Glaub an die Liebe, Kit
Hochzeit zu vermeiden. Meine Mutter ist nicht wie andere Mütter , hatte sie verächtlich gesagt, als sei das etwas Schlechtes.
Aber das Gegenteil war der Fall. Rainbow hatte sie gelehrt, stark zu sein, unabhängig und sich nicht mit dem Zweitbesten zufriedenzugeben. Und sie hatte ihre Tochter geliebt. Bedingungslos.
„Danke“, sagte sie und nahm die Hand ihrer Mutter.
Überrascht schaute Rainbow sie an. „Wofür?“
„Für alles. Für deine Kraft. Dafür, dass du mich ermutigt hast, meinen eigenen Weg zu gehen. Und dafür, dass du jetzt für mich da bist.“
„Ich werde immer für dich da sein“, erwiderte Rainbow. „In materieller Hinsicht konnte ich dir nicht viel bieten. Aber zwei Dinge gibt es, die ich dir hoffentlich geben konnte: Flügel und Wurzeln. Du wirst immer hier ein Zuhause haben. Doch einen Menschen zu lieben, bedeutet auch, ihn gehen zu lassen.“
Bei diesen Worten musste sie auf einmal an Kit denken. Tränen brannten in ihren Augen. „Wirklich?“, schluchzte sie auf. „Aber was ist, wenn man nicht gehen will? Was ist, wenn man bleiben und alles, was das Schicksal bereithält, gemeinsam ertragen möchte?“
„Oh, mein Schatz …“ Voller Mitgefühl zog Rainbow Sophie in die Arme. „Ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Was ist passiert?“
Und während salzige Tränen über Sophies Wangen kullerten, erzählte sie ihrer Mutter die ganze Geschichte.
Als Sophie zum Ende gelangte, war nicht nur die Schachtel mit Taschentüchern fast leer, sondern auch die Flasche Gin, die nach einiger Zeit den Kräutertee abgelöst hatte.
„Als er mich gebeten hat, ihn zu heiraten, dachte ich, ich hätte mein Happy End gefunden. Doch auf einmal war es, als befände ich mich in einem nie enden wollenden Fortsetzungsroman.“
Stirnrunzelnd teilte Rainbow den restlichen Gin auf. „Und du glaubst, das bedeutet, er liebt dich nicht?“
„Zumindest nicht genug.“ Niedergeschlagen ließ Sophie den Kopf auf die Hände sinken. „Wenn er es täte, wüsste er, dass ich für ihn da sein, dass ich bei ihm sein will.“
Nach kurzem Schweigen sagte Rainbow: „Oder es heißt, dass er dich mehr liebt, als du ahnst. Er möchte, dass du glücklich bist, deshalb lässt er dich gehen. Er opfert sein Glück, damit du die Chance auf ein neues Leben hast.“
Unwillkürlich musste sie an Kits Worte von heute Morgen denken. Du bist der faszinierendste und lebendigste Mensch, den ich je getroffen habe. Ich werde dich nicht zu einem Leben verdammen, bei dem du mir beim Sterben zusehen musst.
„Was ist, wenn ich nicht frei sein will?“
Rainbow beugte sich vor und ergriff ihre Hände. „Das ist es, was die Liebe ausmacht.“ In ihren Augen schimmerte Zärtlichkeit, doch ihre Stimme klang fest und bestimmt. „Es geht nicht länger darum, was du willst. Es geht darum, was das Beste für euch beide ist. Er liebt dich genug, um dir deine Freiheit zu schenken. Und jetzt musst du dasselbe für ihn tun. Du musst ihm vertrauen, dass er die richtige Entscheidung trifft. Aber wie immer sie ausfällt, du musst sie respektieren.“
„Aber das ist so hart!“
„Ich weiß. Alles passiert aus einem Grund, das darfst du nicht vergessen. Wenn er dich liebt, wirst du es wissen.“
„Wie denn?“
Ein bittersüßes Lächeln erschien auf den Lippen ihrer Mutter. „Tja, das kann ich dir auch nicht sagen. Ich schätze, du wirst auf ein Zeichen warten müssen.“
Kit saß im Warteraum des Krankenhauses. Eine der Neonröhren flackerte und gab nervtötende Summgeräusche von sich. Zum hundertsten Mal zog er sein Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und lauschte dem Tuten des Telefons in Alnburgh. Niemand hob ab. Insgeheim wusste er längst, dass Sophie nicht mehr im Schloss war.
Wenn er seine Meinung nicht änderte, hatte sie ihm gesagt, war es aus zwischen ihnen. Sie hatte ihm die Zeit gegeben, seine Worte zurückzunehmen, aber er hatte sich geweigert, überhaupt nur darüber nachzudenken und stattdessen die Kontrolle über sich verloren.
Nun, im Krankenhaus hatte er reichlich Gelegenheit dazu erhalten. Als er über eine Stunde absolut bewegungslos in der Röhre des Kernspintomografen lag, gab es nichts anderes, was er tun konnte, außer zu denken – keine Alternative, als sich seiner eigenen Dummheit bewusst zu werden!
Abrupt unterbrach er die Verbindung mit Alnburgh und wählte Sophies Handynummer.
„Kit, da bist du ja! Tut mir leid, dass du so lange warten musstest.“ Randall betrat das Wartezimmer. Er sah
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