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GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

Titel: GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Räucherstäbchen wurden herbeigetragen und auf dem Boden zu geheimnisvollen Figuren aufgebaut. Es waren magische Symbole aus dem Reich der Finsternis.
    Andere Diener fachten die Holzkohle in den eisernen Pfannen an. Die Kohle begann stärker zu glühen und übergoß die Gesichter der Menschen mit einem blutroten Schimmer.
    Der Meister selbst streute das geheimnisvolle Pulverüber die Kohle. Das Pulver schimmerte bläulich, und jetzt, als es mit der Kohle in Berührung kam, quollen dicke Rauchwolken gegen die Decke des Gewölbes.
    Der Drachenkult war endgültig zum Leben erweckt worden! Der Schwarze Drache sollte und würde triumphieren!
    Langsam näherte sich Li Wang dem ohnmächtigen Mädchen. Hoch schwang er das Schwert über den Kopf, dann raste die blitzende Klinge auf den Nacken des Mädchens zu…
    Die Diener des Drachen waren in Ehrfurcht und Angst erstarrt.
    Sie knieten auf dem Boden, hatten ihre Stirnen gegen das kalte Gestein gepreßt – und hörten plötzlich wie aus einer unendlichen Ferne eine grollende, angsterzeugende Stimme.
    Es waren Laute, die menschlichen Ohren Schmerzen zufügten, die aus einer anderen Welt – aus einer anderen Zeit stammten und eine Apokalypse des Grauens heraufbeschworen.
    Es war die Nacht des Drachen.
    Die Nacht des Todes!
    Schreie gellten. Kreischende Laute, geboren in der tiefsten Hölle.
    Das Atmen wurde zur Qual, und immer wieder brandeten die schrecklichen Schreie auf.
    Etwas unbeschreiblich Grausames mußte in dem Gewölbe vor sich gehen.
    Und dann sahen es die Diener des Drachen selbst.
    Der magische Wind fegte den Rauch beiseite, gab die Blicke frei auf den Drachenthron.
    Die Augen der Diener weiteten sich entsetzt.
    Es war unfaßbar, unvorstellbar!
    Li Wang war verschwunden, und auch die Mumie war nicht mehr zu sehen.
    Dafür saß eine andere Gestalt auf dem Thron. Sie schien einem Alptraum entsprungen zu sein.
    Die Gestalt trug den Umhang des Meisters mit den beiden roten eingestickten Drachen. Sie hatte einen menschlichen Körper – doch den Kopf eines Drachens!
    Die Beschwörung war gelungen.
    Der Drachengott war auf die Erde zurückgekehrt.
    ***
    Tom Quarry war Polizist. Er behauptete, das Chinesenviertel zu kennen wie seine eigene Westentasche. Bisher hatte ihm noch niemand widersprochen, schließlich arbeitete Quarry schon fünfzehn Jahre lang in dem Bezirk, der noch zum Stadtteil Soho zählte. Er hätte sich schon oft versetzen lassen können, aber er hatte immer darauf verzichtet. Das Chinesenviertel faszinierte ihn.
    Auch die alten, schon längst abbruchreifen Häuser waren ein Teil dieser Stadt. Rattenlöcher war die richtige Bezeichnung für die Wohnungen, denn es gab nirgendwo in London so viele Hinterausgänge und geheime Schlupfwinkel wie in diesem Viertel.
    In der Nacht vom dritten auf den vierten August hatte er wieder Dienst. Pünktlich um zweiundzwanzig Uhr verließ er das Revier. Allein diesmal, obwohl eine Zweierstreife Vorschrift war. Aber der chinesische Kollege hatte sich krank gemeldet, und so mußte sich Quarry allein auf den Weg machen.
    »Gib auf dich acht, Tom«, sagte sein Sergeant zum Abschied. »Keine Angst, ich kenne mich aus.«
    Quarry stammte aus Irland, lebte aber schon seit seiner Kindheit in London. Er war ein Bilderbuch-Ire, ein Kerl wie ein Baum, hatte fuchsrotes Haar und Hände wie Kohlenschaufeln. Dabei war er im Gegensatz zu seinem Äußeren ein gutmütiger Typ, der sich besonders gut mit Kindern verstand. Bei der Tagschicht hatte er dann auch immer einen Schwarm hinter sich herlaufen. Die Kinder wußten genau, daß Onkel Tom eine Tüte Bonbons bei sich hatte, die dann jeweils nach einer Schicht leer war.
    Auf der Greek Street, der westlichsten Straße Sohos, herrschte ein unbeschreiblicher Trubel. Stoßstange an Stoßstange schoben sich die Autos voran, um irgendwann in die Seitenstraßen abzubiegen, die in die Vergnügungsviertel führten.
    In Soho pulsierte das Leben.
    Die Leuchtreklamen der Bars und Kneipen warfen blitzende Lichtkaskaden auf den Asphalt. Sogenannte Portiers standen vor den Eingängen und lockten zahlungskräftige Touristen mit lauten Anreißparolen.
    Aber das alles gehörte zu Soho. Quarry und seine Kollegen hatten nur darauf zu achten, daß das Temperament nicht überschäumte.
    Nach dreihundert Yards verließ Quarry die Greek Street und bog in eine schmale Stichstraße ein, die geradewegs in das Chinesenviertel führte.
    Lärm und Trubel waren wie abgeschnitten.
    Wo sonst die Leuchtstoffröhren mit

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