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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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Passende. Er persönlich hätte sich eher mit Kalkutta als mit einer stinknormalen Justizvollzugsanstalt im komfortablen Deutschland anfreunden können. Wenn schon, denn schon. Weit weg. Global. Entschlossen. Mutig. Total meta. Aber er konnte sich immer noch nicht so richtig vorstellen, was das eigentlich mit ihm zu tun haben sollte. Ein Unternehmen mit funktionierender Corporate Social Responsibility, ordentlicher Gehaltsstruktur und Abfindungsvereinbarung war ja schließlich auch eine soziale Einrichtung und für ihn beileibe kein neues Terrain. Etwas Gutes ließ sich schließlich wohl auch irgendwo in jedem aufstöbern, wenn man nur tief genug guckte.
    Es waren jetzt ungefähr noch eineinhalb Meter zwischen der Stoßstange seines Wagens und dem Kombi vor ihm. Dass solche Leute mit hundertachtzig auf der linken Spur vor sich hin kriechen mussten! Lichthupe. Doch er war schon zu nah dran. Endlich zog der Kombi nach rechts, und Löhring rauschte an ihm vorbei, guckte. Verdammt langes Teil, man konnte längs in Fahrtrichtung darin liegen, dachte er im Vorbeifahren, und, oh Gott, auch noch pechschwarz getönte Scheiben mit kleinen Gardinen davor, eine einzige geschmackliche Entgleisung. Er blickte in den Rückspiegel, als er den Kombi hinter sich gelassen hatte, und bemerkte einen Priester auf der Beifahrerseite, der sich schnell bekreuzigte. Wie aufmerksam und nett. Ein wenig Segen konnte man immer gebrauchen, fand Löhring.
    »Sich mit anderen Menschen umgeben«, hatte der Asiate vorgeschlagen, Menschen, die so ziemlich das Gegenteil von einemselbst waren. Löhring überlegte. Dafür hätte es bereits gereicht, wieder einmal ein Wochenende mit seiner Frau zu verbringen. Auch sie erforderte ein hohes Maß an Akzeptanz von Andersartigkeit, dafür musste man wahrhaftig nicht nach Kalkutta reisen. Er wählte im Display die Nummer von Hartwig, Personalvorstand in seinem Exunternehmen, mit dem er bisher eigentlich on non-speaking terms gewesen war.
    »Hallo, Gerhard, alter Junge. Wie geht’s dir so in deiner kleinen Stadt?«
    Am anderen Ende der Leitung schien man ins Grübeln zu kommen: »Wilhelm? Bist du es?«
    »Klar bin ich’s. London ist ja nicht aus der Welt. Na, quälst du dich immer noch mit der First Lady in eurem Laden herum?« Löhring bemühte sich, ein Grinsen in seine Stimme zu legen.
    »Ach, geh mir weg mit diesem Clan. Du weißt ja, wie das in der Verwaltungsgesellschaft zugeht. Dabei wäre sie nun wirklich alt genug, sich auf ihre Stiftungen zurückzuziehen. Und du?«
    »Ach, schlag die Zeitungen auf, und du weißt Bescheid. Das ist kein Sonntagsspaziergang, kann ich dir sagen. Aber Hauptsache, die drucken überhaupt noch etwas über mich.«
    »Wunderbar. Immer noch der alte Big L. Wie heißt deine Bude noch gleich?«
    Bude. Es war schon eine Unverschämtheit, fand Löhring und lächelte unterm Headset: »Invest Busters. London. Bahrain. New york.«
    »Ach ja. Gebe ich gleich ans Sekretariat weiter. Und sonst?«
    Hartwig schien immer noch derselbe zu sein. Es war typisch für ihn, den Ball sofort zurückzuspielen, ohne sich selbst anzustrengen. Doch da kannte er Löhring schlecht: »Was willst du wissen?«
    »Na, wie lebt es sich denn so auf der Insel? Da kriegst du ja eine nette Pendlerpauschale, oder?«
    Löhring grinste: »Herrlich! Gute Frage. Nächste Frage.«
    Hartwig schien einen Moment seinen nächsten Spielzug zu überlegen und flötete dann nonchalant in den Hörer: »Und, altesHaus, hast du immer noch eine Neigung zur Dominanz und lebst nach einem übertriebenen Leistungsprinzip in fast allen Bereichen?«
    Das war kein Ball mehr, das war ein Pfeil. Löhring spürte, wie sich seine Finger um das Lenkrad legten wie um Hartwigs Hals. Zumindest konnte er sich festhalten daran. Beim Telefonieren hatte man sonst ja nur noch ein winziges, dünnes Etwas in der Hand, das man mit zwei Fingern hielt wie eine Gewebeprobe, es gab nichts mehr zum Zugreifen.
    »Na, stand doch damals in deiner Personalakte, altes Haus,« fuhr Hartwig munter fort. »Ich war doch schon vor dir da, wenn ich dich daran erinnern darf!«
    Löhring verstand, brüllte los und versuchte ein Lachen darüberzulegen. »Herrlich. Ja. Guter Witz! Ihr habt Humor. Aber sag mal, da wir schon mal dabei sind, kennst du als Personaler so eine Art Sozialdienst für Mitarbeiter? Heißt ›Brillenwechsel‹ oder so.«
    Hartwig gähnte in den Hörer. »Klar. Brillenwechsel. CSR-Maßnahme. Gute Sache. Machen wir regelmäßig mit unseren Leuten, damit

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