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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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wir sind grau. Wir haben Schlachten geschlagen, Prügel ausgeteilt und nicht selten welche bezogen. Vielleicht sind wir in einem Alter, in dem wir lieber vor unseren Türen hockten, die Enkel auf den Knien und das Beißholz zwischen den stumpfen Zähnen. Aber so weit ist es noch nicht. Es geht noch einmal in den Kampf!«
    Der MacIain war sich sicher, dass durch einen erneuten Kampf kein Verhängnis drohte. Das abergläubische Weibsvolk – seine Tochter Gormal, seine Schwiegertochter Eiblin, seine Milchtochter Ceana und Morag, seines Herzens Liebste – hätten gesagt: Wir haben den Großen Mann von Ballachullish nicht bei Nacht übers Moor streifen sehen, und wenn der Große Mann nicht bei Nacht übers Moor streift, steht Glencoe nichts Böses bevor .Der MacIain zwirbelte seine Schnurrbartspitze, mit der er sich das Ohr putzen konnte, wenn er wollte, und hieb Ewen freundschaftlich auf die Schulter. »Haben wir nicht Bonnie Dundee an der Spitze, und könnte dieser Teufelskerl nicht höllische Heerscharen in Grund und Boden stampfen? Wir haben doch noch Saft in uns, Ewen. Sieh dir Ranald an. Gegen den sind wir zwei grüne Bübchen.«
    Bei der Nennung seines Namens wandte der Barde erneut den Kopf. Er war so alt wie das Jahrhundert und schon Barde in Glencoe gewesen, als MacIain der Zwölfte als Säugling in den eisigen Fluss getaucht worden war, um zu prüfen, aus welchem Holz er geschnitzt war. Ranald hatte ihm von den Heldentaten seiner Väter gesungen, als MacIain auf dem Cairn, dem steinernen Hügel, zum Chief des Tales ernannt worden war, und seither war er an seiner Seite gewesen. Gern hätte der MacIain den Alten in Glencoe gelassen, aber das hätte diesen, den sie ob seines Kriegsruhms Ranald vom Schild nannten, gekränkt. Wo ein Chief hinging, folgte ihm sein Barde, um für ihn zu singen, wie die Riesen der Fianna gesungen hatten, als sie die Wikinger aus Lochaber jagten.
    Der MacIain verzog den Mund. Wenn am nächsten Tag die kampftauglichen Männer aufbrachen, um unter Bonnie Dundee gegen die Truppen des Thronräubers zu ziehen, würde Ranald es sich nicht nehmen lassen, sie zu begleiten. Ich werde dich begraben , versprach er dem Alten in Gedanken. Einerlei, wo du vom Gaul kippst, ich begrabe dich auf unserer Toteninsel Eilean Munde, wie die Sitte es gebietet, und deine Tochter singt dir das Totenlied. Dann trank er den Wein aus, der ihm nicht halb so gut schmeckte wie der köstliche Wein in seinem Haus in Carnoch. »Hier hast du mein Versprechen, Ewen: Sobald ich heimkomme, unterrichte ich meine Männer. Morgen in der Frühe marschieren wir.«
    »Nach Dalcomera sind es dreißig Meilen unwegsames Land«, wandte Ewan ein.
    »Und wen soll das schrecken? Nach Mittag sind wir da. Heute Nacht aber lass mich mit meinen Leuten feiern. Ein Feuer zu Beltane anzuzünden ist wie für einen Stuart-König Waffen anzulegen, und nun sag, ich hätte nicht recht?«
    »Hast du das nicht grundsätzlich?« Ewen Cameron erhob sich. Sein Lächeln war gezwungen, aber immerhin ein Lächeln. »Los, auf den Grauen und nach Hause mit dir! Grüß mir deine Morag, dieses Inbild einer Dame. Und deine Jungen, den wackeren Johnnie und den Kleinen, die hab ich seit einem Zipfel Ewigkeit nicht gesehen. Ist denn alles wohl?«
    »Trefflich«, antwortete der MacIain, »ganz trefflich.« Er hatte Ranald und Big Henderson, dem Pfeifer, bereits gewinkt und wartete auf Ewens Knecht, der ihre Pferde brachte.
    »Stiehl unterwegs keine Rinder aus Glenlyon!«, rief der Freund ihm zu, als er sich in den Sattel schwang. »Auf seine Clans in Lochaber muss Bonnie Dundee zählen können – die müssen zusammenstehen und dürfen sich nicht gegenseitig die Luft abschnüren.«
    Der MacIain ging hierauf nicht ein – der Freund kannte seine Entgegnung ohnehin. »Wir sehen uns in Dalcomera!«, rief er stattdessen und drückte die Schenkel fest an den Pferdeleib.

    In Glencoe hatten einst, vor sieben Jahrhunderten, die Fianna gehaust, langhaarige Riesen mit Heldenkräften. Finn, ihr Anführer, hatte ein Horn und zwei Hunde. Als die Wikinger kamen, um sich das Tal zu holen, blies er das Horn und ließ die Hunde los, und die Fianna jagten die Wikinger zum Teufel. Die Schlacht aber kostete teures Blut, und als sie geschlagen war, zogen die Helden sich in die Berge zurück, wo sie noch heute schlafen oder über Baumwipfeln singen. Atmen sie schwer, so kommt Wind auf, und sollte dem Tal je Gefahr drohen, so blästFinn in sein Horn wie einst, und die Fianna

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