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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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mehr an die Oberfläche holen würde. Deshalb solltest du mir nicht zu nahe kommen.«
    »Sam.« Ich beuge mich zu ihm. »Ich bin … Auch bei mir gibt’s Dinge, die ich zu begraben versucht habe. Ich könnte dasselbe von mir sagen. Macht es dir was aus?«
    »Was? Das, was du getan hast?«
    »Ja.«
    »Nein.«
    »Also dann …« Jetzt klingt auch meine Stimme unsicher. »Was ich vorhin gesagt habe, das über unser Tauschgeschäft, gilt immer noch. Und du hast doch zugestimmt, hm?«
    »Ich wusste es nicht so recht«, erwidert er ausweichend.
    Ich schlucke, um meine trockene Kehle wieder frei zu bekommen. »Ich meine ja nicht jetzt gleich.« Es ist mir ernst damit, was mich selbst verblüfft. »Aber ich will dich immer noch. Sobald du dich an die Vorstellung gewöhnt hast, dass ich dich begehre und immer noch ich selbst bin. Du musst deinen Hass auf das, was man dich zu tun zwang, nicht auf mich projizieren. Außerdem hab ich neulich Nacht auch keine Widerhaken an deinem Schwanz entdecken können.«
    »Aber du hast dich unheimlich verändert!« Er platzt so damit heraus, dass er mich an ein vereistes Ventil erinnert, das sich endlich löst. »Seit Dr. Hanta dich behandelt hat. Vorher warst du du selbst . Du warst launisch, du hast gegrübelt, du warst zynisch, und du warst komisch - ich finde nicht die richtigen Worte dafür. Was Dr. Hanta auch getan haben mag: Es hat dich verändert , Reeve. Früher hättest du dich geweigert, etwas nur deshalb zu tun, weil man es von dir erwartet. Und jetzt versuchst du mich dazu zu bringen, mit dir zu schlafen! Möchtest du wirklich für die absehbare Zukunft im YFH-Gemeinwesen festsitzen? Festsitzen, dazu noch schwanger?«
    Ich denke einen Augenblick darüber nach. »Wo liegt das Problem?« Hanta ist eine mehr als gewissenhafte Ärztin. Und bestimmt kann ich eine Schwangerschaft überleben - schließlich hat das auch jedes weibliche Säugetier in meinem Stammbaum vor mir geschafft, oder? Wie schlimm kann’s dann sein?
    »Reeve.« Jetzt sieht er mich so an, als hätte ich mich plötzlich in eine Kampfmaschine verwandelt und vor seinen Augen Widerhaken, Geschütze und einen Panzer ausgebildet. Ich muss kichern, denn er kommt mir so vor, als hätte er ein Gespenst gesehen! »Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Mir einen Ausweg aus meiner Vergangenheit als Monster angeboten.« Erwartungsfroh beuge ich mich zu ihm hinüber. »Gibst du mir jetzt einen Kuss?«

    Trotz meiner ausgeklügelten Vorbereitungen landen wir doch nicht im Bett.
    Als ich abgeräumt habe und mich hinlegen will, bringt Sam es tatsächlich fertig, ebenso müde wie würdevoll darauf zu bestehen, dass er allein schlafen möchte.
    Ich bin so wütend und frustriert, dass ich am liebsten heulen würde. Mein Problem ist leicht zu beschreiben, nur finde ich keine Lösung dafür. Es stimmt ja gar nicht, dass ich mich sehr verändert habe. Nur habe ich mich - mit oder ohne Hantas Zureden - dafür entschieden, mir eine Auszeit zu nehmen und das Kämpfen ein Weilchen hintanzustellen. Und das wirkt nach außen hin natürlich wie eine riesige Veränderung. Sam hat sich einfach noch nicht an mein neues Ich gewöhnt. Selbstverständlich ist es sehr beunruhigend, mit jemandem zusammen zu sein, der scheinbar alle früheren Werte und Grundsätze von jetzt auf nachher über Bord geworfen hat. Wäre Sam nach einem Krankenhausaufenthalt mit glasigen Augen und völlig verändert heimgekommen, hätte mich das zweifellos unglaublich mitgenommen. Doch ich wünschte, er würde seine Ängste nicht auf mich projizieren. Schließlich geht es mir gut, sogar so gut wie noch nie, seit ich damals in der Obhut der Chirurgen und Beichtväter wieder zu mir kam.
    Natürlich besteht hier trotzdem ein Problem: Fiore und Yourdon sind dabei, etwas überaus Dubioses mit der serienmäßig produzierten Kopie von Curious Yellow anzustellen. Sie haben eine Möglichkeit gefunden, die uns allen implantierte Sicherung gegen Curious Yellow außer Kraft zu setzen. Offenbar forschen sie daran, wie man CY dazu nutzen kann, Regeln sozialer Kontrolle einzuführen, um auf dieser Grundlage nach und nach eine Diktatur zu schaffen. Aber, und das ist die entscheidende Frage, warum sollte mich das kümmern? Hab ich nicht schon genug durchgemacht? Ich muss nicht zulassen, dass mich meine Erinnerungen weiterhin quälen. Schließlich wäre ich fast draufgegangen, als ich auszuführen versuchte, was Sanni und die anderen in der Sicherheitszelle Blau von mir verlangten. Ich habe

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