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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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verzehren, sondern eher, als wolle es einen verzehren. Man fühlte sich abgestoßen und angezogen zugleich. Sie ging zu dem Bild und beugte sich leicht zur unteren Kante hin, um das zu entziffern, was darunterstand. Mieze Schindler.
    Was immer es sein mochte, es hieß Mieze Schindler. Oder es war von Mieze Schindler.
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr und sah sich dann diskret weiter um. Doch nur einen Augenblick später steuerte eine dunkelhaarige Dame mittleren Alters in schwarzem Blazer und Jeans mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Sie hatte eine kleine Zahnlücke, als sie lächelte, und zarte, knochige Frauenhände, die sich Miranda selbst immer gewünscht hatte. Sie war schnell, wirkte distinguiert oder zumindest wie aus gutem Hause. Eine solche Ausstrahlung konnte dafür sorgen, dass sich Miranda in Sekundenschnelle irgendwie minderbemittelt vorkam, ja fast plump. Aber für solche Gedanken blieb jetzt keine Zeit.
    Schlick. Ihr Name sei Schlick. Sie sei die Produktmanagerin hier im Hause. Wie schön, dass Miranda Zeit habe finden können. Schlicks Blick ging zu dem Bild, vor dem die beiden nun standen, und sie schien froh zu sein, gleich ein Einstiegsthema zu finden: Ja, hier sehe man gleich eine über einhundert Jahre alte Spezies, Winters Lieblingssorte, die Praline unter den Erdbeeren: Mieze Schindler. Sie sei etwas kleinwüchsiger und zarter, jedoch sehr aromatisch, mit ausschließlich weiblichen Blüten. Die optimale Befruchtungssorte liefere man selbstverständlich gleich mit, meistens die Senga Sengana, weitere seien im Entwicklungsstadium.
    Also doch eine Erdbeere. Miranda strich im Vorbeigehen reflexartig über das Bild, musste an diese Briefmarken mit den Obstmotiven denken, die einen Duft freigaben, wenn man mit dem Finger darüberrubbelte. Was mochte ihr erst aus diesem Bild entgegenströmen?
    »Nicht anfassen, bitte. Es ist ein echter Mapplethorpe«, warnte Schlick. Sie hatte sich schon wieder abgewandt und ging raschenSchrittes auf eine große Freitreppe zu. »Kommen Sie, ich würde vorschlagen, dass wir schon einmal ein kurzes Vorgespräch miteinander führen.«
    Miranda folgte ihr die Treppe hinauf und dann ein kurzes Stück den Gang entlang in einen Besprechungsraum mit einem Glastisch in der Mitte und sechs darum herum gruppierten schwarzen Freischwingern. Glastisch. Seine Oberfläche war so makellos, als sei gerade erst die Schutzfolie abgezogen worden. Man würde jeden verdammten Fingerabdruck darauf sehen, dachte Miranda, nach den Besprechungen würde sie mit Sprühreiniger und Ledertuch arbeiten müssen. Die Aussicht war allerdings selbst im ersten Stock atemberaubend: Es glitzerte und funkelte im Sonnenlicht, dass die Augen schmerzten, wenn man zu lange hinschaute. Bis zum Horizont breitete sich eine unüberschaubare Anzahl von verglasten Tunnelröhren aus, die eher an Jules Vernes »Nautilus« als an profane Gewächshäuser erinnerten. Die einzelnen Röhren waren zwar verglast, aber von innen mit einer dicken hellen Folie bezogen. Das alles sah irgendwie nicht nach Erdbeere aus. Es roch noch nicht einmal danach.
    Als Schlick zwei Tassen unter eine Espressomaschine stellte, trat Miranda näher ans Fenster. Ihr Blick streifte dabei ein Objekt auf der Fensterbank, das so gar nicht in die ansonsten nüchterne helle Umgebung des Raumes passte.
    Löhring fuhr ungefähr zur selben Zeit mit zweihundertvierzig Stundenkilometern auf einen Kombi zu. Gut Meinberg war jetzt schon Lichtjahre entfernt. Er fuhr schnell, und er dachte schnell. Die Geschwindigkeit legte sich aufs Denken. Oder umgekehrt. Und nein, er ärgerte sich nicht. Ganz bestimmt nicht. Keine Spur. So mit Abstand betrachtet. Es war vielmehr ein gehöriger Anflug von Unverständnis, was diesen Asiaten anging, der ihn da am Wochenende in die Zange genommen hatte. Er sah ihn immer noch lächelnd vor seinem geistigen Auge, wie eine dieser kleinen Jadefiguren, die seine Frau immer in ihrer Handtasche mit sich herumtrug.
    »Brillenwechsel – eine Weiterbildung in Sachen Menschen« also. Ihm, Löhring, mit diesen Worten eine bezuschusste Fortbildungsmaßnahme auf »neuem Terrain« anzubieten kam einem persönlichen Angriff gleich. Wie genau er denn »neues Terrain« definiere, hatte er den Asiaten gefragt. Das könne beispielsweise eine soziale Einrichtung sein, die Auswahl sei groß, hatte dieser geantwortet. Ob Löhring denn Präferenzen habe? Man hatte schließlich eine Justizvollzugsanstalt in die engere Wahl genommen. Irgendwie das einzig

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