Glaub an die Liebe, Kit
Sonne blendete sie, aber einen Moment hatte sie doch tatsächlich geglaubt …
„… und schau nur, da parkt ein extrem teuer aussehender schwarzer Sportwagen auf dem Feldweg. Von denen bekommt man hier wirklich nicht viele zu Gesicht.“
Sophie starrte mit offenem Mund aus dem Fenster. Ihr Blick wanderte von dem Wagen zu ihrer Mutter und wieder zurück.
„Ich habe doch gesagt, du musst auf ein Zeichen warten.“ Rainbows Augen funkelten. „Und da ist es auch schon.“
Eilig schlüpfte Sophie in die lila Gummistiefel ihrer Mutter und rannte über das Feld auf Kits Wagen zu. Erst als sie unmittelbar vor dem Fahrzeug stand, konnte sie ins Innere sehen. Kit schlief tief und fest.
Das Gefühl unendlicher Liebe wallte in ihr auf. Am liebsten hätte sie die Tür aufgerissen, seine geschlossenen Lider, seine Lippen geküsst und ihm gesagt, wie dumm sie sich verhalten hatte. Doch die Worte ihrer Mutter hallten noch durch ihren Kopf. In der Liebe geht es nicht um das, was du willst, sondern darum, was das Beste für euch beide ist. Deshalb drehte sie sich um und marschierte zurück.
Fast war sie beim Bus angekommen, da hörte sie eine zuschlagende Wagentür.
„Sophie!“
Sie wirbelte herum. Kit war ausgestiegen und eilte mit wütenden Schritten auf sie zu. Ein paar Meter vor ihr blieb er stehen. Sie musterten einander mit einer Mischung aus Furcht und Verwunderung.
„Ich wollte dich nicht wecken“, begann sie unbehaglich und wandte den Blick ab.
Im Licht der Morgensonne wirkte sein Gesicht grau und erschöpft, dunkle Schatten zeichneten sich unter seinen Augen ab. „Ich hatte nicht vor einzuschlafen, aber ich bin die ganze Nacht gefahren.“
„Woher wusstest du, wo ich bin?“
„Ich habe ein paar Gefallen eingefordert.“ Seufzend strich Kit sich durch das unordentliche Haar. „Die Jungs von der Fernmeldetruppe haben dein Handy innerhalb von acht Quadratmeilen geortet. Danach musste ich suchen.“
Damit war nicht einmal ansatzweise seine Frustration beschrieben, wenn er wieder eine falsche Abbiegung genommen hatte und in einer Sackgasse gelandet war. Erst bei Sonnenaufgang hatte er das Camp gefunden.
„Es tut mir leid“, murmelte er müde. Die gleißende Sonne verlieh ihr eine goldene Aura, machte es ihm jedoch gleichzeitig unmöglich, ihren Gesichtsausdruck zu lesen. „Ich muss mit dir reden. Und als du in Alnburgh nicht mehr ans Telefon gegangen bist, wusste ich, du bist gegangen. Ich habe es auf deinem Handy versucht, aber …“ Er unterbrach sich. Sein Handeln ließ sich ohnehin nicht rechtfertigen. Er neigte den Kopf und fuhr sich müde über die Augen. „Wahrscheinlich wolltest du gar nicht gefunden werden.“
„Doch, wollte ich“, flüsterte Sophie so leise, dass Kit sich nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte. „Es tut mir so leid, Kit“, fuhr sie fort und machte einen Schritt auf ihn zu, sodass er endlich ihr Gesicht sehen konnte. „Ich hatte kein Recht, dir ein Ultimatum zu setzen. Wenn du krank bist, musst du für dich einen Weg finden, damit umzugehen. Ich respektiere und unterstütze jede deiner Entscheidungen.“
Ihre sinnlichen Lippen waren wunderschön, doch in ihren Augen glitzerten Tränen. Es kostete Kit all seine Kraft, nicht zu ihr zu laufen, sie an sich zu ziehen und sie bis Sonnenuntergang zu küssen.
„Ich habe mich untersuchen lassen“, entgegnete er rau, dann lächelte er schief. „Eigentlich habe ich ziemlich viele Tests über mich ergehen lassen. Den ganzen gestrigen Tag – Elektroden und Drähte und Nadeln und Scans.“
Sie sog den Atem ein, als hätte sie etwas Heißes angefasst. „Und? Wie lautet das Ergebnis?“
„Was auch immer meine Krankheit ist, sie kann unmöglich so schlimm sein, wie dich zu verlieren. Mit jeder verstreichenden Minute wollte ich die Elektroden abreißen, dich finden und mich der einen Sache stellen, die mich am meisten ängstigt.“
„Welche ist das?“
Kit schloss die Augen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. „Ohne dich leben zu müssen.“
Er hörte leise Schritte auf dem feuchten Gras. Dann umfasste Sophie sein Gesicht mit beiden Händen. Unendliche Zärtlichkeit lag in ihrem Kuss, aber auch Stärke und Sicherheit. Bevor er wusste, was er tat, erwiderte er den Kuss voller Leidenschaft und Liebe. Sein müder Körper erwachte zu neuem Leben. Irgendwann ließen sie voneinander ab, hielten sich nur noch an den Händen, seine Wangen nass von ihren Tränen.
„Mein ganzes Leben lang habe ich versucht,
Weitere Kostenlose Bücher