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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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aufgegeben, also ich bin quasi am Überlegen, ob ich die Talkshow aufgebe.«
    »Ach«, sagt Jo.
    »Na ja«, sage ich. »Ich wollte mal hören, wie es mit Verena so läuft.«
    Jo brabbelt sofort los: »Alles bestens, alles prima. Du, die ist ja noch so jung und formbar, sie macht das alles spielend und moderiert jetzt auch. Verena hat uns ein Sendungskonzept hingeknallt, da sind wir alle blass geworden. Selbst Thomas. Thomas ist übrigens jetzt mit Verena zusammen.«
    »Ach«, sage ich. »Das ist ja schön.«
    »Verena und ich hatten gerade heute ein Gespräch, deswegen ist es umso lustiger, dass du anrufst, sie hat nämlich gefragt, wie es mit einer Festanstellung aussieht. Um ganz ehrlich zu sein, ich
bin dafür. Nimm das nicht persönlich, Caro, aber du bist nun mal mit deinen bald 36  Jahren nicht mehr die Zielgruppe für einen Jugendsender, die Stimme wird ja auch älter. Und wir dachten alle, bei Strawberry bist du gut aufgehoben.«
    »Ach«, sage ich, »ja.«
    »Siehst du«, strahlt Jo am Telefon. »Das finde ich prima, dass du das auch so siehst. Da haben wir einen super Fang gemacht mit der Verena. Danke nochmal!«
    »Bitte, bitte«, bringe ich heraus und habe einen Kloß im Hals. Ich könnte natürlich jetzt herumheulen und schreien und mit Rechtsanwalt drohen, der easy-Radio dazu bringt,
mir
den festen Vertrag zu geben statt dieser Verena-Kuh. Aber dazu habe ich keine Kraft.
    »Überleg dir das doch nochmal mit der Talkshow«, sagt Jo. »Das hat dir doch solch einen Spaß gemacht.«
    »Ja, ja«, höre ich mich reden und höre dann wieder Jo, der sagt: »So, ich muss jetzt Schluss machen, du weißt ja, die Nachmittagssitzung.«
    Klar, die Nachmittagssitzung. Zu der ich nie mehr gehen werde. Nie wieder. Weil ich nämlich nicht mehr Caro von easy-Radio bin. Auch wenn ich freiwillig da weggegangen bin damals wegen der Fernsehgeschichte, war easy die ganze Zeit über trotzdem immer noch mein Sender. War.
    »Tschüs, Caro«, ruft Jo fröhlich. »Und komm ruhig mal vorbei, wenn du in der Gegend bist.«
    »Klar«, sage ich betont forsch. Und dann bin ich auch noch so masochistisch, dass ich sage: »Und grüß alle, besonders Verena!«
    »Ja-ha«, orgelt Jo und legt dann endlich auf.
    »Danke für die gute Zusammenarbeit«, hätte er wenigstens noch sagen können.
    Als ich aufblicke, merke ich, dass ich während der beiden Telefonate aus dem Supermarkt heraus immer weiter geradeaus gelaufen bin und nun gar nicht mehr weiß, wo ich mich befinde.
    Also suche ich mir ein Taxi und fahre erst mal ins Hotel. Auf meinem Zimmer angekommen, nehme ich mir die Speisekarte vom Room-Service und bestelle fast die ganze Karte rauf und runter. Mir doch egal. Ich muss essen, wenn ich traurig bin. Nach einer Portion Geschnetzeltem mit Butterreis und Mischgemüse, Roter Grütze mit Vanillesoße, Mousse au chocolat und Bayerischer Krem bin ich so voll gefressen, dass ich mich umbringen könnte. Aber selbst dazu fehlt mir die Energie.
    Im Fernsehen läuft zu allem Überfluss auch noch »Jenseits von Afrika«. Robert Redford ist gerade mit dem Flugzeug abgestürzt und Klaus Maria Brandauer kommt zu Meryl Streep und überbringt ihr die schreckliche Botschaft. Das hält ja kein Mensch aus. Ich bin so verzweifelt, dass ich mich angezogen aufs Bett lege und einschlafe, während mein Magen ungefähr achttausend Kalorien zu verdauen hat und genügend Zeit, sich zu überlegen, wo an meinem Körper er das Fett platzieren wird.

21
    Ich stehe vor der Watzelborner Dorfkirche und frage mich, warum ich mir das eigentlich antue. Roland Dunkel steht neben mir und starrt die ganze Zeit durch die offene Kirchentür an die Decke. Er ist sichtlich enttäuscht darüber, dass keine Segelschiff-Modelle daran baumeln.
    Wenigstens begrüßen mich meine Freunde. Also die Leute, die ich mal als meine Freunde bezeichnet habe. Richard sieht mittlerweile tatsächlich richtig weiblich aus.
    »O Caro«, sagt er gerührt. »Ich hab mich ja gar nicht getraut, dich anzurufen. Pitbull meinte, du wärst so komisch geworden. Ich dachte, du willst gar nichts mehr mit mir zu tun haben!« »Das ist doch Unfug, Richard«, sage ich. »Ich bin nur im Moment ein wenig durcheinander. Es ist ja auch viel passiert.« »Bei uns auch, bei uns auch«, strahlt Richard. Richard. Mein Richard. Ich werde niemals »Felizitas« zu ihm sagen können.
    »Meine Freundin und ich sind jetzt zusammengezogen. In ein altes Bauernhaus in Friedehügel. Du liebe Zeit, war das verfallen. Aber du kennst

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