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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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bedeuten?
    Holte sich Mesos auf diese mysteriöse Weise alle seine Habseligkeiten?
    Plötzlich erstarrten die Nebelschwaden. Sie festigten sich – und dann begann Khans Herz zu rasen.
    Aus dem häßlichen Grau kristallisierten sich die Umrisse eines Kopfes. Ein Burnus lag drumherum. Es war so, als würde jemand an der Schärfeneinstellung eines Dia-Projektors herumfingern. Die Erscheinung im leuchtenden Goldrahmen wurde immer klarer, immer schärfer, immer unheimlicher.
    Eine Totenfratze war es. Ein bleicher Totenkopf. Grinsend. Mit schwarzen Augenhöhlen, in deren unendlichen Tiefen winzige Flammen zu lodern schienen. Das war das Feuer der Hölle.
    Tahir Khan wollte vor dem Bild zurückweichen, doch seine Füße schienen Wurzeln geschlagen zu haben. Mesos war ihm erschienen. Mesos, dieses verfluchte Scheusal, spielt nun nacheinander seine Trümpfe aus.
    Das Totengesicht starrte Khan feindselig an.
    »Du siehst, was ich alles vermag!« sagte Mesos mit knarrendem Unterkiefer.
    Mesos hatte nicht immer so wie jetzt ausgesehen. Er hatte auf seiner Reise in die siebte Hölle das Gesicht verloren, hatte es opfern müssen, um bis in jene Tiefe vordringen zu dürfen, in die sich der geflügelte Stier zurückgezogen hatte. Nicht einmal dieses Opfer war ihm zu groß gewesen.
    Tahir Khan wagte nicht zu sprechen. Fassungslos starrte er die entsetzliche lebende Totenfratze im Bilderrahmen an.
    »Ich hätte dich vorhin durch die Schlange vernichten können«, sagte Mesos hart.
    Khan nickte mühsam.
    »Ich habe es nicht getan, weil du unserer Gemeinschaft lebend mehr dienst. Du bist bekannt und beliebt in Teheran. Du hast bis zu den höchsten Kreisen hinauf Freunde. Diese Beziehungen möchten wir uns zunutze machen, Tahir Khan. Du wirst im Auftrag des geflügelten Stiers intrigieren, wirst für uns die Wege zu den höchsten Positionen ebnen, wirst uns ein williges Werkzeug sein!«
    Khan nickte wieder, obwohl es ihn dazu drängte, zu widersprechen.
    »Deine drei Millionen werden uns finanziell unabhängig machen.«
    Du kriegst sie nicht! schrie es in Khan, und er hatte mit einemmal Angst, daß Mesos diesen Gedanken mitbekommen konnte.
    »Ich rate dir dringend, nicht zu versuchen, den geflügelten Stier um dieses Geld zu betrügen!« sagte Mesos schneidend. »Der Dämon würde dir das niemals verzeihen!«
    Allah, weiß er, was ich vorhabe? fragte sich Khan zitternd.
    »Du würdest im Schattenreich landen«, sagte Mesos drohend. »Weißt du, was dich da erwartet?«
    »Nein«, stöhnte Khan. Die Antwort schmerzte ihn in der Kehle.
    »Dort hausen Geister und Dämonen. Grauenvolle Ungeheuer gibt es da. Und sie alle würden sich ein höllisches Vergnügen daraus machen, dich bis in alle Ewigkeit zu quälen, Tahir Khan. Glaub mir, ein solches Los ist schlimmer als der schrecklichste Tod. Deshalb vergiß niemals meinen Rat: Unterwirf dich den Geboten des geflügelten Stiers. Wer ihm bedingungslos gehorcht und sich seinen Weisungen niemals widersetzt, dem wird der Dämon zu unsagbarem Reichtum und Ansehen verhelfen. Alle anderen aber wird er mit grausamer Härte vernichten!«
    Kalte Schauer rieselten über Khans Rücken.
    Ich will nicht! brüllte er im Geist. Ich will mich nicht von meinem Geld trennen. Ansehen und Reichtum – verliehen von einem Dämon – darauf pfeife ich, das würde mich nicht glücklich machen. Tausend Tode würde mich mein Gewissen sterben lassen, wenn ich zum Sklaven des geflügelten Stiers würde.
    Schweiß perlte an Khans Schläfen. Er neigte den Kopf und zwang sich zu einer Antwort: »Ich werde gehorchen, großer Mesos!«
    »Daran tust du gut!« gab der Gesichtslose zurück.
    »Ich werde dem geflügelten Stier das verlangte Opfer überbringen«, versprach Tahir Khan, obwohl er nicht im entferntesten daran dachte, dieses Versprechen zu halten.
    »Der Dämon wird es dir vergelten«, sagte Mesos.
    »Davon bin ich überzeugt«, drückte Khan heraus, während er an die Ferne dachte, an ein Land, das sich auf der anderen Seite des Erdballs befand: Amerika. Ja, dorthin wollte er fliehen. Die halbe Weltkugel wollte er zwischen sich und die Bande des geflügelten Stiers legen, und er hoffte inständig, daß diese Entfernung genug sein würde.
    »Du weißt, wohin du kommen mußt?« fragte Mesos im leuchtenden Goldrahmen.
    »Ja, natürlich«, gab Khan aufgeregt zurück. Amerika! Amerika! dachte er mit brennenden Wangen.
    »Ich erwarte dich!« sagte Mesos.
    Tahir Khan senkte den Kopf. »Ich werde kommen. Zuverlässig.«
    Ein

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