GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt
verbrochen!« schrie Janet. »Reicht es noch nicht, daß Polanski unsere Freundin umgebracht hat? Müßt ihr uns jetzt auch noch wie Verbrecher behandeln?«
»Es geschieht alles nur im Interesse der Wahrheitsfindung«, sagte Sergeant Coyle.
»Verdammt noch mal, wir haben euch die Wahrheit schon gesagt.«
»Der Lieutenant ist nicht davon überzeugt.«
»Der Lieutenant kann uns mal.«
Coyle setzte eine amtliche Miene auf. Er hob die rechte Hand. »Vorsicht, Mädchen. Wenn Sie sich im Ton vergreifen, findet der Lieutenant einen Grund, Sie gleich ein paar Tage dazubehalten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie darauf so großen Wert legen.«
»Ich will nach Hause gehen!«
»Das werden Sie. Sobald Lieutenant Fiorentini die Untersuchung als abgeschlossen betrachtet.«
»Wann wird das sein?«
»Das liegt ganz in seinem Ermessen.«
»Ich wollte, ich könnte ihm den…«
Margaret legte Janet die Hand auf den Mund. »Sei still. Du verschlimmerst unsere Lage nur noch mehr«, sagte sie eindringlich, und Janet hörte zu schreien auf.
Sie wurden in Polizeifahrzeugen abtransportiert. Frank Esslin saß zwischen Derek Morwenna und Cristobal Gerrick.
Morwenna schüttelte fortwährend den Kopf. »Das mir. Mein Lebtag habe ich mir nichts zuschulden kommen lassen, und nun behandelt man mich wie einen gemeinen Verbrecher.«
»Das stimmt nicht«, widersprach ihm Frank. »Du wirst lediglich aufs Revier gebracht, damit der Lieutenant - auch mit deiner Hilfe - den Sachverhalt klären kann.«
»Hör mal, ich habe dem Mann doch schon gesagt, was passiert ist. Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen.«
»Versuch dich mal in seine Lage zu versetzen«, sagte Frank. »Er hat zwei Leichen am Hals, soll die Sache aufklären, und wir erzählen ihm eine haarsträubende Geschichte von einem Monster. Daß er das nicht so einfach schlucken kann, ist verständlich.«
»Aber wie soll ich ihn davon überzeugen, daß ich die Wahrheit gesagt habe?«
Frank hob die Schultern. »Das weiß ich noch nicht. Aber ich bin sicher, daß Fiorentini irgendwann herausfinden wird, daß wir ihn nicht belogen haben.«
Sie erreichten das Revier.
Die Mädchen wurden im Erdgeschoß in Gewahrsam genommen.
Frank Esslin, Cristobal Gerrick und Derek Morwenna landeten im ersten Stock in einem Gitterkäfig.
Morwenna starrte Frank zornig an. »Behandelt man so einen Zeugen? Warum sperrt man uns ein?«
Frank legte ihm die Hand auf die Schulter. »Trag es mit Fassung. Dein Gewissen ist rein. Es wird sich herausstellen, daß du nichts verbrochen hast, und man wird sich bei dir entschuldigen.«
»Darauf pfeife ich. Es macht mich rasend, von diesen präpotenten Polizeibeamten so behandelt zu werden!« schrie Morwenna. Er stürzte zur Gittertür, packte die Stäbe und rüttelte daran. »Verflucht, ich will hier raus! Ich habe nichts verbrochen, deshalb verlange ich, daß man mich rausläßt! Ich will mit meinem Anwalt telefonieren!«
Niemand kümmerte sich um sein Geschrei. Das war man hier gewöhnt.
Cristobal Gerrick lehnte in der Ecke und blickte geistesabwesend auf seine Hände. Er war erschüttert. Es ging nicht in seinen Kopf, daß er einen guten Freund erschlagen hatte.
Vor seinem geistigen Auge spielte sich immer wieder dieselbe schreckliche Szene ab.
Hec Polanski war ein Ungeheuer gewesen. Es hätte die Sache wesentlich vereinfacht, wenn Hec dieses Monster geblieben wäre, aber er hatte sich nach seinem Tod wieder in einen Menschen verwandelt, und das hatte die Komplikationen heraufbeschworen…
Zwei Cops kamen.
»Ich habe Rechte, die mir laut Verfassung zustehen!« schrie Derek Morwenna wütend. »Ihr könnt mich nicht wie ein Tier einsperren!«
»Beruhige dich«, sagte Frank Esslin eindringlich. »So beruhige dich doch, Derek.«
»Ach, laß mich!« zischte Morwenna.
»Mr. Derek Morwenna?« fragten die Cops.
»Der bin ich, und ich will hier raus!« antwortete der Makler.
»Der Lieutenant will sich mit Ihnen unterhalten.«
Morwenna warf Frank einen kampflustigen Blick zu. »Der kriegt von mir jetzt was zu hören, das schwöre ich dir.«
»Beiß ihn nicht zu schmerzhaft. Erstens tut der Mann nur seine Pflicht, und zweitens könnte er dann auf stur schalten und dich unter irgendeinem Vorwand für ein paar Tage einbuchten.«
»Das soll er versuchen! Es gibt keinen Vorwand…«
»Wie wär’s zum Beispiel mit ungestümem Benehmen?« sagte Frank.
Morwenna winkte ab. Die Gittertür wurde geöffnet. Derek Morwenna trat hinaus. Als einer der Cops ihn
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