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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ihre Ablehnung nicht gelten. Sogar der Bürgermeister und der Polizeiinspektor redeten ihr zu.
    Larry Russel nahm ihr das leere Glas aus der Hand. Sie mußte sich setzen.
    »Erzähle, Clytie«, verlangte der Bürgermeister.
    Die Frau zuckte mit den Schultern. »Ich war oben in der Wohnung. Martin hatte noch in der Druckerei zu tun. Als das Fernsehprogramm aus war, ging ich hinunter, um Martin zu fragen, wie lange er noch arbeiten würde. Er war aber nicht in der Druckerei, auch nicht in seinem Büro. Ihr kennt meinen Mann alle. Er verläßt das Haus nie, ohne es mir zu sagen.«
    »Vielleicht hat er es dieses eine Mal vergessen«, meinte Larry Russel. »Möglicherweise dachte er, du hättest dich schon zu Bett begeben, und er wollte dich nicht stören.«
    »Und wohin ging er?« fragte Clytie Wyngard mit heiserer Stimme. »Weißt du darauf eine Antwort, Larry?«
    »Hier hat er sich nicht blicken lassen«, sagte Debbie Messey. Woanders konnte man um diese Zeit im Dorf wohl kaum hingehen. Höchstens noch in die Kirche. Martin Wyngard war zwar ein gläubiger Mensch, der keine Sonntagsmesse ausließ, aber zwischendurch zog es ihn höchst selten in die Kirche. Und wenn doch, dann stets am Tage, niemals in der Nacht.
    »Ich… Ich stellte fest, daß jemand die Tür unseres Papierlagers aufgebrochen hat«, berichtete Clytie Wyngard.
    Damit war der Tatbestand eines Verbrechens gegeben. Jack Jenkins spitzte sofort die Ohren. »Du meinst, jemand ist gewaltsam in euer Papierlager eingedrungen, Clytie?«
    Die Frau nickte. »Das vermute ich.«
    Larry Russel kratzte sich am Hinterkopf. »Martin bemerkt den Einbrecher, will ihn stellen, und dieser…«
    Clytie schluchzte auf. Russel verstummte sofort.
    »Entschuldige«, sagte er verlegen.
    »Was tun wir?« fragte Barton Gilmore, der Bürgermeister, den Polizeiinspektor. »Irgend etwas muß geschehen.«.
    Jack Jenkins, der Angesprochene, wandte sich an Debbie. »Kümmere dich um Clytie. Ich sehe mich in der Druckerei mal um.«
    »Aber Martin ist nicht da!« sagte Clytie Wyngard mit weinerlicher Stimme.
    »Vielleicht hat er den Einbrecher verfolgt und ist inzwischen wieder zurückgekehrt«, sagte der Polizeiinspektor.
    »Brauchst du Hilfe?« fragte der Bürgermeister. »Sollen ein paar von uns mitkommen?«
    »Nicht nötig.« Jenkins schaute Clytie an. »Ich nehme an, dir ist nicht aufgefallen, ob etwas fehlt.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich war so in Sorge um Martin… Ich bin es noch.«
    »Keine Bange! Martin wird schon wiederkommen«, sagte Jack Jenkins und verließ das Dorfgasthaus.
    Seltrick war ein kleiner Ort, abseits vom Touristentrubel. Hierher verirrte sich kaum mal ein Fremder, und wenn doch, dann verbrachte er im Gasthaus lediglich eine Nacht, um am nächsten Tag weiterzureisen. Seltrick bot den Touristen nichts. Es besaß keine Burg, von der man hätte behaupten können, daß es in ihr spuke. Es gab kein Kino, wenig Jugend, dafür aber viele alte Leute, die ihre Ruhe haben wollten.
    Das Haus des Druckers war eines der letzten an der Nordseite des Dorfes, nahe dem finsteren Waldrand. Es rauschte gespenstisch in den hohen Wipfeln des Mischwaldes.
    Der Inspektor betrat die Druckerei von der Straßenseite. In einem Schaukasten waren Geschäftsbriefe und -karten ausgestellt. Auch einige Vermählungs- und Geburtsanzeigen waren dekorativ plaziert.
    Jenkins ließ die Tür offen. Er behielt die Klinke in der Hand. »Martin!« rief er. »Hallo, Martin, hier ist Jack!«
    Stille.
    Nun schloß Jack Jenkins die Tür. Der Polizeiinspektor war ein behäbiger Mann. Ein Bär mit beachtlichen Kräften. Keiner im Dorf nahm es mit ihm auf. Wenn man ihn holte, damit er einen Streit schlichtete, griff er mit seinen Pranken hart durch. Aber es hatte deswegen noch niemals Beschwerden von seiten der »Getroffenen« gegeben.
    Jenkins machte eine Runde durch die Räume der Druckerei.
    Ein beklemmendes Gefühl bemächtigte sich seiner. Die beiden verschwundenen Dorfbewohner fielen ihm ein. Er dachte oft an sie und versuchte seit Tagen dahinterzukommen, wieso sie so plötzlich und unauffindbar verschwanden.
    Zugegeben, es gibt Personen, die lassen aus irgendeinem Grund auf einmal alles stehen und liegen und laufen weg. Sie lassen Heim und Familie im Stich, rennen einfach fort, weil sie denken, es nicht mehr aushalten zu können. Aber zu dieser Sorte Mensch gehörten die beiden Vermißten nicht.
    Und dazu gehörte auch Martin Wyngard nicht.
    Was also war mit ihm geschehen? Lag hier der gleiche

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