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Glitzerbarbie

Glitzerbarbie

Titel: Glitzerbarbie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi Wolff
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Wochen auf eine Wellnessfarm mit psychologischer Grundbetreuung geschickt, und schon war wieder alles in Ordnung. Das machen wir mit dir auch!«
    »Nein, Sylvester, das ist es nicht«, versuche ich zu erklären, wobei ich jetzt schon weiß, dass er es sowieso nicht verstehen wird. Sylvester versteht nur Quote und »Angela arbeitet jetzt doch nicht als Nutte«. »Es ist einfach so, dass ich so nicht sein will, ich bin das auch gar nicht. Ich wollte nie auf Biegen und Brechen berühmt werden. Ich möchte einfach tagsüber arbeiten und dann mit meinen Freunden zusammen sein.«
    »Aber du kannst doch mit deinen Freunden zusammen sein. Außerdem willst du doch jetzt zu Roland nach Hamburg ziehen! Du, der Roland ist ja ein anderer Mensch geworden, und was für ein anderer Mensch der geworden ist, ich dachte ja teilweise schon, dass menschlich bei Roland nichts mehr zu machen sei, also beziehungstechnisch gesehen, aber er ist jetzt durch dich erst ein Mensch geworden!«
    Also doch alles beim Alten. »Sylvester … «
    »Ach papperlapapp, Caro, nun komm mal auf den Boden«, jetzt wird Sylvester wieder ganz geschäftlich. »Wir machen das mit der Wellnessfarm und der psychologischen Grundbetreuung, Punkt.«
    Was meint er mit »psychologischer Grundbetreuung«? Heißt das, dass nur über die obere Schicht meiner Seele gesprochen werden darf? Weil sonst nach der grundpsychologischen Betreuung eine tiefenpsychologische erfolgen muss, die Strawberry oder die Krankenkasse kostentechnisch nicht übernehmen wollen? Sieht ein grundpsychologisches Gespräch auf der Wellnessfarm
dann in etwa so aus: Zimmer, in kühlen, beruhigenden Grüntönen (Wischtechnik) gehalten. Leichte Bambusmöbel, luftige eierschalenfarbige Vorhänge, durch die sanft der Wind der offenen Verandatür weht. Maracujatee mit Kandis auf einem runden Beistelltischchen. Dielenboden mit einem Läufer in pastellenen Farben davor. An der Wand Matisse- oder Monet-Drucke. Leichte klassische Musik aus einer nicht sichtbaren Anlage.
    Psychologe: »Nun, Frau Schatz, was haben wir denn auf dem Herzen?«
    Frau Schatz: »Ach, Herr Psychologe, alles ist so schrecklich! Mein Exfreund heiratet eine andere, ich muss eine Fernsehsendung moderieren, die ich gar nicht moderieren will, meine Freunde haben mich verraten, und der Mann, den ich seit neuestem liebe, springt mit Saisonmusikern auf dem Rücken vor Helgoland in die Nordsee. Ich knabbere seit neuestem wieder an den Fingernägeln, habe Albträume, gegen die ›Nightmare on Elmstreet‹ mit der Sesamstraße zu vergleichen ist. Außerdem habe ich letztens im Affekt drei Tankstellenmitarbeiter erschossen, weil es kein ›Nogger choc‹ in der Tiefkühltruhe gab. Der Ort, in dem ich mal gewohnt habe, wird eben in dieser Sekunde von einer zeitgeschalteten Bombe dem Erdboden gleichgemacht, und dann ist die Erdkugel dran! Sie selbst, verehrter Herr Psychologe, werde ich jetzt gleich genüsslich aufschlitzen!« Während ich meinen Blick hebe und erwarte, dass der Herr Psychologe angstschlotternd vor mir sitzt, werde ich von einem Geräusch irritiert, das sich als Schnarchen herausstellt. Weil nämlich die grundpsychologische Behandlung bei meinen Worten »meine Freunde haben mich verraten« vorbei und dem Psychologen der Rest zu langweilig war. Ich werde dann einfach aufstehen und mir die dritte Fangopackung in zwölf Stunden auf meinen verspannten Rücken auftragen lassen, derweil der
Psychologe hoffentlich in seinem Schlummer von Freddy Krüger heimgesucht wird. Ach ist das alles dämlich.
    »Sylvester, ich möchte auf keine Wellnessfarm, ich möchte nach Hause«, sage ich und merke, dass ich gleich anfange zu heulen.
    Weil ich nämlich auch nur ein Mensch bin. Ich darf jetzt gar nichts mehr sagen, sonst heule ich vor Sylvester los. Das ist eine ganz schlimme Situation, wenn man kurz vor dem Heulen ist und weiß, wenn man jetzt was sagt, geht es los, aber dummerweise wird einem immer dann noch vom Gegenüber eine dumme Frage gestellt. Ich drehe mich also einfach um und gehe, Sylvesters »Aber Carolin, wir können doch über alles reden, bleib doch und setz dich, ich lasse uns Champagner kommen«, ignorierend.
     
    Ich sage auch den anderen nicht tschüs, sondern laufe Richtung Adlon. Was würde ich dafür geben, mit Gero abends mal wieder Spaghetti zu kochen und dann fernzusehen. Ich komme mir vor wie eine Obdachlose. Und ich habe schrecklichen Hunger. Aber ich habe keine Lust, mich wieder in das noble Restaurant zu setzen und ein

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