GK0117 - Wenn der Werwolf heult
Hintergrund.
Jane Collins sah toll aus. Sie trug ein eng anliegendes buntes Kleid, das bis zu den Füßen reichte. Der Ausschnitt war gewagt und stellte eine Herausforderung dar. Das blonde Haar fiel Jane bis auf die Schultern, und über ihr Gesicht flog ein herzliches Lächeln, als sie John erkannte.
»Gratuliere, Herr Oberinspektor«, sagte sie und hängte sich bei John Sinclair ein.
Der frisch Beförderte wandte den Kopf. »Irgendwann haben wir uns doch mal den Bruderkuß gegeben, oder irre ich mich da?«
»Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Na also.« John zog Jane Collins weiter in den Garten. »Komm, laß uns eine Runde tanzen. Ich brauche etwas Bewegung.«
Einschmeichelnde Musik klang aus den Lautsprechern. Bill hatte den großen Garten mit Lampions schmücken lassen. Es sollte eine richtige Sommerfete werden.
Auf diesen Tanz hatte Jane lange gewartet. Sie schmiegte sich so eng an John Sinclair, daß diesem heiß und kalt zugleich wurde. Sanft fuhren Janes Lippen über Johns Wangen.
»Du hattest mir doch etwas versprochen, großer Geisterjäger.«
John räusperte sich die Kehle frei. »Was denn?«
»Wollte mich ein gewisser John Sinclair nicht mal in meiner Wohnung besuchen?«
»… damit du ihm die Briefmarken zeigen kannst?« spann John den Faden weiter.
»Muß es gerade die Briefmarkensammlung sein?«
Das war deutlich. Und John gab auch eine ebenso deutliche Antwort.
Nach gut zehn Minuten Nahkampf trennte Bill die beiden Tanzenden. »Mensch, ihr habt’s nötig«, rief er vergnügt.
»Du bist ja verheiratet«, meinte John lachend.
Bill Conolly trug den linken Arm immer noch in der Schlinge. Ein Andenken an den letzten Fall.
John blickte sich im Garten um. »Fast so wie bei der Horror-Fete auf Schloß Darwood.«
»Mensch, hör ja auf!« rief Bill. »Aber etwas anderes. Weißt du, wer gerade gekommen ist?«
»Nein.«
»Dein Chef.«
»Das gibt es doch nicht.«
»Wie du siehst – ja.«
»Na, denn«, sagte John und ging auf Sheila Conolly zu, die mit einem Tablett voll Sektgläsern ankam. Bills Frau hatte Superintendent Powell im Schlepptau. Sheila brauchte sich hinter Jane Collins nicht zu verstecken. Sie trug ein flaschengrünes Gartenkleid und hatte eine flammendrote Perücke über ihr natürliches Haar gestülpt.
»Die tizianrote Bestie«, sagte John und hob sein Glas. Auch die anderen hatten inzwischen die Sektgläser genommen. Sogar Superintendent Powell – sonst Sprudelfan – ließ es sich nicht nehmen, einen kräftigen Schluck auf Johns Beförderung zu trinken. Der Abend wurde ein Erfolg.
Einmal fragte Bill Conolly: »Sag mal, soll ich dich jetzt eigentlich Obergeisterjäger nennen?«
»Untersteh dich«, drohte John. »Du weißt, ich habe noch den Silbernagel. Der wird dir bestimmt als drittes Auge gut zu Gesicht stehen.«
»Ich sag’s ja immer«, stöhnte Bill. »Mit der Zeit stumpft man ab.«
»Das sieht man bei dir am besten.«
Die Flachserei ging hin und her. Der würzige Duft von gegrilltem Fleisch lag über dem Garten und heizte immer wieder den Appetit der Gäste an.
Selbst Superintendent Powell griff kräftig zu. Bill, der sein loses Mundwerk natürlich nicht halten konnte, fragte: »Soll ich Ihnen etwas einpacken, damit Sie zu Hause auch noch etwas haben?«
Der Blick, mit dem Powell den Reporter anschließend bedachte, hätte eine ganze Kompanie töten können. Doch Bill war eine Frohnatur. Er zog sich lachend zurück. Die Zeit verging wie im Flug. Und ehe man sich versah, war Mitternacht schon vorbei.
»Heute ist schon morgen«, sagte John laut und hob noch mal sein Glas.
Er war in einer blendenden Stimmung. Noch ahnte er nicht, was ihn in den nächsten Tagen alles erwartete. Und das war auch gut so.
Gegen drei Uhr wurde Jane Collins auf einmal müde. Sie wollte nach Hause. Da John sich nicht mehr traute zu fahren, besorgte Bill Conolly ein Taxi.
»Du kannst ja noch hierbleiben«, meinte der Reporter, als Jane mal kurz weg war, um sich frisch zu machen. »Ich kann mir auch einen Ring irgendwo durchstecken«, erwiderte der Geisterjäger.
»Was wird denn Jane dazu sagen?« fragte Bill grinsend. Ehe John eine Antwort geben konnte, kam die Privatdetektivin zurück Sie war schon etwas beschwipst und drohte schelmisch mit dem Zeigefinger.
»Wenn zwei Männer flüstern, geht es meistens um Thema Nummer eins.«
»Aber wo denkst du hin«, sagte John, »wir haben uns über Dämonen unterhalten.«
»Wer’s glaubt, wird selig«, erwiderte Jane. »Kommen Sie, Herr
Weitere Kostenlose Bücher