Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
Vom Netzwerk:
diversen Immobilien.
    Das sei ja putzig, bemerkte Kellermann, da könne man einen Mann in seinem eigenen Hause völlig unbemerkt abknallen und entsorgen. Die eigene Frau würde rein gar nichts davon mitbekommen. Ein einsamer Typ müsse das gewesen sein, und was bloß aus den Frauen geworden sei?
    »Ja.« Löhring zuckte mit den Schultern und nickte.
    Als sie die Leiche in die Erde fallen ließen, kam Keschs Brille zum Vorschein. Sie war wohl aus einer Teppichfalte herausgerutscht, fast so, als wolle der Tote höchstpersönlich auf wichtige Erkennungsmerkmale aufmerksam machen. Nach seinem Geschmack wäre das jedenfalls gewesen.
    »Er hat auch noch einen Siegelring.« Löhring fiel es gerade noch rechtzeitig ein. Dieser Ring gehörte sozusagen zu Keschs Corporate Identity, er musste ihn finden. Er sprang ins Loch und rollte den Teppich mit dem Toten wieder auf, bis die Hand zum Vorschein kam. Löhrings Finger legten sich um Keschs kalten Ringfinger, er musste jetzt nur noch ziehen, auch wenn es knacken würde.
    Kellermann stand sprachlos da und blickte von oben herab auf Löhring, hielt eine Westerland in der Hand, die er dem toten Kesch unbekannterweise hatte hinterherwerfen wollen. Und nun kramte sein Entführungsopfer eine tote Hand wieder heraus und zerrte am Finger herum. Er atmete tief ein und sagte: »Ich fasse es nicht. Das ist nicht gut, Löhring, das ist gar nicht gut. Fuck.«
    »Ich bin zu gut, um auch noch gut sein zu wollen«, entgegnete Löhring.
    »Ich weiß nicht, was mein Bewährungshelfer zu all dem hier sagen würde.«
    »Fragen Sie mal meinen Coach. Der wäre auch nicht begeistert.« Löhring kam hoch und hielt Kellermann Brille und Siegelring hin wie Sternchen nach der Dschungelprüfung.
    Kellermann warf die Rose. »Staunen Sie eigentlich manchmal,dass Sie überhaupt noch am Leben sind, dass Sie noch keiner abgeknallt hat?«
    In diesem Augenblick klingelte ein Handy im Teppich, dumpf, doch gut hörbar. Es war unheimlich. Man mochte sich gar nicht vorstellen, wie viele Smartphones bewusst oder zufällig mit auf die letzte Reise genommen wurden und unterirdisch weiterklingelten – eine Mobilfunkverbindung über den Tod hinaus.
    Man wechselte schnelle Blicke, und Kellermann ging einen Schritt von der Grube zurück. »Wenn da jetzt Kesch aus dem Jenseits dran ist, springe ich hinterher ins Loch. Oder der Mörder! Kunden? Ich bin nicht da.«
    Er hatte kaum zu Ende gemutmaßt, als Löhring wie auf ein Startzeichen hin wieder in die Grube gesprungen war, wie im Wahn zwischen Perser und Leiche herumkramte und fündig wurde. Er nahm noch im Erdloch das Gespräch entgegen.
    Am anderen Ende der Leitung ertönte eine Frauenstimme: »Guten Tag. Winterberry Group, Sekretariat Keith Winter. Wir hätten gern Herrn Kesch gesprochen.«
    Kellermann nahm langsam die Waffe aus seiner Jackentasche und zielte hinunter auf Löhring.
    Es war ein seltsames Gespräch. Miranda hielt den Hörer in der einen, ihren Stift in der anderen Hand. Das, was der Mann am anderen Ende der Leitung von sich gab, klang etwas verschnupft und seltsam gepresst, enthielt auch nichts wirklich Verwertbares zum Notieren, zum Nachhalten, zum Organisieren.
    Kesch? Nein, Herr Kesch sei momentan leider etwas überlastet und nicht abkömmlich. Im Augenblick lade man so einiges auf ihn ab. Sozusagen.
    Mit wem sie denn da spreche, wollte Miranda wissen.
    Oh, das tue nichts zur Sache, antwortete der Mann. Er sei, nun ja, ein guter Bekannter und nehme nur zufällig das Gespräch entgegen. Er sei Berater, Mitarbeiter, entsandter Vorstand, Aufsichtsrat. Es komme ganz darauf an. Und wer sie denn überhaupt sei?
    Ihr Gesprächspartner schien nicht ganz bei der Sache zu sein, gab zwischendurch zischende Laute von sich. Die Verbindung war auch nicht so gut, er musste in einem Funkloch stecken. Was das denn jetzt solle, fauchte er dann noch, und Miranda hatte das Gefühl, dass sie gar nicht gemeint war mit dieser Frage. Er schien abgelenkt zu sein. Es hatte keinen Sinn. Miranda sagte, es gehe um einen Termin, den man mit Herrn Kesch persönlich machen wolle, aber ihr Anruf komme jetzt vielleicht etwas ungelegen. Sie bat um zeitnahen Rückruf, hinterließ alle Koordinaten, musste am Ende sogar Winters Namen buchstabieren. Was gab es am Wort »Winter« zu buchstabieren? DER Winter?, wollte man wissen. Ob das wirklich DER Winter sei? Ja, es handele sich um Keith Winter, bestätigte Miranda. Man schien sich zu kennen. Doch seinen eigenen Namen hatte sie ihrem

Weitere Kostenlose Bücher