GK429 - Im Niemandsland des Bösen
gekleidet. Rocker.
Zwei zerstörte Maschinen entdeckte Bybee ebenfalls. Total zerfallene Motorräder. Bybee vermutete, die Fahrzeuge seien absichtlich bis zur kleinsten Schraube zerlegt worden.
Aber was war mit den drei Rockern los? Hatte es einen Bandenkrieg gegeben? Waren diese drei Kerle auf der Strecke geblieben? So etwas passierte immer wieder mal.
Bybees Gewissen regte sich, obwohl er normalerweise keine Sympathien für Rocker empfand. Er wollte sich um die drei kümmern. Er vermutete, daß sie ohnmächtig waren, trat näher an sie heran.
Der erste lag auf dem Bauch. Colin Bybee bückte sich. Er griff nach der Schulter des Rockers und drehte ihn um. Als erstes fiel ihm auf, daß der Bursche relativ leicht war. Als bestünde er nur aus Haut und Knochen.
Aber dann traf ihn der Schock mit der Wucht eines Keulenschlages. Der Rocker bestand nicht einmal aus Haut und Knochen, sondern nur aus Knochen. Bybee hatte häufig gehört, daß ein schlimmer Schock genügt, um einen volltrunkenen Menschen jäh nüchtern zu machen. Er hatte das nicht geglaubt, hatte es als Ammenmärchen abgetan, doch nun passierte es ihm.
Schlagartig war er klar, und sein Herz hämmerte wie verrückt gegen die Rippen. Ein Skelett! Er hatte ein Skelett in Lederkleidung vor sich. Sein nervöser Blick streifte die beiden anderen Rocker. Jetzt fiel ihm auf, daß aus ihren Lederwesten ebenfalls bleiche Totenschädel herausragten.
Was war hier vorgefallen?
Bybee ließ seine Zunge über die trockenen Lippen huschen. »Großer Gott!« flüsterte er.
Wer hatte Skelette aus diesen drei Rockern gemacht? Bybee blickte sich ängstlich um. Ja, jetzt fürchtete er sich, denn er wollte nicht so enden wie diese drei Burschen.
Niemand war zu sehen. Dunkelheit umgab ihn. Er war allein. Allein mit diesen drei unheimlichen Skeletten, die sich plötzlich zu bewegen anfingen…
***
Als der erste Knochenrocker den Kopf drehte, übersprang Bybees Herz einen Schlag. Seine Kehle war sofort wie zugeschnürt. Er wollte einen erschrockenen Schritt zurückweichen, doch ehe er es tun konnte, packte eine harte Knochenhand sein Fußgelenk.
Er stieß einen krächzenden Schrei aus, den man schon in dreißig Yards Entfernung nicht mehr hören konnte. Panik schimmerte in seinen Augen. Der erste Rocker erhob sich.
Colin Bybee trat der kalte Angstschweiß auf die Stirn. Daß diese Nacht so voll Horror für ihn sein würde, hätte er sich in seinen schlimmsten Träumen nicht gedacht.
Eine Halluzination? Delirirum tremens? Nein. Der harte Griff der Knochenhand war keine Einbildung. Diese Skelette waren echt. Und sie lebten. Verrückt war das, aber eine Tatsache, die man nicht wegleugnen konnte.
Der zweite Rocker stand auf. Seine Gelenke knarrten. Er hielt in seinen bleichen Knochenfingern eine dickgliedrige Kette. Welcher Teufel hatte sie vernichtet? Welcher Satan hatte sie nach ihrem Tod zum Leben erweckt? Wer hatte die Macht, diese drei Gerippe zu seinen Marionetten zu machen? Eine Vielzahl von Gedanken wirbelte Colin Bybee durch den heißen Kopf.
Weg! Weg! Nur weg! schrie es in ihm.
Aber er konnte nicht fliehen. Die Knochenhand hielt ihn immer noch fest. Verzweifelt versuchte er sich loszureißen. Keuchend trat er mit dem freien Fuß nach dem Knochenrocker. Die Spitze seines Schuhs traf den Sc hädel des Unheimlichen.
Der Kopf drehte sich zur Seite. Der Griff lockerte sich. Bybee beförderte ich mit einem kraftvollen Satz zurück, die Knochenfinger rutschten von seinem Fußgelenk ab, er war frei.
Die beiden stehenden Rocker kamen mit unsicheren Schritten auf ihn zu. Es sah aus, als würden sie ihre ersten Gehversuche unternehmen. Jetzt erhob sich auch der dritte Rocker.
Alle drei waren bewaffnet. Der eine mit einer Eisenstange. Der andere mit einer Kette. Der dritte hielt ein Springmesser in seiner Faust. Sie wollten alle drei Bybees Leben.
Der Tod hatte sie verwandelt. Das Böse leitete sie nun. Sie waren zu Werkzeugen der Hölle geworden, und im Reich der Finsternis war nichts so willkommen wie die Seele eines unglücklichen Menschen.
Seelen - die wollten die Rocker dem Höllenfürsten verschaffen. Je mehr, desto besser. Ihr erstes Opfer sollte Colin Bybee sein. In der Schwärze ihrer leeren Augenhöhlen lag eine hypnotische Kraft, die auf Bybee einwirkte. Er wehrte sich dagegen. Schwarzmagische Strömungen erreichten sein Gehirn und wollten es manipulieren.
Doch Bybee schüttelte verbissen den Kopf. »Nein!« keuchte er. »Ihr kriegt mich nicht! Ihr
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