Glaub an das Glück, Annabelle! (German Edition)
und später am Abend nach London abreisen müssen. Danach blieb ihr nur wenig Zeit, um die Fotos von Santo Castillo für den Equestrian auszuwählen und zu überarbeiten, dann ging es gleich weiter nach Argentinien.
Natürlich freute sie sich darauf, Patagonien und Tierra del Fuego erleben zu dürfen. Doch momentan konnte sie den Gedanken, Stefano verlassen zu müssen, kaum ertragen. Ihren ersten Liebhaber. Ihren einzigen Liebhaber.
Den Mann, den ich liebe …
Nein! Annabelle presste eine Hand auf ihren Mund, um den dumpfen Laut zu ersticken, der ihren Lippen entschlüpfen wollte. Auf keinen Fall durfte sie sich erlauben, Stefano Cortez zu lieben!
Zitternd vor Anspannung hob sie den Kopf, glitt lautlos aus dem breiten Bett und schlich sich ins angrenzende Bad, um zu duschen. Dann borgte sie sich aus Stefanos Schrank ihre Garderobe für den Tag zusammen: ein übergroßes weißes T-Shirt und Arbeitsjeans, die sie mit einem Ledergürtel in der schmalen Taille zusammenraffte. Ein Blick in den Spiegel entlockte ihr ein widerwilliges Lächeln.
Stefano war sehr zufrieden mit sich gewesen, als er es endlich geschafft hatte, sie aus ihren Designer-Outfits zu bekommen. Da ihr selbst längst klar war, wie wenig sich ihre Garderobe für den Farmalltag eignete, hatte sie sich auch nicht länger gesträubt. Er hatte ihr eigene Sachen kaufen wollen, aber das lehnte Annabelle ab. Dafür liebte sie es viel zu sehr, seine Hosen und Shirts anzuziehen.
Während sie jetzt gedankenverloren ihr Gesicht im Badspiegel betrachtete, fiel ihr nicht als Erstes die rote Narbe auf ihrer Wange ins Auge, sondern die geschwollenen Lippen. Vorsichtig berührte Annabelle sie mit den Fingerspitzen und schloss für einen Moment sehnsüchtig die Augen, weil sie immer noch Stefanos heiße Küsse spürte.
„Da bist du ja“, hörte sie ihn brummen. „Warum bist du denn so früh aufgestanden?“
Im Spiegel sah sie ihn hinter sich in der offenen Badezimmertür stehen. Unbekümmert nackt, mit schlafzerzaustem Haar und dunklen Bartschatten erschien er ihr attraktiver und begehrenswerter denn je. Als sich ihre Blicke kreuzten, machte ihr Herz einen kleinen Sprung.
„Ich habe dich vermisst“, beklagte er sich. „Komm zurück ins Bett.“
Nichts hätte sie lieber getan. Nur noch eine letzte Nacht …
„Ich habe heute eine Menge Arbeit vor mir“, erwiderte sie gewollt munter und küsste ihn im Vorbeigehen auf die stoppelige Wange. Dann schnappte sie sich ihre Digitalkamera und steckte sie in die Hosentasche.
„Vergiss die Arbeit.“
„Und was soll ich dem Verlag sagen, womit ich eine ganze Woche auf Santo Castillo zugebracht habe?“
„Vergiss endlich den verdammten Job! Ich verzichte auch auf mein Honorar. Eine Stunde mit dir im Bett ist mir mehr wert als hunderttausend Euro.“
Annabelle seufzte. Ich darf nicht schwach werden! sagte sie sich energisch. Und auf gar keinen Fall darf ich ihn lieben …
In dem Moment setzte unten vor dem Haus ein riesiges Getöse ein. Stefano eilte ans Fenster, spähte durch die geschlossenen Jalousien und stöhnte. „Verdammt! Wir sind bereits unter Beschuss!“, knurrte er und betrachtete grimmig den Tross von Wagen und fremden Menschen, die sein Anwesen überfluteten.
„Vergiss nicht, dass du sie selbst eingeladen hast“, erinnerte Annabelle ihn. „Außerdem ist es für eine gute Sache.“
„Trotzdem hasse ich diesen ganzen Zirkus!“, schimpfte er weiter und fing sie in seinen Armen ein, als sie aus dem Zimmer schlüpfen wollte. „Bleib bei mir, Querida und lenk mich ab“, raunte er ihr ins Ohr.
„Kein Problem“, gab sie in leichtem Ton zurück. „Aber nicht hier oben. Wenn du willst, darfst du heute meinen Kameraassistenten spielen.“
„Hast du denn immer noch nicht genug Fotos zusammen?“
„Nicht alle, die ich brauche. Heute will ich noch ins Dorf, für die Titelstory.“
„Nach Algares? Warum?“
„Dort bist du doch aufgewachsen und die meisten deiner Stalljungen auch.“
„Und?“
„Außerdem ist es die erste Stadt, die von deinem Hilfsfond profitiert hat. Ich möchte sehen und dokumentieren, was sich im Laufe der Jahre verändert hat.“
Stefano wirkte zunächst irritiert, dann skeptisch und schließlich außerordentlich interessiert. Als er dann noch hörte, wie unter ihm eine hysterische Frauenstimme auf Französisch unsichtbare Handwerker ankeifte, dass sie alles an der falschen Stelle abladen würden, fasste er einen spontanen Entschluss.
„Ich begleite
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