Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin
zu dem ich auch die im Auto wartenden Hunde holen darf, fahre ich mit leichtem Herzen weiter nach Düsseldorf.
Freundlich werden wir in Paulines Wohngemeinschaft willkommen geheiÃen und fahren dann erst einmal mit der StraÃenbahn ins Stadtzentrum, um uns ein bisschen die Altstadt anzuschauen und die Rheinpromenade entlangzubummeln.
Als wir uns in einem StraÃencafé niedergelassen haben, um uns kurz auszuruhen und mit einem kühlen Getränk zu erfrischen, hören wir plötzlich seltsame, unheimlich klingende Geräusche, die allmählich näher kommen: das Rasseln von Ketten, dumpfe Trommelwirbel, kurze, seltsam abgerissene Klagelaute. Pauline kann sich denken, was das ist: die für diesen Nachmittag angekündigte Zombieparade.
Im nächsten Augenblick biegt der schaurige Zug um die Ecke. Männer und Frauen in halb zerrissenen, schwarzen oder weiÃen Kleidungsstücken undschweren Stiefeln â manche ziehen an FuÃketten dicke Kugeln hinter sich her; andere sind mit rostigen Ketten aneinandergefesselt. Fast alle stieren mit gläsernen Blicken vor sich hin, laufen in gekrümmter Haltung und sind stark geschminkt. Täuschend echt wirken die aufgemalten klaffenden Wunden, aus denen Blut und Schleim auszutreten scheinen, die entstellenden Narben im Gesicht, die aus den aufgeschnittenen Bäuchen hervorquellenden Eingeweide.
Die Passanten staunen. Manche lachen, andere sind entsetzt. Hin und wieder tritt ein »Zombie« an einen Passanten heran, stöÃt unheimliche Geräusche aus, schneidet erschreckende Grimassen. Als sich ein junger Mann mit gequältem Gesichtsausdruck zu unserem Tisch herunterbeugt, uns in die Augen starrt und keuchend einen Fluch ausstöÃt, fahren die Spitze erschrocken auf und bellen ihn an. Mit einem, glücklicherweise nur angedeuteten FuÃtritt, geht der Mann seines Weges.
Das Erlebnis macht mich betroffen. Wieso schlüpfen Menschen freiwillig in solch eine Rolle? , frage ich mich. Welches Lebensgefühl mag dahinterstecken? Für manche ist diese Parade bestimmt nur ein harmloserSpaÃ, eine willkommene Gelegenheit, mal ein wenig über die Stränge zu schlagen, sich in einer neuen Identität auszuprobieren. Dennoch wirkt der Umzug auf mich erschütternd. Es ist, als hätte ich unvermittelt einen Eindruck von der Hölle bekommen. Der Gegensatz zu dem wunderbaren Gottesdienst am Morgen ist so krass â mir ist, als hätte Gott mich, innerhalb dieses einen Tages, einen Blick in den Himmel und in die Hölle tun lassen.
Als ich später auf dem Rhein ein Kreuzfahrtschiff vorbeifahren sehe, fällt mir eine Geschichte ein, die mir kürzlich eine Tante erzählt hat, die ihre Kindheit hier in Düsseldorf verbrachte:
Eines Sonntags wollte die Familie einen besonderen Ausflug unternehmen und fuhr mit dem Auto zur Rheinpromenade. Dort buchten sie eine Fahrt mit dem Passagierschiff. Sie wollten einige Stationen flussaufwärts nach Köln fahren, und nach einer mehrstündigen Pause mit Stadtbesichtigung oder Einkaufsbummel, sollte es dann zurück nach Düsseldorf gehen. Der Familienhund, ein kleiner weiÃer Spitz namens Fips, durfte natürlich nicht fehlen und trottete ebenfalls mit aufs Schiff. Aber geradeals der Dampfer ablegen sollte, beschloss Fips anscheinend, dass es auf dem Schiff zu langweilig war und er dringend noch etwas am Ufer erledigen musste. Also lief er über die Gangway zum Landungssteg zurück. Genau in diesem Moment legte das Schiff ab, und die verdatterte Familie hatte das Nachsehen â Fips blieb am Ufer zurück, und seine Gestalt wurde, während das Schiff stromaufwärts glitt, kleiner und kleiner.
Nun war die Familie in heller Aufregung, aber der Kapitän wollte natürlich nicht umkehren, nur weil ein kleiner Hund zum falschen Zeitpunkt vom Schiff gelaufen war. So blieb der besorgten Familie nichts anderes übrig, als bei der nächsten Station auszusteigen und auf schnellstem Wege zum Ausgangsort zurückzukehren. Voller Angst und Aufregung machten sie sich am Rheinufer auf die Suche nach ihrem Spitz, der jedoch nirgends zu finden war. SchlieÃlich beschlossen sie traurig und erschöpft, nach Hause zu fahren, und gingen zu dem Parkplatz, an dem sie ihr Auto abgestellt hatten. Wie groà war ihre Ãberraschung und Freude, als sie dort, neben ihrem Wagen den AusreiÃer Fips vorfanden! Der clevere Spitz hatte sich offensichtlichzu
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