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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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daß er Detektiv spielen mußte, was? Und mit dem Bürschlein im Reisegepäck würde ich schon fertig werden, was?
    „Dann würde ich vorschlagen, daß Sie uns morgen in Grüntal besuchen und Philip kennenlernen. Ich werde ihn inzwischen auf die veränderte Sachlage vorbereiten.“
    „Ach, er weiß noch gar nichts davon?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich hielt es für nicht gut, voreilig zu sein. Würde es Ihnen zum Nachmittagskaffee um 15 Uhr passen?“
    „Es wird mir ein Vergnügen sein. Und was die Zeit betrifft, da können Sie die Uhr nach mir stellen. Ich bin der pünktlichste Fußgänger der Stadt

Erst ein Knall, dann ein Fall, dann ein Schrei und dann — Jojo

    Wie man sehen konnte, befand ich mich in Grüntal bereits im Anmarsch auf das Mallingersche Anwesen...
    Ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, war das eine schicke, vornehme und weitläufige Immobilie. Ein Park, so groß wie ein Fußballplatz, und mittendrin eine zauberhafte, verspielt wirkende kleine Villa mit einer Menge spitzer Türmchen und runder Erker. Jaja, zaubern müßte man können. Ich seufzte einen Seufzer, der so tief war, daß er mir die große Zehe krummzog...
    Schade, ich hätte Pinsel doch mitnehmen sollen. Sicher wäre ihm beim Anblick des gepflegten Grüns der Blitz in die Beine gefahren.
    Ich drückte auf den Klingelknopf am Tor.
    Ssssssss, klang es elektrisch, und es machte Klick-Klock.
    Ich konnte eintreten.
    Frau Mallinger höchstpersönlich erwartete mich an der Tür. Sie führte mich in einen Salon, in dem es von bequemen Sitzgelegenheiten nur so wimmelte. Betont freundlich dirigierte sie mich zu einem zitronengelben Sessel.
    „Dieser hier, Herr Pfiff,,“ lächelte sie verschmitzt, „dürfte in etwa die Qualität Ihrer Sofaecke haben.“
    Ich nickte dankbar zurück, sagte: „Mal sehen!“ und probierte. Ich sank, sank, sank, sank... und zum Schluß sah nur noch mein kluger Kopf aus dem Sessel. „Unglaublich!“ gestand ich und hatte keine Ahnung, wie ich je wieder aus diesem Sitz- und Haltungsschäden verursachenden Monstrum von einem himmlischen Lümmler herauskommen sollte.
    Im langen, dunklen Hauskleid stand sie vor mir, die feine, alte Dame. Ihre weißen Löckchen lagen so akkurat geordnet um ihren Kopf, daß man glauben konnte, sie sei geradewegs vom Friseur an die Tür gekommen.

    Ich wußte inzwischen, daß sie die Witwe eines sehr erfolgreichen Archäologen war, und daß sie außer jener Nora keine weiteren Söhne oder Töchter hatte. Was wird wohl der Archäologe gesagt haben, als die einzige Tochter einen Zauberkünstler heiratete?
    Frau Mallinger setzte sich ebenfalls. „Ich habe Jojo auf Ihren Besuch vorbereitet. Er weiß, daß sie Detektiv sind, und daß ich es gern hätte, wenn Sie ihn nach Iraklion begleiteten.“
    „Und was hat er dazu gemeint?“
    „Nun...“sie schien nach den richtigen Worten zu suchen, „... ich glaube, ich habe ihn neugierig gemacht. Um seine Worte zu wiederholen: ,Ein Detektiv fehlt mir noch in meiner Sammlung.’ Ach ja, als ich gestern bei Ihnen war, fragten Sie mich nach seinem Hobby, mir fiel jedoch nichts Besonderes ein...“
    „Außer seiner Vorliebe für Streiche!“ erinnerte ich.
    „Stimmt. Vielleicht sollte ich Ihnen aber noch sagen, daß er gern Geräusche imitiert und eine Vorliebe für freche, selbstgedichtete Verse hat.. Ihre Augen flackerten besorgt, als sie jetzt fragte: „Wollen Sie ihn jetzt sehen?“
    „Aber gern“, nickte ich.
    Die alte Dame erhob sich, ging zum Kamin und drückte dort irgendeine verborgene Glocke. Noch bevor sie wieder Platz genommen hatte, öffnete sich die Tür, und ein junges Mädchen im dunkelblauen Kleid mit draufgebundener weißer Spitzenschürze trat ein.
    „lda, bitte, sei so gut und sage Philip Bescheid, daß er herunterkommen soll. Ach ja...“ Agathe Mallinger sah mich an und fragte: „Was darf ich Ihnen anbieten, Herr Pfiff?“
    Ich grinste ihr richtig fröhlich entgegen und gebrauchte die gleichen Worte wie sie am Vortag: „Ich trinke das gleiche wie Sie, gnädige Frau!“
    „Also, Ida, bitte zwei Gläser Buttermilch!“
    Ida ließ sich nicht anmerken, was sie über die Buttermilch dachte. Sie knickste vollendet, sagte: „Bitte, gnä’ Frau!“ und schwebte davon.
    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, flüsterte die alte Dame mit einem Augenzwinkern: „Ida ist Jojos große Liebe. Trotzdem vergeht kaum ein Tag, ohne daß er ihr einen Streich spielt. Vorgestern hat er ihr im Ärmel ihres Nachthemdes

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