Glaub an das Glueck, Annabelle
Junge. Die Eiskönigin wird dich kalt abfahren lassen, Cortez, und ich werde auf deine Niederlage trinken!“
Um Stefanos Lippen spielte ein Siegerlächeln, als er über die Schulter zu der schönen englischen Fotografin schaute, die ihm stumm folgte und den Blick fest auf den Boden heftete. Offenbar hielt sie ganz bewusst Abstand, um jede zufällige Berührung von vornherein auszuschließen.
Nein, sie zu verführen, würde nicht einfach sein.
Die faszinierende Miss Wolfe war ein scheues Wild, das bereits ausgesprochen geschickten und ambitionierten Jägern entkommen war. Laut Hörensagen war es bisher nur wenigen Männern gelungen, sich den Weg in ihr Bett zu erkämpfen. Davon war ihr Tutor und Förderer, der prominente Fotograf Patrick Arbuthnot, der bekannteste. Vor einigen Jahren hatte Stefano ihn als Gast eines Charity Events auf Santo Castillo begrüßt. Damals hatte Arbuthnot sich großspurig als Eroberer der uneinnehmbaren Festung ausgegeben und in höchsten Tönen von Annabelles umwerfendem Körper und ihrer mitreißenden Leidenschaft geschwärmt.
Die Eisprinzessin …
Jetzt, da er sie live vor Augen hatte, verstand Stefano den Spitznamen noch weniger als zuvor. Zugegeben, auf den ersten Blick mochte sie kühl und unnahbar wirken, und wenn er eine Farbe für Annabelle Wolfe hätte wählen müssen, würde er sich für Grau entscheiden. Silbergrau, wie die Schatten an einem frühen Morgen oder das Zwielicht an einem frostigen Wintertag.
Doch aus der Nähe wirkte sie unglaublich lebendig und natürlich. Sie trug zwar Make-up, verzichtete aber auf Mascara und Lippenstift. Seltsam. Ihre Wimpern waren lang, seidig und blond wie die Augenbrauen und das üppige Haar, das weit über die Schultern reichte. Sie war groß, schlank und ausgesprochen attraktiv, ohne dass man hätte sagen können, worauf ihre ungewöhnliche Schönheit wirklich beruhte.
Aber eisig? Kalt? Niemals!
Kratzbürstig und anmaßend war Annabelle Wolfe. Obwohl ihr Körper …
Stefano verstand ihn ohne Worte. Ihm war weder die aufsteigende Röte am Hals und auf den Wangen der schönen Fotografin entgangen noch das verräterische Zittern, als er die Hand nach ihrer Tasche ausgestreckt hatte.
Die kühle Reserviertheit war nur vorgeschoben, und er konnte es kaum abwarten herauszufinden, wie heiß und wild Annabelle Wolfe wirklich war, wenn sie ihren Widerstand aufgab. Nach langer Zeit spürte Stefano endlich wieder so etwas wie Jagdfieber in sich aufsteigen. Möglicherweise würde diese spröde Schöne nicht gleich in dieser Nacht sein Bett teilen und auch nicht in der nächsten. Aber genau diese Aussicht reizte ihn.
Das ließ auf eine interessante kurzweilige Woche hoffen, was ihm sehr entgegenkam. Wie jedes Jahr überfiel ihn schon jetzt der Horror, sobald er an die Invasion dachte, die sein Anwesen in den nächsten Tagen heimsuchen und umkrempeln würde. Erst die Eventplaner, dann die versnobten oberen Zehntausend und ihre juwelenbehängten Begleiterinnen.
Dabei hielt Stefano das alljährliche Poloturnier mit anschließendem Festball an sich für eine gute Sache. Der Erlös diente dazu, die Armut und Not in den umliegenden Dörfern zu lindern. Trotzdem kostete es ihn immer wieder große Überwindung, Tür und Tor für die Celebrities zu öffnen.
Diesmal würde er einfach an Annabelle denken. Ihren reizvollen Körper im Halbschatten der weitläufigen Halle mit den Augen abzutasten, verschaffte ihm schon vorab einen nicht unbeträchtlichen Genuss und verursachte ein heftiges Ziehen in seinen Lenden, das ihm ein wölfisches Lächeln entlockte.
Stefano blieb stehen. „Was halten Sie von einer spontanen Besichtigungstour?“, fragte er seinen Gast.
Annabelle schaute ihn verwirrt an. „Während Sie mein ganzes Gepäck mit sich herumschleppen?“
Ihr Gastgeber zuckte nur lässig mit den Schultern. „Und?“
„Ihre Entscheidung“, erwiderte sie kühl. „Ich habe nichts dagegen. Allein um nicht in diesem Riesenhaus verloren zu gehen. Aber machen Sie’s kurz.“
Sein Lächeln wurde breiter. Ihr spröder Tonfall konnte ihn nicht täuschen. Er sah die steifen Schultern und das Zittern ihrer Hände. Unter der rauen Schale verbarg sich eine Sleeping Beauty , die darauf wartete, geweckt zu werden, dessen war er ganz sicher.
Um seine Annahme bestätigt zu sehen, legte er wie zufällig eine Hand auf ihren sehr geraden Rücken und registrierte zufrieden, wie sie scharf den Atem einsog und zur Seite auswich. Dann warf Annabelle Wolfe ihm einen
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