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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hatte Magda gestern beim Essen gesehen, aber sie kannte ihre Namen nicht. Dann wandte sie sich der halb bewußtlosen Fremden zu. „Was suchst du hier?” Für Magda hatten die Worte die Macht eines Rituals. „Bist du gekommen, um hier Zuflucht zu finden?”
Die Frau flüsterte schwach: „Ja”
„Willst du nur ein Obdach, meine Schwester? Oder ist es dein Wille, den Eid einer Entsagenden abzulegen?”
„Den Eid .. ” hauchte die Frau. Sie schwankte, und Mutter Lauria bedeutete ihr, sich hinzusetzen.
„Du bist krank; du brauchst im Augenblick keine Fragen zu beantworten, meine Schwester” Mutter Lauria richtete den Blick auf Magda und Doria, die am Fuß der Treppe standen.
„Ihr beiden seid neu bei uns; ihr drei werdet in der Ausbildung zusammen sein, sollte diese Frau den Eid ablegen. Deshalb wähle ich euch als ihre Eidesschwestern und dazu .. ” Sie sah sich um. Offensichtlich suchte sie nach jemandem. Schließlich winkte sie.
„Camilla n’ha Kyria”, sagte sie, und Magda erkannte mit einem Gefühl der Unausweichlichkeit die große, dünne emmasca, die Zeugin ihres eigenen Eides gewesen war. „Camilla, ihr drei bringt sie weg, schneidet ihr das Haar und bereitet sie darauf vor, den Eid zu leisten, sofern sie dazu fähig ist”
Camilla kam und legte einen Arm um die taumelnde Fremde. „Komm, stütze dich auf mich!’ Sie benützte die unpersönliche Form, aber ihre Stimme klang freundlich. Plötzlich entdeckte sie Magda, und ihr Gesicht leuchtete auf. „Margali! Eidesschwester, bist du das? Ich dachte, du seiest nach Neskaya gegangen! Du mußt mir alles darüber erzählen, aber später, denn zuerst müssen wir dieser Frau helfen. Schiebe deinen Arm unter ihre Arme… so… sie kann nicht gehen .. “
Magda umfaßte die offensichtlich beinahe zusammenbrechende Frau, aber diese zuckte vor der Berührung zurück und schrie mit
schwacher Stimme auf. Camilla führte sie in ein Kämmerchen neben Mutter Laurias Büro und drückte sie in einen weichen Sessel.
„Bist du mißhandelt worden?” fragte sie, nahm ihr den Schal ab und gab einen Laut des Entsetzens von sich.
Das Kleid der Frau - von teurem Zuschnitt, aus erstklassig gefärbtem Wollstoff und mit Pelz besetzt - hing in Fetzen und war blutdurchtränkt. Das Tuch hatte sich in schwarze Klumpen verwandelt, durch die immer noch rotes Blut sickerte.
Camilla flüsterte: „Avarra schütze uns! Wer hat dir das angetan?” Doch sie wartete nicht auf eine Antwort. „Doria, lauf in die Küche, hole Wein und heißes Wasser und frische Handtücher! Dann sieh nach, ob Marisela im Haus ist oder ob sie irgendwo in der Stadt einem Kind auf die Welt hilft. Margali, komm her, hilf mir, ihr das auszuziehen!”
Gemeinsam zogen sie ihr die zerfetzten Sachen aus. Jacke, Kleid, Unterwäsche, alles war elegant und mit Kupferfäden bestickt. In ihrem hellen Haar trug die Frau eine teure Schmetterlingsspange aus KupferFiligran. Magda leistete Hilfestellung und reichte Camilla, was sie brauchte. Camilla entblößte die Frau bis zur Taille und wusch die schrecklichen Schnittwunden. Was konnte sie nur verursacht haben? Die Frau ließ sich alles gefallen, ohne zu schreien, aber es mußte ihr furchtbar weh tun. Als sie fertig waren, zog Camilla ihr ein leichtes Hemd über, band die Zugschnüre am Hals lose zusammen und hüllte sie dann in einen warmen Hausmantel. Doria kam beunruhigt zurück und meldete, Marisela sei nicht im Haus.
„Dann suche Mutter Millea”, befahl Camilla, „und Domna Fiona. Sie ist Richterin am Stadtgericht, und wir müssen eine beschworene Zeugenaussage über den Zustand dieser Frau aufnehmen, damit wir das Recht bekommen, sie zu schützen. Es geht ihr zu schlecht, als daß sie den Eid ablegen könnte. Wir wollen sie ins Bett stecken und pflegen… ” Die Frau richtete sich mühsam auf. „Nein”, stieß sie hervor, „ich will den Eid ablegen - ich will von Rechts wegen hier sein, nicht aus Mildtätigkeit aufgenommen werden…”
Magda flüsterte wie im Selbstgespräch vor sich hin: „Was ist ihr nur zugestoßen? Was kann solche Wunden hervorgerufen haben…?” Camillas Gesicht war wie aus Stein. „Sie ist wie ein Tier geschlagen worden”, erklärte die emmasca. „Ich trage ganz ähnliche Narben. Kind -” sie beugte sich über die im Sessel liegende Frau
„ - ich weiß, was es bedeutet, mißhandelt zu werden. Margali - du findest eine Schere in der Tischschublade” Und als Magda sie ihr in die Hand drückte, fragte Camilla: „Wie ist dein

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