Glaub an die Liebe, Kit
einzelner Lichtstrahl fiel durch die Vorhänge, der ihr Haar wie einen Heiligenschein wirken ließ. Kit griff nach einer Strähne und ließ sie langsam durch seine Finger gleiten. Er erinnerte sich an das letzte Mal, als sie so nebeneinandergelegen hatten. Damals hatte er sie gebeten, ihn zu heiraten.
Was für ein Narr er gewesen war! Was für ein selbstgerechter eingebildeter Narr!
Es hätte sonst etwas passieren können. Er dachte an Lewis’ Freundin, an die Angst in ihren Augen, an das Baby in ihrem Bauch. Was, wenn es nicht Lewis, sondern ihn erwischt hätte? Sophie und er hatten drei Wochen gehabt. Drei Wochen! Wie hatte er erwarten können, dass sie ihr restliches Leben an seiner Seite verbringen wollte, wenn sie sich doch gar nicht richtig kannten?
Die Locke entglitt seinen Fingern. Er verspürte ein Prickeln in den Spitzen, wie von tausend Nadeln. Er ballte die Hände zu Fäusten.
Schließlich traten die Fingerknöchel weiß hervor, doch das Gefühl der Taubheit blieb. Und auch den Film, der vor seinem inneren Auge wieder und wieder ablief, konnte er nicht abstellen. Die Straße flimmerte in der Hitze, gleißend spiegelte sich die Sonne in den Fensterscheiben der umliegenden Gebäude. Es herrschte eine unheimliche Stille. Es war, als würden sich die Ereignisse unter Wasser abspielen, wie in Zeitlupe. Seine Hände zitterten unkontrollierbar. Die Zange, mit der er gerade die entscheidenden Drähte durchschneiden wollte, glitt zu Boden, während die Stimme aus dem Kopfhörer immer eindringlicher wiederholte, dass ein Heckenschütze gesichtet worden war …
Und dann fielen die Schüsse.
Abrupt richtete Kit sich auf und fluchte leise. Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und zuckte zusammen, als seine Finger die Verkrustungen streiften, die sich auf seinen Wunden gebildet hatten.
Er war wieder zu Hause. Bei Sophie. Warum hatte er dann immer noch das Gefühl zu kämpfen? Und weiter denn je von ihr entfernt zu sein?
Auf der Schwelle zur Küche blieb Sophie stehen.
Kit saß am Tisch, blätterte durch einen Stapel Briefe, die während seiner Abwesenheit eingetroffen waren, und trank Kaffee. Er trug Jeans, kein T-Shirt. Seine Haut schimmerte in einem warmen Mahagoni-Ton. Ihr Herz machte einen Sprung.
„Hi.“
Er schaute auf. Erst jetzt, im Licht des Morgens, konnte sie die Verletzungen in seinem Gesicht richtig erkennen. Schnitte und blaue Flecken zierten seine Wangen. Er sah erschöpft und wunderschön zugleich aus.
„Hi.“
„Du bist also wirklich da“, sagte sie vorsichtig, während sie zum Herd ging, um den Kessel mit Wasser zu füllen. „Ich dachte, ich hätte vielleicht alles nur geträumt. Es wäre nicht das erste Mal, dass mir das passiert … In manchen Nächten waren meine Träume so intensiv, dass es mir beim Aufwachen so vorkam, als müsste ich mich noch einmal von dir verabschieden.“ Sie hielt inne, um nicht wie eine vor Angst verrückte Verlobte zu wirken. Und damit er ihre Worte auch als Scherz auffassen konnte, fügte sie hinzu: „Haben sie dich wegen guter Führung einen Tag früher gehen lassen?“
„Leider nicht.“ Er legte den Brief, in dem er gelesen hatte, zurück auf den Tisch und fuhr mit einer Hand durch die Haare. Sie waren noch feucht von der Dusche, doch Sophie konnte sehen, dass die Wüstensonne helle Strähnen hinterlassen hatte. „Gestern ist ein Mann aus meiner Einheit schwer verletzt worden. Ich bin mit ihm nach Hause geflogen.“
„Oh, Kit, das tut mir so leid.“ Sie eilte an seine Seite. „Wie geht es ihm?“
„Nicht gut.“
Seine Stimme klang flach und tonlos; er schaute wieder auf den Brief, als sei das Thema damit erledigt.
„Was ist passiert?“, fragte sie sanft und berührte seine Wunden mit den Fingerspitzen. „War es eine Explosion?“
Einen Moment erwiderte er nichts, dann zuckten seine Lider, als würde er sich an etwas erinnern, was er am liebsten vergessen hätte.
„Ja …“
Ein gequälter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Einen Augenblick glaubte sie, er würde mehr sagen, doch als er aufblickte, lächelte er nur kühl. Jede Emotion war aus seiner Miene verschwunden.
Sophie ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber sinken. „Wie schlimm ist er verwundet?“
„Das ist im Augenblick schwer zu sagen“, entgegnete er. „Er wird wohl überleben, aber man weiß nicht, welche Spätfolgen auftreten können.“ Sein Lächeln verflüchtigte sich. „Er ist neunzehn.“
„Erst ein Junge“, murmelte sie. Der Kessel
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