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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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geglaubt hatte, er würde nie wieder lachen. Er sagte: »Roller Derby, Barbara«, dann wurde es so laut, dass sie fast kein Wort mehr verstand. »… diese Frau aus Cornwall«, hörte sie. War er bei einem Rendezvous?, fragte sie sich. Mit einer Frau aus Cornwall? Und was war Roller Derby? Und wer war Charlie? Eine Frau namens Charlotte? Es konnte doch unmöglich Charlie Denton sein, oder? Wieso zum Teufel sollte Lynley mit Charlie Denton ausgehen?
    »Sir«, rief sie ins Handy. »Sir!« Aber es hatte keinen Zweck.
    Die Menge tobte, und Lynley sagte zu jemandem: »Ist das ein Punkt?« Dann sagte er ins Handy: »Barbara, kann ich Sie zurückrufen? Ich verstehe kein Wort.«
    »In Ordnung«, sagte sie. Sie überlegte, ob sie ihm eine SMS schicken sollte. Aber er war gerade so gelöst und glücklich, wie konnte sie ihn da herausreißen, wo sie im Grunde ihres Herzens wusste, dass er sowieso nichts tun konnte? Von offizieller Seite konnte niemand etwas tun. Was auch immer sie unternahm, es musste vollkommen inoffiziell geschehen.
    Sie betrachtete ihr Handy. Dachte an Hadiyyah. Sie kannte sie erst seit zwei Jahren, es kam ihr jedoch so vor, als würde sie das fröhliche Mädchen mit den Zöpfen schon kennen, seit es auf der Welt war. Plötzlich fiel Barbara auf, dass Hadiyyah die letzten beiden Male, als sie sie gesehen hatte, gar keine Zöpfe gehabt hatte, und sie fragte sich, wie sie ihr Haar wohl demnächst tragen würde.
    Was wird sie aus dir machen?, dachte Barbara. Wie wird sie dir deine Verkleidung erklären? Was wird sie dir über euer Reiseziel erzählen, wenn du erst einmal begreifst, dass sie nicht vorhat, dich zu deinen Halbgeschwistern zu bringen? Wohin wird eure Reise euch führen? In wessen Arme wird deine Mutter sich flüchten?
    Denn darauf lief es letztlich hinaus. Und wie sollte man Angelina Upman daran hindern, ihr Kind mitzunehmen, eine Mutter, die aus »Kanada« zurückgekommen war, oder wo und bei wem auch immer sie gewesen war? Denn natürlich war sie jetzt unterwegs zu ebendiesem Mann, den sie genauso wie Azhar verführt hatte, so wie sie wahrscheinlich jeden dazu verführt hatte, ihr jeden Blödsinn zu glauben … Was hatte Angelina getan, und wohin war sie unterwegs?
    Unruhig ging Barbara in ihrem Bungalow auf und ab. Sie würde jedes Londoner Taxi überprüfen, dachte sie. Jeden Bus. Sie würde sich jedes Band aus den Überwachungskameras des U-Bahnhofs Chalk Farm ansehen. Dann die Fernbahnhöfe überprüfen. Den Eurostar. Die Flughäfen. Luton, Stansted, Gatwick, Heathrow. Jedes Hotel. Sämtliche Pensionen. Jede Wohnung und jedes mögliche Versteck in London und Umgebung. Die Kanalinseln. Die Isle of Man. Die großen und die kleinen Hebriden. Europa. Frankreich, Spanien, Italien, Portugal …
    Wie lange würde man brauchen, um eine schöne, blonde Frau mit einem dunkelhaarigen kleinen Mädchen zu finden, das schon bald nach seinem Vater fragen würde, das es irgendwie schaffen würde, seinen Vater anzurufen und zu sagen: »Daddy, Daddy, Mummy weiß nicht, dass ich dich anrufe, aber ich will nach Hause …«
    Also, warten wir auf den Anruf?, fragte sich Barbara. Oder suchen wir sie? Oder beten wir einfach nur? Reden wir uns ein, dass Angelina nichts Schlimmes im Schilde führt und nichts Schlimmes passieren wird, weil sie ihr Kind liebt und weiß, dass Hadiyyah zu ihrem Vater gehört, der ihretwegen alles aufgegeben hat und ohne sie nicht leben kann?
    Gott, sie wünschte, Lynley wäre da. Er würde wissen, was zu tun war. Er würde das Richtige sagen. Er würde sich die ganze schreckliche Geschichte anhören, und er würde den richtigen Ton finden, um Azhar Hoffnung zu machen. Sie selbst wusste nicht, wie sie es anstellen sollte, aber irgendetwas musste sie tun. Sie musste etwas sagen, irgendetwas unternehmen, denn wenn sie das nicht tat, was für eine Freundin war sie dann?
    Es war fast zehn Uhr, als Barbara schließlich in ihr kleines Badezimmer ging. Lynley hatte noch nicht zurückgerufen, doch er würde es tun, das wusste sie. Er würde sie nicht im Stich lassen, denn DI Lynley ließ niemanden im Stich. So war er nicht. Er würde so bald wie möglich anrufen, und an den Gedanken klammerte sich Barbara, schließlich musste sie an irgendetwas glauben.
    Sie drehte das Wasser in der Dusche auf und wartete darauf, dass es warm wurde. Sie fror plötzlich, aber nicht vor Kälte, denn der elektrische Kamin hatte den kleinen Wohnraum ganz gut aufgewärmt. Nein, etwas viel tiefer in ihrem Innern ließ

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