Glaenzende Geschaefte
Armen und wusste nicht, ob vor oder zurück, bekam kaum noch Luft hinter dem massigen Leib. Eigentlich wäre dies hier Kellermanns Job gewesen, aber nun musste der eben die Büroarbeit verrichten und den verdammten blinkenden Anrufbeantworter abhören.
Kellermann weigerte sich. Da sei ja Blut drauf.
»Mensch, sind Sie schon auf die Idee gekommen, dass sich die Bullen hier angemeldet haben könnten? Nicht wegen des totenKesch hier, sondern wegen uns? Kesch ist DER Kontakt für mein Lösegeld, wenn ich Sie erinnern darf!« Wenn man den Leuten nicht alles erklärte.
»Steht der denn im Telefonbuch?« Kellermanns Zeigefinger senkte sich dann doch auf die Tasten.
Auf dem Band war tatsächlich die Polizei. Man bat um Rückruf, und Löhring versuchte anschließend, so aufmunternd zu gucken, wie das eben möglich war mit einer Leiche im Arm. Er solle da zurückrufen, aber sofort. Kellermann weigerte sich.
»Sie rufen jetzt zurück. Dabei können Sie schon ein wenig üben. So ganz unähnlich klingen Sie gar nicht, so von der rheinischen Sprachfärbung her. Das ist unsere einzige Chance, verstehen Sie das denn immer noch nicht? Sonst stehen die gleich hier vor der Tür!« Löhring konnte Kesch kaum noch halten und legte ihn erst einmal auf dem Teppich ab.
Kellermann weigerte sich. Auf keinen Fall würde er jetzt die Polizei anrufen. Er sei ausgebrochen, auf der Flucht und habe jemanden entführt, von der Körperverletzung des Beamten mal ganz abgesehen. Das reiche doch wohl als Argument, es nicht zu tun.
Nein, korrigierte ihn Löhring. Kellermann heiße nämlich Kesch, Edgar Kesch, und der müsse jetzt der Polizei mitteilen, dass alles in bester Ordnung sei und dass er leider rein gar nichts von Löhring, geschweige denn von seinem Entführer gehört habe.
Es dauerte noch eine Weile, bis Kellermann einsah, dass ihm nichts anderes übrig blieb, und er widerwillig den Rückruf aktivierte. Das Gespräch ging durch, und Kellermann wurde auch gleich weiterverbunden. Er räusperte sich. Ja. Hier sei Kesch. Edgar Kesch. Er sei in Eile, auf dem Sprung sozusagen. Worum es denn gehe?
Kellermann klang zwar noch etwas unbeholfen und holprig, ja, geradezu ruppig, aber so hatte sich der echte Kesch mitunter auch angehört. Es schien tatsächlich zu funktionieren, und Kellermann entspannte sich ein wenig. Eine Lösegeldforderung?Nein, bei ihm habe sich niemand gemeldet. Es werde hier rund um die Uhr überwacht. Da müsse ein Entführer ja schön blöd sein, in diese Falle zu tappen. Doch Scherz beiseite, ob man denn schon eine heiße Spur habe? Kellermann schien sich jetzt warm zu laufen und nahm auf dem frei gewordenen Stuhl hinter dem Schreibtisch Platz.
Es reichte. Löhring mit Kesch am Boden machte beschwichtigende Handbewegungen mit der flachen Hand nach unten.
Kellermann fuhr fort: Nein? Keine heiße Spur? Das sei ja bedauernswert. Am anderen Ende der Leitung schien man das Gespräch zu beenden, und er legte auf, blickte zu Löhring: »Die wollen keine Aussage machen zum Stand der Ermittlungen.«
Es dauerte, bis Löhring wieder Worte fand: »Das haben Sie gut gemacht, Kellermann. Ja, durchaus, muss ich neidlos feststellen. Hätten Sie was dagegen, wenn ich Sie schon mal Kesch nenne?«
»Die haben ziemlich viel nach Ihnen gefragt«, entgegnete Kellermann. »Haben Sie etwa auch Dreck am Stecken?«
»Nun tun Sie mal nicht so, als seien Sie hier das Unschuldslamm. Und können wir bitte später darüber reden? Ich würde jetzt gerne andere Prioritäten setzen.« Löhring zeigte auf die Leiche.
Mit dem Abtransport des Toten ging es leidlich voran. Kesch war schwer. Sehr schwer. Für eine einzige Person wäre er gar nicht transportfähig gewesen, doch zumindest tropfte es nicht mehr aus seinem Kopf. Löhring bemerkte, dass Kellermann nach Schweiß roch, selbst durch seinen dicken Fleecepulli hindurch. Es half nichts.
Als sie mit der Leiche Richtung Erdloch schlingerten, fragte Kellermann, ob Kesch denn allein lebe oder ob er verheiratet sei. Das sei verdammt hilfreich zu wissen und könnte Einfluss auf die weiteren Planungen haben.
Löhring kam ins Grübeln. Ja, sicher, es gab eine Frau Kesch, und soweit er informiert war, lebte sie ebenfalls auf dem Anwesen. Doch er hatte sie so gut wie nie gesehen. Bei den meisten Einladungen war sie ferngeblieben, und sie schien viel auf Reisenzu sein, das hatte Kesch jedenfalls stets betont. Vielleicht war sie auch tatsächlich temporär ausgezogen. Es gab ja eine reiche Auswahl an
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