GK311 - Die Todesengel
stoßen. Keine Flämmchen begannen in Mr. Silvers perlmuttfarbenen Augen zu leuchten.
Er wußte nicht, mit welcher Kraft Octopus von der Hölle ausgestattet worden war. Er wußte nur, daß er alles aufbieten würde, was in ihm steckte, um den Krakendämon zu vernichten.
Je tiefer Mr. Silver in den ausrangierten Ozeanriesen eindrang, desto deutlicher spürte er Octopus’ Nähe.
Er fieberte einem Zweikampf mit dem Krakendämon entgegen. Obwohl er schnell unterwegs war, bewegte er sich mit einer Lautlosigkeit, die man ihm auf Grund seiner Größe kaum zugetraut hätte.
Wie ein hungriger Tiger schlich er durch das Schiff.
Eine Tür.
Er spürte, daß sie ihn von Octopus trennte.
Und plötzlich vernahm Mr. Silver die Stimme des Krakendämons: »Gib ihm den Todeskuß, Cybill, damit er einer von uns wird.«
Mr. Silver zog die Luft ein. Er spannte seine Muskeln. Im nächsten Moment warf er sich vehement gegen die Tür.
Sie flog zur Seite. Mr. Silver sprang in den großen Raum. Er erfaßte die für Tony Ballard enorm gefährliche Szene mit einem einzigen Blick.
Und er handelte sofort!
Zwei grelle Blitze rasten aus seinen Augen. Sie trafen Cybill, deren Zähne fast schon Tony Ballards Lippen berührten.
Zischend löste sich die Dämonendienerin auf. Die unmittelbare Gefahr für Tony war gebannt…
***
Mein Freund war wirklich im allerletzten Augenblick erschienen. Ich hatte bereits mit meinem Leben abgeschlossen gehabt.
Aus! Ende! Vorbei! hämmerte es in meinem Kopf. In rasender Eile lief ein Film vor meinem geistigen Auge ab.
Ich sah noch einmal die wichtigsten Stationen in meinem Leben, das gleich zu Ende sein würde: Polizeiinspektor in einem kleinen englischen Dorf. Dann mein Kampf gegen die Bräute des Satans, die ich besiegte, indem ich ihren Lebensstein mit meinem Blut löschte. Aus diesem Stein ließ ich später ein Stück herausbrechen und in Gold fassen, und bald schon stellte sich heraus, daß sich magische Kräfte darin befanden, die das Gute in mir verstärkten…
Paco Benitez, der Blutgeier von Castel Montgri… Ich konnte ihn zwar vernichten, jedoch nicht verhindern, daß er zuvor Rosalind Peckinpah, die Frau eines reichen Industriellen, tötete.
Damals taten wir uns zusammen -Peckinpah und ich. Ich machte mich selbständig, wurde Privatdetektiv, und Tucker Peckinpah engagierte mich gewissermaßen auf Dauer, damit ich mich - ohne finanzielle Sorgen - ausschließlich dem Kampf gegen die Höllenbiester widmen konnte…
Das und noch vieles mehr erlebte ich in der Stunde meines bevorstehenden Todes noch einmal…
Ich habe mich im Laufe der Jahre immer wieder in ausweglos scheinenden Situationen befunden.
Doch diesmal schien es keine Hintertür mehr für mich zu geben, durch die ich mit einem blauen Auge gerade noch mal davonkommen konnte.
Diesmal schien es mich richtig erwischt zu haben.
Endgültig!
Aber dann zerstörten Mr. Silvers grelle Feuerlanzen das Wesen aus der Schattenwelt - und mir blieb der Todeskuß erspart!
Als Octopus das sah, stieß er einen heulenden Wutschrei aus. Mr. Silver eilte auf mich zu, doch er konnte mich nicht erreichen, den Octopus stellte sich ihm in den Weg.
An Armen und Beinen gefesselt, war ich weiterhin zur Untätigkeit verdammt. Tatenlos mußte ich den Kampf der beiden Giganten, die beide nicht von dieser Welt waren,, mit ansehen.
Der Krakendämon stürzte sich mit seinen langen Tentakeln auf Mr. Silver. Mein Freund erstarrte augenblicklich zu purem Silber, was ihn jedoch nicht im mindesten störte, sich genauso geschmeidig zu bewegen wie vorher.
Er war ein Phänomen.
In jeder Hinsicht - mit keinem Menschen vergleichbar!
Octopus packte den Ex-Dämon mit seinen acht Armen. Sie schlangen sich um Mr. Silvers Hals, um seine Brust, um seine Beine.
Er versuchte sich kraftvoll loszureißen, doch die Saugnäpfe klebten unwiderstehlich an ihm fest.
Da wurden seine Hände zu scharfen Silberbeilen, und er hieb damit auf die glänzenden Tentakel ein.
Einer der Arme fiel zu Boden - und schon der nächste. Mr. Silvers Hände wirbelten so schnell durch die Luft, daß ich die einzelnen Bewegungsabläufe nicht verfolgen konnte.
Mein Freund verstümmelte Octopus innerhalb weniger Sekunden. Alle acht Krakenarme schlug er ihm ab.
Octopus wankte. Schwarzes Blut tropfte aus den Wunden. Aber er war noch lange nicht geschlagen. Langsam, aber stetig, begannen ihm neue Fangarme zu wachsen.
Mr. Silver sprang auf mich zu. Er hatte die Macht, mich von den magischen Fesseln zu
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