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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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die mal etwas breiter aufgestellt sind, raus aus dem Kreislauf kommen und merken, wie gut es ihnen eigentlich bei uns geht.«
    Löhring schwieg in der Hoffnung, Hartwig würde noch ein wenig weiterreden. Tat er aber nicht. »Ach was. Und was macht ihr dann so mit denen?« Es war verdammt schwer, seinen doch recht unsouveränen Wissensdrang hinter einer Frage zu verbergen, die so beiläufig wie ein Sommerlüftchen daherkommen sollte. Er konnte sich für gewöhnlich gut verstellen, aber er hasste Fragen.
    Hartwig schien nichts zu merken: »Die können sich dann aussuchen, ob sie ihr Büro für eine Woche tauschen gegen eins in der Psychiatrie, Sucht- und Drogenhilfe, das volle Programm, Kinder- und Jugendhilfe oder Strafvollzug. Sozial-Hopping sozusagen. Läuft gut. Wieso fragst du mich das?«
    »Hat der Russfeld das auch schon gemacht?«
    Schallendes Lachen am anderen Ende der Leitung, und Löhring fuhr mit hundertdreißig an der Baustelle vorbei.
    »Russfeld in der Psychiatrie. Wunderbar. Den würden sie gar nicht mehr … Oh. Wilhelm, Entschuldigung. Tut mir leid.«
    Löhrings Knöchel kamen weiß durch die Haut, und er sagte zum Lenkrad: »Nein, nein, ist schon gut. Seh ich locker, ganz locker. Erzähl ruhig weiter.«
    Hartwig war nun etwas gehemmter, was Löhring wiederum kein schlechtes Gefühl gab. »Nein, Wilhelm, im Ernst, dieses Programm bieten wir nur Leuten aus dem mittleren Management an. Kein Topmann oder Vorstand würde bei so etwas noch mitmachen. Obwohl, bei denen sollte man gleich ein ganzes soziales Jahr … Bist du eigentlich allein im Auto, Wilhelm?«
    Löhring nahm die Verfolgung eines Wagens auf, der einen Raketenantrieb zu haben schien, und ging nicht weiter auf Hartwigs letzte Frage ein. Sollte dieser doch ruhig im Ungewissen bleiben. Stattdessen sagte er: »Weißt du, ich plane so etwas für unsere Leute in London. Die sollte man vielleicht mal ein wenig dezentralisieren.«
    »Wunderbar. Wunderbar, Wilhelm, wenn ich dir behilflich sein konnte. Und: no bad feelings, okay? So, nun ruft die Arbeit. Wem sage ich das. Zu allem Überfluss hat meine Sekretärin gerade gekündigt. Tja, so sind die Frauen. Flattern von einem Blütenkelch zum nächsten. Wir hören. Komm doch mal auf eine Tasse Kaffee vorbei, wenn du in der Nähe bist.« Dass Hartwig ohne Umschweife aufgelegt hatte, nahm er erst am Freizeichen war.
    Arschloch. Löhring hasste es, abgewürgt zu werden. Das Thema war Hartwig offenbar nicht wichtig genug. Und er, Löhring, war wohl kein guter Umgang mehr, spätestens seit den letzten Berichten in der Presse gehörte er nicht mehr zum Club. Ein beruflicher Wechsel nach London wollte gar nichts heißen. London war nichts weiter als Hochglanzexil für so manchen Gescheiterten in der Community. Löhring starrte auf den Asphalt, überlegte lang, gefühlte zwei Minuten. Also gut, er würde es ihnen allenzeigen, den Asiaten nochmals anrufen und sich die Koordinaten dieses »Brillenwechsel«-Programms geben lassen. Lichthupe an. Volles Risiko. Das Positive an der Sache war, dass er sich dabei nicht unbedingt näher mit sich selbst beschäftigen musste, sondern eben mit anderen.
    Schlick ließ dröhnend den Kaffee in die Tassen schießen. »Nun, wie Sie vielleicht wissen, gehört die Winter Berry Group zur Von-Dangast-Gartencenter AG, einem alteingesessenen Familienunternehmen. Genau genommen existiert es seit 1922, als Gustav von Dangast einen Großhandel für Kartoffelsaat ins Handelsregister eintragen ließ. Für die wachsende Bevölkerung in den Städten hat er das Unternehmen lange als Versandhaus für Pflanzensamen und Setzlinge, Zierpflanzen und Gartengerätschaften geführt, und mit der Zeit und nach diversen Umstellungen des Warensortiments ist aus seinem grünen Daumen ein goldenes Händchen geworden. Das Unternehmen ist sehr erfolgreich, sogar noch nach der letzten großen Fusion. Wir sind stolz dazuzugehören.« Schlick stellte die Tassen auf ein Tablett. »Nehmen Sie Milch und Zucker?«
    Miranda fühlte sich langsam etwas wohler. Nein, sie trinke ihren Kaffee schwarz, ohne alles, nur keine Umstände.
    Schlick lächelte ihr aufmunternd zu: »Was hat Sie zu uns geführt? Und warum haben Sie da aufgehört, wo Sie waren?«
    Miranda zögerte einen Moment zu lang. Sie hasste diese Art beiläufiger Fragen, die man unter Verwendung möglichst wohlklingender Begriffe lächelnd so zu beantworten hatte, dass keine Rückfragen aufkamen. »Unterlastung, ich war einfach ein wenig unterlastet. Oder

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