Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
beschrieben Seiten Nathanaels fielen ihr entgegen, dazu ein Brief von Olympia und Theresa. Rasch überflog sie die Zeilen.
    Nathanael erzählte von seinen Erfolgen, die getrennte Stadt wieder zusammenzuführen, Olympias Unterstützung und dem neu aufkeimenden Vertrauen, aber auch von Menschen, die ihre Angst vor ihm nicht überwanden und Ancienne Cologne verließen.
    Olympia hingegen schrieb, dass Theresa sie dazu antrieb, öfter nach oben zu kommen. Sie wollte definitiv nicht tanzen gehen und schon gar nicht in solche kranken Erfindungen wie Clubs und Diskotheken. Dieser Schritt sei bei Weitem zu gewagt. Camilla musste grinsen. Theresa setzte sich zusehends durch.
    Amelies Brief war der längste. Sie sprach all das aus, was Olympia verschwieg. Sie erzählte von den Problemen, die Denise bereitete, dem unversöhnlichen Hass und der Angst der Bewohner vor ihr. Nathanael bewährte sich hingegen als Anführer und die ehemalige Leichenpuppe hatte nun endlich einen Namen: Julie. Viele misstrauten ihr noch immer, aber sie passte sich an und lernte. Amelie nahm sich ihrer an. Der Mutterinstinkt in ihr war ungebrochen stark. Momentan, so schrieb sie, war Julie eher Nathanaels Kind, aber die Bindung zwischen den beiden wuchs beständig und sehr liebevoll.
    Camillas Herz zog sich zusammen. Mehr als alle anderen vermisste sie Amelie und Julie. Diese so menschlichen Geschöpfe standen ihr nah, näher als viele ihrer momentanen Freunde und Kommilitonen. Ihr stiegen Tränen in die Augen.
    »Ihr fehlt mir so sehr.«
    Sie wischte sich über die Wangen. Zumindest konnte sie nicht behaupten, selten von Melanie zu hören. Ihre Freundschaft festigte sich ebenfalls beständig. Sie und Chris hielten den Mail-Kontakt zu der Ärztin aufrecht. Lediglich Habicht und Weißhaupt fanden leider nur selten Zeit, sich zu melden. Meistens rief der Hauptkommissar an. Von ihm wusste Camilla, dass beide Männer in das LK4 versetzt worden waren und er sich nun mit einem Fall herumschlug, der sich auf Berlin und Wiesbaden ausdehnte.
    Wiesbaden, ihre neue Wahlheimat. Seitdem sie aus Berlin zurückgekehrt waren, kühlte das Verhältnis zu ihrem Vater merklich ab, während ihre Mutter nahezu jede Woche zu Besuch kam. Die Verbindung, die sie immer für unmöglich gehalten hatte, intensivierte sich. So viele kleine, eigentlich unwichtige Details, die ihr Vater verschwieg, erfuhr sie nun von ihrer Mutter. Eine neue, weitaus engere und tiefere Verbindung war aus ihrem Abenteuer in Berlin entstanden.
    Camilla wusste nicht, weshalb, aber ihre Eltern entfremdeten sich zusehends voneinander. Es war eine Entwicklung, die vielleicht schon vor langer Zeit begonnen hatte und die nun unaufhaltsam voranschritt. Es war eine Zeit der Veränderung.
    »Liebes?«
    Sie schrak zusammen, als Chris sie umarmte.
    »Deine Mutter war vorhin hier. Sie kommt gleich zum Essen.«
    »Ich liebe sie ja, aber wenn sie endgültig einzieht, brauchen wir eine größere Wohnung.«
    »Sie hat etwas dagelassen, was du umgehend an Melanie schicken sollst.« Chris zog das kleine Okular des Perspektivs aus seiner Hosentasche.
    Camillas zuckte zusammen. Ihr verfluchter Vater hatte es also doch gehabt. »Woher …«
    »Das wollte sie mir nicht sagen, aber sie meinte, mit nur einer Linse sei das Ding wertlos.«
    Wahrscheinlich hatte ihr Vater den Verlust noch nicht bemerkt. Bevor er wütend über ihre Mutter oder sie herfiel, musste Camilla handeln. Sie sah auf die Uhr. »Das verpacke ich und sende es als Paket an Melanie.«
    Chris langte nach seiner Lederjacke. »Ich mach das. Schau du nur erst mal die Post durch.« Er küsste sie flüchtig und fischte ihr das Okular aus der Hand.
    Während er in seine Stiefel schlüpfte, fuhr sie herum. »Warte, Chris. Es ist doch völlig egal, wo das Okular zerstört wird, solang es nur bald passiert.«
    Er warf ihr einen langen Blick zu. »Schauen wir doch mal, ob es einem Hammerschlag standhält.«
    Camilla holte die Werkzeugkiste und folgte Chris in die Küche.
    Er schlug die Linse in mehrere Handtücher ein.
    Hoffentlich funktionierte es. Insgeheim zweifelte sie fast daran. Es war ein magischer Gegenstand.
    Ein Blick in Chris’ Augen bestätigte, dass auch er unsicher war. Wenn es nicht funktionierte, würde sie das Okular über Melanie an Nathanael senden müssen, damit er es zerstörte.
    »Glaube daran, Camilla. Deine Wünsche können real werden.«
    Glauben? Diese Fähigkeiten hatte sie das letzte halbe Jahr nicht mehr benutzt. Sie schloss die Augen und

Weitere Kostenlose Bücher