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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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gewöhnliche Teenager sein, die in ihre erste Liebe hineingestolpert waren …
    Ich eilte weiter, und Harriet trottete wie ein treuer Hund neben mir her.
    »Puh, ist das groß. Und so alt.«
    »Daran gewöhnst du dich.«
    Während wir uns dem wuchtigen Gebäude näherten, war mir, als könnte ich links von mir zwischen den Bäumen etwas hören. Ich blieb stehen und sah mich unsicher um. Tief in den fernen Schatten glaubte ich einen Blick auf etwas erhascht zu haben, das sich lautlos zwischen den Bäumen bewegte. »Wer ist da?«, rief ich, aber meine Stimme klang dünn in der eiskalten Luft. Alles war still, wie eine Bühne kurz vor der Aufführung, darauf wartend, dass etwas passierte. Ich wurde beobachtet. Einen Moment überlegte ich, ob ich mich umdrehen und weglaufen sollte. Ich musste verrückt sein, dass ich überhaupt
zurückgekehrt war. Aber der Talisman lag kühl und ruhig auf meiner Haut; er verlieh mir Mut und gab mir Hoffnung. Ich konnte es tun, sagte ich mir. Ich konnte es mit alldem aufnehmen, was mich erwartete. Ich musste es tun. Sebastian wartete auf mich.
    »Komm schon, Harriet, gehen wir rein. Es ist kalt.«
    Wir zogen unsere Koffer zu der großen Eichentür und betraten die weitläufige Eingangshalle, in der ein Feuer in einem altmodischen offenen Kamin loderte. Die holzvertäfelten Wände und die goldgerahmten Gemälde und die Wandschränke mit den silbernen Schultrophäen waren genau so, wie ich sie in Erinnerung gehabt hatte. Der Geruch von Blumen und Bienenwachs und Holzrauch war da, vermischte sich mit einem unterschwelligeren Hauch von Geld und Tradition. Schülerinnen in der Schuluniform hingen beim Feuer herum; andere gingen eilig die Flure entlang, die von der Eingangshalle wegführten, und vermittelten dabei den Eindruck, als wären sie an diesem ersten Tag mit überaus wichtigen Dingen beschäftigt. Während ich da stand und alles in mich aufnahm, stürzte ein Mädchen mit lockigen Haaren und warmen braunen Augen auf mich zu.
    »Evie! Du bist zurück! Oh, es ist so schön, dich wiederzusehen! «
    »Sarah!«
    Wir umarmten uns und lächelten, aber ein Kloß steckte in meiner Kehle.
    »Wie geht es dir?«, fragte Sarah leise. »Es muss schwer gewesen sein, mit der Beerdigung klarzukommen.«
    »Es geht mir gut, wirklich.« Ich erinnerte mich daran, dass Harriet immer noch wie ein unerwarteter Partygast
in meinem Schatten wartete. »Äh, Sarah, das hier ist Harriet. Wir sind im gleichen Zug gefahren.«
    »Hi.« Sarah lächelte. »Soll ich dich zu Miss Barnard bringen, Harriet? Sie kümmert sich um die jüngeren Mädchen. Es wird bald Abendessen geben, und du willst dich sicher nicht verspäten.«
    »Ja, bitte«, sagte Harriet dankbar, und ich war ebenfalls dankbar, dass ich sie endlich losgeworden war. Sarah mit ihrer fürsorglichen Art nahm Harriet gleich mit und rief mir über die Schulter zu: »Aber wir müssen uns unterhalten, Evie. So bald wie möglich.«
    Ich machte mich auf den Weg zum Schlafsaal, um meine Sachen auszupacken, und wuchtete den Koffer die große Marmortreppe hoch, die sich zu den oberen Stockwerken hinaufwand. Oben blieb ich einen Moment stehen, um zu Atem zu kommen, und warf einen Blick über den Rand des kunstvollen Eisengeländers. Die schwarzweißen Fliesen des Korridors schienen sehr weit unten zu sein, und die Höhe und der Raum um die beeindruckende Treppe herum waren beinahe schwindelerregend. Eine Sekunde lang war mein Geist plötzlich woanders, und der Rest der Schule existierte nicht mehr; es gab nur noch einen schrecklich steilen Absturz, auf dessen Grund diese strahlenden Fliesen wie ein riesiges Schachfeld wirbelten. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich ein Mädchen auf dem Boden liegen sehen, wie eine zerbrochene Puppe. Ihre Augen starrten zu mir herauf, während sich ein Streifen aus karmesinrotem Blut über das endlose Schwarz und Weiß erstreckte …
    Eine Glocke läutete schrill. Es war die Warnglocke, die den letzten sich noch verabschiedenden Eltern mitteilte,
dass es an der Zeit war, ihre Töchter zurückzulassen. Ich holte tief Luft und sah wieder hinunter. Niemand lag auf dem gefliesten Boden. Was war es gewesen? Eine Erinnerung? Eine Prophezeiung? Oder nur einer der Streiche, die die düstere Atmosphäre von Wyldcliffe meiner Vorstellungskraft spielte?
    Es war nichts. Ich würde nicht zulassen, dass ich von dem abgelenkt werden würde, was ich zu tun hatte. Sebastian zu finden. Den Talisman zu erwecken. So einfach war das – und auch so

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