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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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war überhaupt mit mir passiert? Ich fuhr mir mit der Hand über den Brustkorb, in dem es nun wirklich zu hämmern begann. Die Haut war zum Zerreissen gespannt, als ob man darunter einen Fussball aufgepumpt hätte, und selbst durch den Verband hindurch, der einen höllisch zuschnürte, fühlte sich mein Körper merkwürdig an … irgendwie angeschwollen. Und weich.
    Und dann fiel mir ein, was die Frau gesagt hatte: »Du hast meine verdammten Titten, du Schwein.« Was zum Teufel sollte das heissen? Und was hatten diese Schläuche da in meiner Leiste zu suchen, wo sie mir doch die Zähne hatten machen sollen?
    Ich wollte mir mit der Hand den Schwanz kratzen, der sich anfühlte, als hätte ich eine ausgewachsene Morgenlatte, doch da war nichts. Nur dieses Verbandspolster, und diese Schläuche, und der Schmerz, und …
    »Schwester!« brüllte ich. »Verdammte Scheiße, warum … Hilfe! Ich will sofort eine Schwester!«
    11. November
    Der Doktor sah mich nicht einmal an. Er trat einfach durch eine Öffnung im Vorhang, der mein Bett umgab, und schlug die Decke zurück, so dass nur noch ein Stück Verband zwischen mir und dem Rest der Welt lag. Er beugte sich über meinen Beinansatz und begann das rote und gelbe Zeug zu inspizieren, das wie eine Mischung aus Blut und Vanillesosse aussah und durch die Kanüle in meinen Körper tröpfelte. Aus dem Mundwinkel heraus, um sich auch ja nicht bewegen zu müssen, sagte er: »Nun, Charmaine, wie geht es uns denn heute Morgen?«
    Wie bitte … Charmaine? Wer zum Teufel sollte das sein?
    Ich war so perplex, dass ich nicht einmal den Mumm aufbrachte zu sagen: »Ich bin nicht Charmaine. Ich bin Bradley Barrett.« Vermutlich eine Folge der Sedativa, die man mir reingejagt hatte, nachdem ich letzte Nacht angefangen hatte, das ganze Haus zusammenzubrüllen. Dennoch dämmerte es mir langsam aus dem hintersten Winkel meines Hirns, dass hier irgendetwas faul war. Und zwar ober faul.
    Mein Magen krampfte sich zusammen, und mich überkam dieses angespannte, kotzelende Gefühl, das man ganz hinten im Hals verspürt, wenn man kurz vor einer Panikattacke steht. Ich hörte, wie der Doktor zur Schwester gewandt sagte: »Die Labialabflüsse scheinen prima zu funktionieren. Und auch mit den Vaginalpolstern dürfte alles in Ordnung sein, oder?«
    In dem Moment setzte ein hämmerndes Rauschen in meinen Ohren ein, und vor meinen Augen war nur noch ein Flimmern wie bei einem gestörten Fernseher. Bevor alles schwarz wurde, erinnere ich mich noch, wie der Doktor mir auf die Brust tupfte und sagte: »Keine Verklumpungen oder Verhärtungen im Bereich der Implantate … schön…« Und dann war ich weg.
    Als ich wieder aufwachte, stand die rothaarige Schwester mit einer Tasse Tee vor mir. »Hier«, sagte sie, »probieren Sie. Das wird Ihnen gut tun.«
    Der Tee war pechschwarz. »Könnte ich bitte etwas Milch bekommen?« fragte ich betont höflich, zumal ich eine vage Erinnerung an den kleineren Wutanfall in der letzten Nacht hatte.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »In den ersten fünf Tagen keine Milchprodukte oder feste Nahrung. Aber ich kann Ihnen etwas Zucker holen. Und heute zum Abendessen gibt’s schon eine Tasse Bovril und eine Schale Wackelpudding.«
    In meinem Kopf begann es wieder zu kreisen, aber diesmal wurde ich nicht gleich panisch. Ich sagte mir: »Na los doch, Bradders, pack’s an. Du hast ein Hirn, also beginn ganz von vorn. Denk logisch. Es muss dafür eine Erklärung geben.«
    Ich fing mit einer einfachen Frage an. »Entschuldigen Sie, Schwester«, sagte ich, »aber warum trage ich diese Strümpfe hier?«
    »Das sind Kompressionsstrümpfe«, sagte sie. »Sie verhindern tiefe Venenthrombosen… damit sich keine Blutgerinnsel bilden.«
    Damit war ich wenig schlauer, aber ich machte unverdrossen weiter. »Warum hat der Doktor ›Charmaine‹ zu mir gesagt? Mein Name ist Bradley … Bradley Barrett. Und was meinte er mit Labialabflüssen und …«, ich konnte das Wort nicht einmal aussprechen … »na, Sie wissen schon … diesem Polster?«
    Sie blickte mich leicht entgeistert an, immer noch mit der Tasse in der Hand. Ich wollte sie nicht wieder auf die Palme bringen, also gab ich meiner Stimme einen betont vernünftigen Klang, so als würde ich einem unserer Kunden mitteilen, dass wir seine viertelseitige Anzeige auf dem Kopf gedruckt oder sie auf der falschen Seite platziert haben.
    »Sehen Sie«, sagte ich, »ich bin gestern hier eingeliefert worden, um mir die Weisheitszähne rausnehmen zu

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