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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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feine englische Art. Vielleicht würde er sich doch nicht über die Beamten beschweren. Als ahnte Mur seine Gedanken, machte sie eine wegwerfende Handbewegung. »Ich frage mich manchmal wirklich, was die heutzutage überhaupt noch auf der Polizeischule lernen! Aber mal ganz abgesehen davon, man braucht sich nicht zu wundern, wie wenig sie dazulernen, wenn man sie mit den unwilligsten Kollegen als Bärenführer losschickt.«
    Hackenholt wurde ihres Monologs überdrüssig. »Was ist eigentlich Sache?«, fragte er.
    Mur musterte ihn einen Moment lang mürrisch, dann entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. »Du hast ja recht«, murmelte sie, wandte sich um und ging ein paar Schritte in den Wald. »Ich bin froh, dass du hergekommen bist«, sagte sie über ihre Schulter. »Inzwischen habe ich nämlich ein paar Ungereimtheiten festgestellt.«
    Sie ging neben dem Leichnam in die Hocke. Der Tote lag bäuchlings, der Länge nach ausgestreckt, im Laub des vergangenen Herbsts, das sich in einer grabenförmigen Senke im Waldboden angesammelt hatte. Von seinem Gesicht war nur wenig zu erkennen. Was nicht durch das strähnig herabhängende Haar verdeckt wurde, verbargen die Blätter. An der ausgestreckt daliegenden Hand erkannte Hackenholt, dass die Waldtiere den Toten schon geraume Zeit vor dem Spaziergänger entdeckt hatten.
    »Wie lange liegt er schon hier?«
    Mur zuckte mit den Schultern. »Wir warten noch auf den Gerichtsmediziner. Und bevor du fragst, wer kommt: Natürlich hat Dr. Puellen heute mal wieder Bereitschaft. Allmählich hätte ich schon gerne gewusst, ob er auch irgendwann mal frei hat. Na ja, vielleicht verirrt er sich ja im Wald, und wir sehen ihn nie wieder«, murmelte sie hoffnungsvoll.
    »Christine!« Hackenholt klang ungeduldig. Zwar wusste er, wie wenig sie den Mediziner mochte, doch was sie gerade von sich gegeben hatte, ging eindeutig zu weit.
    »Ist ja schon gut.« Sie holte tief Luft. »Wie du selbst siehst, ist das keine frische Leiche. Wahrscheinlich liegt er schon ein paar Tage. Vielleicht eine Woche? Keine Ahnung, ich bin kein Experte. Aber dem Grad der Fäulnis nach zu urteilen, muss der Tod schon vor einer Weile eingetreten sein. Es haben sich bereits Ödeme gebildet. Und das, obwohl es nur die letzten drei Tage warm war.« Sie wies mit ihren behandschuhten Fingern auf die Hand des Toten, auf der eine große Blase zu sehen war. »Komm da bloß nicht ran, wenn die aufplatzt, stinkt es gewaltig. Wir können wirklich froh sein, dass er hier im Wald liegt.« Behutsam strich Mur dem Toten ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, sodass eine Wunde in Höhe des Haaransatzes oberhalb der rechten Schläfe sichtbar wurde.
    »Und welche Ungereimtheiten sind dir aufgefallen?«, fragte Hackenholt.
    »Er hat nichts bei sich. Gar nichts. Keine Ausweispapiere, kein Geld, keine Zigaretten. Die Taschen von seinem Jackett sind leer, und das übliche Sammelsurium von Plastiktüten haben wir auch nirgendwo gefunden.«
    »Könnten sich nicht vielleicht irgendwelche Tiere über die Tüten hergemacht haben?«
    »Möglich, aber meiner Meinung nach eher unwahrscheinlich. Ein Sandler besitzt mehr als nur eine Tasche. Ich glaube nicht, dass in allen etwas Essbares war und sich irgendwelches Getier darüber hergemacht hat. Außerdem erklärt das nicht, warum er nichts in seinen Kleidertaschen hat. Zumindest ein paar Centstücke oder ein Streichholzheftchen hätte ich erwartet. Du weißt doch selbst, was die immer in ihren Jacken- und Hosentaschen spazieren tragen. Aber hier: Fehlanzeige.«
    Hackenholt nickte versonnen. »Was er wohl mitten im Wald gesucht haben mag? Die Stelle hier ist doch ziemlich abgelegen.«
    Mur wiegte ihren Kopf hin und her. »Das kommt dir nur so vor, weil du die Straße vom Tiergarten hergefahren bist. Wenn du dir das Gelände auf der Karte anschaust, wirst du sehen, dass es von hier aus nur ein Katzensprung bis nach Rehhof ist. Vielleicht eine knappe Viertelstunde bis zum nächsten Schrebergarten. Andererseits gebe ich dir schon recht: ein naturverbundener Sandler, der im Wald spazieren geht? Dass ich nicht lache!«
    Hinter ihnen brach mit einem lauten Knacken ein Ast. Hackenholt fuhr erschrocken herum, doch es war nur Dr. Puellen, der sich den Weg durch das Unterholz bahnte – ohne die geschätzte Begleitung einer der beiden Streifenpolizisten, wie Hackenholt verärgert feststellte. Bei ihnen angekommen zuckte der Mediziner entschuldigend mit den Schultern. »Tut mir leid, ich wollte euch nicht

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