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GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen

Titel: GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den fremdartigen Buchstaben blitzten, war fast alles dunkel.
    Irgend etwas ging hier vor. Aber was?
    In den Nischen der Häuser drückten sich lichtscheue Gestalten herum, und als Quarry einmal mit seiner Lampe leuchtete, stellte er fest, daß er nur Weiße vor sich hatte. Keine Chinesen.
    Das war noch seltsamer.
    Tom Quarry blieb stehen und nagte auf der Unterlippe. Er wurde das Gefühl nicht los, daß in dieser Nacht etwas passierte. Sicherheitshalber holte er sein Walkie-talkie hervor und gab eine Meldung an das Revier durch.
    Aber auch dort wußte man von nichts. Quarry erhielt den Auftrag, weiterzuforschen. Eine Verslärkung lehnte er ab. Noch war ja nichts geschehen.
    Wäschereien, Andenkenläden, Bäder – alles war dunkel.
    Schließlich fand Quarry ein kleines Lokal, das geöffnet hatte. Der Polizist kannte den Besitzer. Es war ein uralter Chinese, der wie ein vertrockneter Gnom wirkte.
    Quarry betrat das Lokal. Die Schnüre eines Perlenvorhangs klapperten gegeneinander.
    Zwei Tische waren besetzt. Zwei französische Ehepaare saßen dort und speisten. Quarry, der ihre Sprache ein wenig verstand, hörte, wie sie sich lobend über das Essen ausließen.
    Der Beamte grüßte freundlich und suchte den Besitzer. Er wußte, daß die dunkel gebeizte Tür an der rechten Seite des Lokals zu den hinteren Räumen führte, und Quarry wollte schon darauf zusteuern, als die Tür geöffnet wurde.
    Der alte Pe stand auf der Schwelle. Er trug einen dunklen, altmodisch geschnittenen Anzug, der ihm viel zu weit war. In seinem faltigen Gesicht leuchteten die Augen wie zwei helle Steine, und sein Lächeln wirkte eingefroren.
    Der alte Pe verneigte sich. »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?« fragte er mit leiser Stimme.
    Quarry wies mit dem Kopf auf die Franzosen. »Können wir hier reden?«
    »Ich habe keine Geheimnisse.«
    Das denkst auch nur du, dachte Quarry.
    Er und der Alte setzten sich an den Tisch direkt neben dem Perlenvorhang.
    Das Lokal hatte seine beste Zeit schon hinter sich. Die Tapeten waren vergilbt, der Teppich wies Flecken auf, und die Bilder an den Wänden hatten den Staub angezogen wie Magnete.
    Der alte Pe bot Quarry eine Schale Reiswein an, doch Tom lehnte ab. Er trank nie im Dienst.
    »Du kannst mir aber trotzdem einen Gefallen tun«, sagte Quarry.
    Pe neigte den Kopf. »Wenn ich kann – gern.«
    »Gut.« Quarry legte die Hände übereinander. »Was geht hier im Viertel vor?«
    Pe hob den Blick. »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Tu doch nicht so, zum Teufel. Ich kenne dieses Revier seit Jahren, und nie habe ich des Nachts diese beängstigende Stille erlebt. Es brennen kaum Lichter, nur wenige Lokale haben geöffnet, von deinen Landsleuten ist so gut wie keiner zu sehen. Daß hier etwas nicht stimmt, sieht ein Blinder mit dem Krückstock.«
    »Es ist alles normal, Sir«, lautete Pes Antwort.
    Quarry schlug mit der Faust auf den Tisch, so daß die Gäste erschreckt zu ihm herüberschauten. »Willst du mich an der Nase herumführen, Pe? Was geschieht in dieser Nacht?«
    Pe erhob sich. »Entschuldigen Sie mich, aber ich habe in der Küche zu tun.«
    Quarry hielt den Chinesen am Ärmel seines Jacketts fest. »Nur nicht so eilig, Pe. Du weißt, wir Iren sind stur.«
    »Lassen Sie mich los!«
    In Pes Augen blitzte plötzlich ein kaltes, nahezu unheimliches Feuer, das den Polizisten veranlaßte, ihn loszulassen.
    »Mir scheint, hier ist mal wieder eine Razzia fällig, mein Freund.«
    Der Chinese hob die Schultern, verneigte sich und verschwand mit schnellen, lautlosen Schritten durch die Tür, durch die er gekommen war.
    Quarry stand ebenfalls auf.
    Grußlos verließ er das Lokal.
    Tom Quarry entschloß sich, dem Phänomen auf den Grund zu gehen. Ausgerechnet heute war sein chinesischer Kollege nicht da. Ob da ein Zusammenhang bestand?
    Quarry wollte es genau wissen. Er wußte, wo sein Kollege wohnte, und wenn er tatsächlich krank war, würde er ihn zu Hause antreffen.
    Tom Quarry ging los. Er ging durch enge, menschenleere Gassen und wußte nicht, daß er aus Dutzenden von Augenpaaren beobachtet wurde.
    Schließlich stand er vor Hang Taus Haus.
    Es war ein schmalbrüstiges Gebäude mit einer roten Ziegelsteinfassade und einer Souterrainwohnung. Solche Häuser fand man zu Hunderten in London.
    Eine Klingel gab es nicht, Quarry mußte klopfen.
    Er hatte eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet, daß geöffnet wurde, da hörte er Schritte.
    Ein Türspalt tat sich auf. Quarry sah in ein ängstliches

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