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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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brodelndes Geräusch war zu hören. Erschrocken schaute Khan auf. Der Totenschädel löste sich in wallende Nebelschwaden auf und war bald nicht mehr zu sehen. Allmählich kam das Gemälde wieder zum Vorschein, und das Strahlen des goldenen Rahmens nahm langsam ab. Der Spuk war zum zweitenmal vorbei.
    Jetzt hieß es für Tahir Khan, zu handeln. Viel Bewegungsfreiheit würde ihm Mesos nicht lassen. Trotzdem war Khan optimistisch. Die Flucht aus Teheran würde ihm gelingen.
    Sie mußte ihm gelingen, sonst war er verloren.
    An diese Folgen wollte er nicht denken…
    ***
    Melissa Ford sah aus wie die typische Engländerin: blond, gertenschlank, flachbrüstig. Ihre Augen waren himmelblau, die Zähne regelmäßig, und um die Nase lagen ein paar freche Sommersprossen, die nicht im geringsten störten. Erregt stieß das bildhübsche Mädchen die Zigarette in den Aschenbecher. Zehn Kippen lagen nun schon in der weißen Keramikschale.
    Melissa erhob sich. Sie schüttelte das lange Haar von den Schultern und trat ans Fenster. Vor dem INTO-Hotel hielt eine schwarze Limousine. Ein eleganter Mann stieg aus. Er wurde von zwei ebenfalls elegant gekleideten Männern begrüßt. Händeschütteln. Lächeln. Dann verschwanden die Männer im Hotel. Der schwarze Wagen fuhr auf den Parkplatz.
    Melissas Brauen zogen sich zusammen.
    Was war nur mit ihr los? Sie hatte sich so sehr über diesen Auftrag gefreut. Endlich einmal ein Job mit Hank Snow zusammen. Und dann gleich in Persien. Sie hatte sich die Arbeit mit Hank so schön vorgestellt. Eine bezahlte Ferienreise, hatte sie gedacht, würde es werden. Ab und zu ein bißchen in Hanks Fotolinse lächeln, ansonsten aber unbeschwert die fremdartigen Eindrücke genießen, lustig sein, vergnügt sein, froh sein…
    Doch was war aus dieser Reise geworden?
    Melissa wurde bleich. Niemand konnte von ihr behaupten, sie wäre von Natur aus ängstlich. Furcht war etwas, das sie bislang nicht gekannt hatte. Woher kam plötzlich dieses schreckliche Unbehagen, diese bohrende Angst, der sie sich nicht entziehen konnte?
    Sie konnte Hanks Wut verstehen. Mit Klauen und Zähnen hatte er um diesen Auftrag gekämpft. Wenn sie ihn nun im Stich ließ, platzte die Sache wie eine Seifenblase. Dann war Hank in der Londoner Redaktion sicherlich unten durch. Er würde als unzuverlässig abgestempelt werden, und das war in Reporterkreisen das sichere Ende der Karriere.
    Melissa schüttelte verzweifelt den Kopf. Wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, hätte sie Hank bestimmt nicht im Stich gelassen. So aber… Die Angst, die ihr Herz langsam aufzufressen drohte, drängte sie zu einer überstürzten Abreise. Lieber heute als morgen wollte Melissa Ford dieses Land verlassen, in dem sie sich zu Tode fürchtete, ohne genau sagen zu können, wovor.
    Sie glaubte, einem abgrundtief bösen Einfluß begegnet zu sein. Einem Einfluß, dem sie sich nicht entziehen konnte. Er war in ihr, geißelte sie und gab ihr zu verstehen, daß sie erst dann wieder Ruhe finden würde, wenn sie nach England zurückgekehrt war.
    Das Mädchen wandte sich um.
    Dort stand ihr Koffer. Gähnend weit offen, noch leer. Sie würde ihn packen müssen.
    Und dann? Sie fürchtete das nächste Zusammentreffen mit Hank. Er würde bis dahin vermutlich schwer betrunken sein, und er würde ihr eine Szene machen, wie sie dieses Hotel noch nicht erlebt hatte. Was immer er ihr vorhalten würde, sie würde darüber hinweghören, ein Taxi besteigen und sich zum Flughafen bringen lassen.
    Tut mir aufrichtig leid, Hank, sagte das Mädchen seufzend im Geist. Ich wollte, dieser schreckliche Zwang wäre nicht in mir. Ich wollte, ich müßte dir das nicht antun, aber es läßt sich nun mal nicht ändern. Selbst auf die Gefahr hin, daß unsere Freundschaft dadurch in die Brüche geht – ich muß es tun. Ich muß Persien verlassen, sonst bringt mich diese fürchterliche Angst noch um.
    ***
    Mahmud Musa schaute seinen Freund und Klienten Tahir Khan mit großen, bestürzten Augen an. Musa war einer der angesehensten Rechtsanwälte von Teheran. Prozesse, die er führte, machten in der Tagespresse immer wieder Schlagzeilen. Musa war ein vitaler Mann, klein, dünn, drahtig und fuchsschlau. Erschütterung verzerrte nun sein faltiges Gesicht, als er vernahm, daß sein Freund in den gefährlichen Dämonenstrudel geraten war.
    Die Männer saßen sich in Musas Kanzlei gegenüber. Khan hatte nicht viel Zeit. Er blickte immerzu auf seine Uhr.
    »Tahir, du begehst einen großen

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