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GK0117 - Wenn der Werwolf heult

GK0117 - Wenn der Werwolf heult

Titel: GK0117 - Wenn der Werwolf heult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einige Sekunden vor der Tür stehen, fuhr sich noch einmal durch die Haare und klopfte dann gegen das braun gebeizte Holz.
    »Ja, bitte«, ertönte eine Stimme. Der Wärter trat ein.
    ***
    Dr. Cazalis saß hinter seinem Schreibtisch. Er hatte ein Buch vor sich liegen und klappte es jetzt zu, als der Wärter das Zimmer betrat.
    Cazalis war noch relativ jung und doch schon eine respektable Erscheinung.
    Er hatte dunkles Haar, das immer sorgfältig gekämmt war. Die langen Koteletten hatten einen Stich ins Graue, und Spötter sagten, daß Cazalis sie immer färben ließ. Seine Eitelkeit war berühmt und berüchtigt. Er war der Typ, der jeder Frau nachstieg und – wenn er sie erst einmal rumgekriegt hatte – sie wieder fallen ließ wie eine leere Tüte.
    Cazalis’ Gesicht strahlte Härte und Energie aus. Eckig sprang sein Kinn vor. Für eine immer braune Hautfarbe sorgte die Höhensonne. Die Augen waren kalt und von undefinierbarer Farbe. Sie verschwanden fast in den tiefliegenden Höhlen.
    Dr. Cazalis trug einen weißen Kittel. Im Kragenausschnitt leuchtete die rote Krawatte wie ein großer Blutstropfen.
    Der Wärter blieb dicht vor dem Schreibtisch stehen, und er lächelte verlegen, während er nicht wußte, was er mit seinen Händen anfangen sollte.
    Das Büro war modern eingerichtet, mit Schiebeschränken und einer Sitzgruppe aus schwarzem Leder.
    Cazalis sah den Wärter von unten herauf an. Seine kräftigen Finger spielten mit einem Bleistift. Der Wärter konnte erkennen, daß auf dem Handrücken des Mannes dichte, schwarze Härchen wuchsen.
    Dr. Cazalis wirkte irgendwie desinteressiert. Doch das war nur äußerlich. In Wirklichkeit war er gespannt wie immer. Er zeigte es nur nicht.
    Die Schreibtischlampe gab dem nüchtern eingerichteten Büro einen leicht gemütlichen Anstrich, der jedoch durch Dr. Cazalis’ Erscheinung getrübt wurde.
    »Hat alles geklappt?« fragte Cazalis. Seine Stimme klang befehlsgewohnt. Man konnte ihr anmerken, daß Cazalis es gewohnt war, niemals etwas zweimal zu sagen.
    »Ja, Doktor. Der Mann ist zurückgekommen.« Der Wärter bestätigte durch ein kräftiges Nicken seine Worte.
    »Gut, Sie können dann gehen. Und zu niemandem ein Wort, verstanden?«
    »Klar, Doktor. War ich schon jemals geschwätzig?« Der Wärter versuchte sich anzubiedern.
    »Das möchte ich Ihnen auch nicht geraten haben.«
    Für Cazalis war das Gespräch beendet. Er widmete sich wieder seinem Buch, Cazalis hob den Kopf. »Ist noch was?«
    Der Wärter faßte sich ein Herz. »Ja, Sir, ich – äh – ich hätte da noch ein Problem.«
    »Sagen Sie es.«
    »Danke, Sir, danke.« Der Wärter lächelte.
    »Geschenkt.«
    »Es ist nämlich so, Sir. Ich meine, ich tu hier meinen Dienst. Tag und Nacht, und ich…«
    »Sind Sie mit der Bezahlung unzufrieden? Die ist doch wohl gut genug«, unterbrach Cazalis den Mann.
    »Nein, Sir. Um Himmels willen. Davon rede ich ja gar nicht. Geld verdiene ich hier reichlich.«
    »Was ist es dann?«
    »Nun, Sir, ich weiß nicht so recht, wie ich es erklären soll. Also, ich bin schon über sechs Wochen in der Klinik und nie in der Zwischenzeit rausgekommen. Ich habe keine Kneipe gesehen, keine Frau gehabt. Das ist es, was mich am meisten stört.« Der Wärter atmete auf. Endlich war es heraus.
    Cazalis sagte erst mal nichts. Doch dann legte sich ein spöttisches Lächeln um seine Mundwinkel. »Eine Frau wollen Sie also. Mehr nicht. Ja, sind Sie denn des Wahnsinns? Sie gehören wohl bald selbst zu den Irren. Sie haben einen Vertrag unterschrieben, mein lieber Mann. Und den müssen Sie einhalten. Wenn nicht, haben Sie sich die Folgen selber zuzuschreiben. Sie haben über alles, was Sie sehen, strengstes Stillschweigen zu bewahren, darüber sind wir uns doch einig. Oder?« Der Wärter nickte.
    »Gut. Und wie ich Leute Ihres Schlages kenne, laufen Sie in die nächste Kneipe, lassen sich vollaufen und riskieren eine große Lippe. Sie reden von der Anstalt und von dem, was Sie hier gesehen haben. Es würden sich bestimmt bald einige Leute für uns interessieren, die wir hier nicht gern sehen. Ich wüßte daher sehr bald, wem ich diesen Besuch zu verdanken hätte. Was schätzen Sie, würde mit Ihnen geschehen?«
    Der Wärter war bei den Worten des Arztes blaß geworden. Er schluckte krampfhaft. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Ich weiß es nicht, Sir«, preßte er hervor.
    Cazalis lächelte. »Sie kämen nie mehr dazu, auch nur noch ein Wort zu sagen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden. Und

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