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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Miene.
    »Müssen wahrlich die üblen Zeiten sein, von denen du ständig unkst«, warf der MacIain ihm hin, »wenn ein Mann vor Beltane nicht an seinem eigenen Feuer, sondern in der Fremde hockt und kein Weib, sondern nur einen Weinkrug zum Festhalten hat.«
    »Die Zeiten sind übel«, verwies ihn Lochiel, trat ins Haus und schenkte ihm den Becher voll. »Und du weißt das, oder nicht?«
    Der MacIain dachte kurz nach: »Es ist gewiss übel, dass eine Tochter und ein Schwiegersohn hoffen, dem eigenen Vater die Krone zu rauben, und dass ein Volk seinen König wie einen Strolch aus dem Land jagt. Einen Stuart-König. Das ist fast so, als hätten sie uns Schotten selbst von der Insel heruntergejagt, oder?«
    »Auf deine ureigene Weise hast du wohl wieder einmal recht«, bekannte Ewen und ließ sich auf einem Schemel nieder. »Nur weißt du eben nicht, was du mit der Weisheit meinst, die du da von dir gibst. Die Herren, von denen wir reden, wünschen sich in der Tat die Schotten von der Insel. Nicht alle Schotten, aber uns hier im Hochland.«
    »Sauf deinen Wein, Alter, schmier keine Teufel an Wände. Welcher Tölpel wäre dumm genug, sich ein menschenleeres Land zu wünschen? Heute ist Beltane, und es wird auch noch in hundert Jahren Beltane sein. Dass wir Männer des Hochlandszu König Jamie stehen, versteht sich von selbst; ebenso, dass wir nicht Maulaffen feilhalten, wenn der Sassenach in London irgendeinem Willie aus den Niederlanden Jamie Stuarts Krone aufsetzt.«
    »Selbst wenn wir dafür werden kämpfen müssen?«
    »Seit wann zierst du dich, wenn es ans Kämpfen geht?«
    »Hörst du mir eigentlich zu, wenn ich wie der geflammte Erzengel auf dich einrede? Ich habe dir bereits gesagt, dass der nämliche Willie seinen schottischen Befehlshaber Hugh MacKay entsandt hat, den fähigsten Heerführer, den er derzeit aufzubieten hat. Einen Hochländer obendrein.«
    »Einer, der vom Hochland keinen Pfifferling versteht!«, höhnte der McIain.
    »Betrüg dich nicht selbst«, gab Lochiel zurück. »MacKay ist mit allen Wassern gewaschen. Wenn ein Mann wie er samt einem Haufen Rotröcke nach Leith verschifft wird, wenn Truppenbewegungen vom Grenzland bis hinauf zur Schwarzen Garnison gesichtet werden, geschieht das kaum zum Frühjahrsvergnügen. Und das ist noch nicht alles. Meine Leute in Stirling melden, dass dort die Magazine leer sind wie Londoner Kirchenbänke. Musketen, Piken, Munition – was immer sich bewegen lässt, wird nach Glasgow geschafft, um es an Truppen im Südwesten zu verteilen. Vor der Küste kreuzen die Janet und die Pelican. Weißt du, was für Schiffe die Janet und die Pelican sind, Alasdair? Zwei bis an die Masten bewaffnete Fregatten.«
    »Verfluchter Teufelskuss! Also werden wir wie Finns Hunde kämpfen müssen. Aber auch davon geht die Welt nicht unter. Haben wir nicht gekämpft, als der Sassenach Charlie Stuart den Kopf abhauen wollte? Haben wir nicht geheult wie alte Weiber, die Welt ginge unter, und hat der Sassenach König Charlie nicht dennoch den Kopf abgehauen, und steht die Welt nicht trotzdem noch an ihrem Platz? Wir haben doch immer das Blatt herumgerissen, wenn auch bisweilen mit Müh und Not und erst nach Jahren. Kämpfen wir, dafür sind wir Hochländer.Aber hernach brechen wir Bannocks zu Beltane, lassen die Sassenachs Sassenachs sein und küssen unsere Weiber.«
    »Es ist den Sassenachs ernst, Alasdair«, insistierte Cameron, »und es geht beileibe nicht allein um Engländer! Gewiss ein Drittel der Anhänger des Willie sind Schotten. Es war Archibald Argyll, der ihm Schottlands Krone angeboten hat. Ein Hochländer! Und er will ihn in Edinburgh krönen lassen.«
    »Archibald Argyll ist ein Campbell «, entgegnete der MacIain mit einer Ruhe, die er auf einmal nicht mehr in sich spürte. »Der zählt nicht. Schon sein Vater hat einen Stuart verraten. Und auf das Gesäusel von seinem Oheim, dem Wendehals Breadalbane, gebe ich keinen Penny. Mein Nachbar Rob Glenlyon würde dem Sassenach seine Großmutter verkaufen, wenn er noch eine besäße und sich nicht den letzten Faden Wolle vom Arsch gesoffen hätte.«
    Ewen Cameron lachte müde. »Dass solche Leute gefährlich sind, behältst du im Gedächtnis, ja?«
    Der MacIain spuckte aus der Tür, dass sein Barde und sein Pfeifer, die auf der Schwelle warteten, die Köpfe drehten. »Das ganze Leben ist gefährlich, Ewen: eine Herde den Black Mount hinauftreiben, ein goldäugiges Mädchen lieben, auf der Heide ein Söhnchen zeugen. Du und ich,

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