserem Waffensaal anwenden darf. Ich hatte vergessen, wie sie zu uns gekommen war und wie sie sich draußen benommen hatte. Es ist meine Aufgabe, so etwas zu wissen, und als meine Wut auf sie verraucht war, wurde mir klar, daß es meine Schuld war und nicht ihre” Sie benutzte die formelhafte Wendung: „Ich werde die volle persönliche Verantwortung für den Fehler auf mich nehmen, der ihre Schwäche bloßlegte”
Sie stand auf und stellte sich neben Magda. Dann setzte sie sich hinter ihr auf den Fußboden, und Magda sah den ernsten Stolz in ihrem Gesicht. In diesem Augenblick verflog jeder Groll, den sie gegen die alte emmasca wegen ihrer Barschheit und den ihr angedrohten Schlägen empfunden hatte, um nie mehr zurückzukehren. Das Wort „persönliche Verantwortung” wurde in den wichtigsten Ehrensachen benutzt, und Camilla hatte ihre Ehre für sie verpfändet.
Sie ist meine Eidesschwester, und sie nimmt diese Schwesternschqft ernst ernster als ich selbst! Magda sagte spontan: „Camilla, nein! Meine Hand hat den schändlichen Streich geführt. Ich hätte es wissen müssen, ich trage die Verantwortung dafür…”
„Du wirst schweigen, Margali”, gebot Mutter Lauria ihr streng. „Das werde ich nicht noch einmal sagen. Noch ein Wort ohne Erlaubnis, und ich schicke dich aus dem Zimmer. Dann kannst du draußen auf die Entscheidung warten. Eine hat gesprochen. Zwei mehr sind erforderlich” Die süße hohe Stimme Mariselas erklang: „Ich spreche für Margali. Seht ihr hieran nicht, wieviel sie gelernt hat? Sie drückt sich nicht vor der Verantwortung, auch wenn eine andere sie für sie tragen will. Sie hat außer der Reihe gesprochen, doch ihre Absicht war gut. Wir dürfen Margali nicht dafür tadeln, daß sie eine Prüfung nicht bestand, der sie nie hätte unterzogen werden dürfen, und trotzdem haben wir seit mehr als zehn lagen im stillen ihr die Schuld gegeben. Wer von uns hielte so lange Zeit soviel Mißbilligung von ihren Schwestern aus, und das während des Hausjahrs mit der Belastung durch die Schulungssitzungen - und käme trotzdem ruhig und beherrscht zu uns, bereit, allen Tadel auf sich zu nehmen?” Sie sah sich ernst in dem Kreis um. „Schwestern, wir haben alle schon da gestanden, wo Margali jetzt steht - wir kamen uns vor wie unwissende Kinder, all unsere alten Gewißheiten hatten wir verloren und noch nichts gewonnen, was ihren Platz hätte einnehmen können. Seht sie an - sie sitzt da und weiß nicht, ob wir sie auf die Straße werfen werden, daß sie für sich selbst sorgen oder allein dahin zurückkehren muß, woher sie gekommen ist. Und dabei ist sie die Frau, die unter der Last von allem, was wir ihr in diesen letzten Tagen auferlegt haben, dem Rat ihres Herzens folgte und unaufgefordert ging, Byrna zu trösten. Keine von uns hier - nicht eine, nicht einmal die, die Kinder geboren haben und sie weggeben mußten fand
einen Augenblick Zeit für unsere Schwester, weil sie von einem anderen Haus ist. Ich spreche für Margali, Schwestern. Diese Frau ist wahrlich eine von uns, und ich stelle ihren Eid nicht in Frage”
Es folgte ein langes Schweigen. Endlich erklärte Mutter Lauria in dieser merkwürdig rituellen Art: „Zwei haben gesprochen, aber es wird eine dritte gebraucht”
Und das Schweigen zog sich in die Länge, bis es Magda in den Beinen zuckte, aufzuspringen und den Raum zu verlassen, sobald das Urteil verkündet sein würde. Ob sie sie nun hinauswarfen oder nicht, sie blieb nicht bis Mittsommer unter diesem Dach, wenn alle sie als entehrt betrachteten.
Rafaella bewegte sich, und Magda machte sich auf ihren Hohn, ihre Anschuldigungen gefaßt. Statt dessen sagte Rafaella bedächtig: „Der bloßen Gerechtigkeit wegen - muß ich selbst für sie sprechen.” Magda verstand sie zuerst gar nicht, als seien es Wörter aus der fremden Sprache des Liedes, das Rafaella gesungen hatte.
„Sie kämpfte, um uns zu verteidigen; vielleicht nicht klug, aber ohne
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