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Glaub an das Glueck, Annabelle

Glaub an das Glueck, Annabelle

Titel: Glaub an das Glueck, Annabelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennie Lucas
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anschauen!‘.“
    Als er ihre Stimme hörte und fühlte, wie ihn eiskalte Wut erfasste, die seine Atemwege zu lähmen schien, erschauderte Stefano. Doch als er sah, dass Annabelle ihn beobachtete und offensichtlich auf eine Reaktion wartete, holte er mühsam Luft. In einer Geste, die ebenso zärtlich wie rau war, zog er ihren Kopf fest an seine Brust.
    „Weiter …“, murmelte er.
    Sie stieß hörbar den angehaltenen Atem aus und schien sich in seinen Armen zu entspannen. „Mein ältester Bruder hat mich gerettet. Er hat meinem Vater die Peitsche entrungen und ihn zur Seite gestoßen. Dabei ist er mit dem Kopf auf die unterste Treppenstufe gefallen und war tot. Und ich war erleichtert.“ Sie wartete auf ein Zeichen des Entsetzens oder Abscheus, doch nichts kam. „Wir waren wirklich alle erleichtert und froh.“
    „Was du … was ihr durchmachen musstest, tut mir entsetzlich leid.“ Seiner Stimme konnte man anhören, dass er selbst gern an Jacobs Stelle gewesen wäre.
    Annabelle schaute gedankenverloren auf ihre Hände, und zum ersten Mal sah Stefano, dass die feinen roten Linien, die er für oberflächliche Kratzer gehalten hatte, ebenfalls dünne, halb verblasste Narben waren. Gequält schloss er die Augen.
    „Jetzt weißt du, dass ich nicht nur äußerlich hässlich bin“, schloss Annabelle müde.
    Abrupt schob er sie ein Stück von sich ab und sah sie direkt an. „Hässlich?“, fragte er heiser. „Mein Gott, Querida , du bist die schönste und tapferste Frau, die mir je begegnet ist! Viel stärker als alles, was dieser miese Feigling von einem Vater dir in der Vergangenheit angetan hat!“
    Energisch versuchte sie die Tränen wegzublinzeln, die schon wieder fließen wollten. „Du hast recht gehabt, mit dem, was du gesagt hast“, bekannte sie mit neu erwachtem Mut. „Ich verstecke mich wirklich hinter meiner Kamera. Es gefällt mir, quasi unsichtbar zu sein. So habe ich es noch jahrelang auf Wolfe Manor ausgehalten, bis ich nach London gegangen bin, um Fotografie zu studieren und das zu meinem Beruf zu machen. Aber mein Mentor …“
    Erneut brach sie ab und musste sich erst sammeln. Stefano wartete geduldig, obwohl er bereits ahnte, was kommen würde und am liebsten laut geflucht hätte.
    „Er war mindestens doppelt so alt wie ich, und nach meinen ersten Erfolgen hat er versucht … er wollte mich verführen. Als ich ihn abwies, war er gekränkt. Er nannte mich ein hässliches Monster und sagte, eine Frau wie mich könne man nicht lieben, und er hätte es auch nur aus reinem Mitleid bei mir versucht.“
    „Du sprichst von Patrick Arbuthnot?“, fragte Stefano in tödlicher Ruhe.
    Ihr gesenkter Blick war ihm Antwort genug.
    „Ich bin ihm übrigens einmal begegnet, habe ich dir das schon erzählt?“, fragte er, ohne auf eine Antwort zu warten. „Anlässlich eines meiner Charity-Events vor ein paar Jahren. Ich hatte mich geweigert, ihm eines meiner Pferde zu verkaufen, das er unbedingt haben wollte. Wahrscheinlich aus Ärger über meine Weigerung hat er dem Alkohol reichlich zugesprochen und damit geprahlt, dein erster Liebhaber gewesen zu sein. Wahrscheinlich, um mich zu beeindrucken. Sag nur ein Wort, und ich bringe ihn kalt lächelnd um.“
    Sein Angebot kam so spontan, dass Annabelle wider Willen lächeln musste, wenn auch unter Tränen. „Dieser Mistkerl war mehr als doppelt so alt und dreimal so schwer wie ich“, sagte sie etwas zittrig. „Letztes Jahr ist er einem Herzinfarkt erlegen, während er mit einem ukrainischen Model im Bett lag. Also lassen wir ihn in Frieden ruhen.“ Sie holte tief Luft. „Trotzdem bleibt wahr, was er über mich gesagt hat. Ein Monster wie mich kann kein normaler Mann lieben.“
    Da stieß Stefano einen so lästerlichen Fluch aus, dass sich ihre Augen erstaunt weiteten. „Schwachsinn! Du bist wunderschön und extrem talentiert! Du bist die bezauberndste Frau, die ich je kennengelernt habe, und es bringt mich fast um, dich nicht anrühren zu dürfen“, murmelte er heiser und stürzte sie damit völlig in Verwirrung.
    „Du … du meinst das wirklich ernst?“
    Seine Hand hatte er vor hilfloser Wut auf seine Geschlechtsgenossen noch immer zur Faust geballt, doch jetzt entspannte er sie und strich mit der Fingerspitze unendlich zärtlich über die gezackte rote Narbe auf Annabelles Gesicht. „Dies ist nur ein Teil von dir, Querida “, murmelte er erstickt und strich sanft über ihre weichen Lippen. „Das bist ebenfalls du … und dies und dies auch …“

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