Glück auf kleinen Pfoten - Erlebnisse einer Hundefreundin
immer mit der Entschuldigung: »Ich muss den Hund streicheln.« vorm Abräumen des Mittagstisches gedrückt hat.
Während ich gerade lerne auf Polnisch »Vielen Dank für Ihre Geduld!« zu sagen, stöÃt Elsaunvermittelt einen klagenden, lang gezogenen Laut aus. Noch nie haben wir so etwas Unheimliches gehört. Ihre Pfoten zucken unkontrolliert, sie beginnt am ganzen Leib zu zittern. Wir stürzen zu ihr hin, und Gerhard ruft in plötzlichem Begreifen: »Elsa, Elsa! War das dein letzter Ton?« Innerhalb weniger Sekunden färben sich ihre Lefzen und ihre Zunge blau, und während Andreas noch verzweifelt »Wir müssen zum Tierarzt!« ruft, tut sie ihren letzten Atemzug.
Es ist vorbei. Unsere Elsa ist nicht mehr.
Erst zwei Tage später, als ich morgens mit meiner Bibel in Tabeas Küche sitze, kann ich weinen. Dieser liebe, treue, unendlich brave Hund. So plötzlich, so unvermittelt hat sie uns verlassen. Sie hatte sich doch so gut von ihrer Operation erholt, war bis zum letzten Tag noch fröhlich und gesund gewesen! Ich hatte mir ihre letzte Wegstrecke ganz anders vorgestellt. Hatte daran gedacht, wie es sein würde, wenn ihre Kräfte nachlieÃen ⦠hatte mir überlegt, wie wir dann nur noch kleine Spaziergänge mit ihr machen würden, ihr die Treppen hinaufhelfen, sie mit Leckerbissen füttern, ihr immer wieder unsereLiebe zeigen und ihr einen schönen Lebensabend bereiten würden. Doch nun war es ganz anders gekommen.
Es dauert ein bisschen, ehe ich begreife, dass Gott genau das hat geschehen lassen, was wir vor Monaten von ihm erbeten haben. Dass Elsa einmal nicht lange leiden und nicht eingeschläfert werden muss â und, dass sie im Kreis der Familie sterben darf, in unseren Armen. Genauso ist es gekommen.
Allmählich löst sich mein Schmerz, und ich kann Gott dafür danken, dass wir diesen lieben Hund zwölf Jahre lang bei uns haben durften. Dass sie uns so treu begleitet, uns so bereichert, uns so viel Freude geschenkt hat.
Dass Elsas Tod für uns so überraschend kam, rüttelt mich auf. Ich denke an einen Vers, den mir eine Schulfreundin ins Poesiealbum geschrieben hat: Nutze die Zeit, denn es ist schon später, als du denkst. Damals als Kind konnte ich so wenig damit anfangen.
Nun denke ich: Es kann einmal so schnell zu Ende sein, jeder Tag ist ein Geschenk. Ich bin froh, dass ich â jedenfalls meist â darauf eingegangenbin, wenn Elsa um ein wenig Aufmerksamkeit, ein paar Streicheleinheiten oder eine kleine Extrarunde um den Block gebettelt hat. Und ich nehme mir fest vor, aus dem Erlebten zu lernen. Erst kürzlich habe ich in einer russischen Legende gelesen: Die wichtigste Zeit ist die Gegenwart. Der wichtigste Mensch ist der, den du gerade vor dir hast. Und die wichtigste Aufgabe ist, ihm Gutes zu tun.
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Ausdauer wird früher oder später belohnt â
meistens aber später.
Wilhelm Busch
Ein Traum wird wahr
Sechs Monate und zahllose Internetrecherchen, E-Mails und Telefongespräche später, rollt ein grüner Ford Mondeo über die B 10 Richtung Pirmasens. Heute ist ein groÃer Tag â wir wollen unseren kleinen »Goliat« holen. Trotz Gerhards spontaner Begeisterung für den kleinen Spitz am Küchenlager, haben wir lange gebetet, ob wir uns wirklich noch einmal einen Hund kaufen sollen. Als das entschieden war, haben wir Gott um Führung gebeten, dass wir den Richtigen finden â den, den er uns zugedacht hat. Der zu unserer Familie passt. Der uns zum Segen wird. Wir wollen nichts Voreiliges tun, keinen Fehler machen. SchlieÃlich sind wir uns sicher â diese Züchterin im Pfälzer Wald soll es sein. Und da nach Sprüche 15,22 »viele Ratgeber den Erfolg garantieren«, haben wir uns gleich zu fünft auf den Weg gemacht. Gerhard bleibt zuHause â er vertraut darauf, dass ich, mithilfe unserer Töchter, unserer Schwiegertochter und unserer polnischen Freundin, die gerade zu Besuch ist, das richtige Hündchen erkennen werde.
Auf dem Grundstück der Züchterin empfängt uns eine muntere Schar von Spitzen â Welpen aus verschiedenen Würfen leben mit erwachsenen Hunden in einem liebevoll ausgestatteten Gehege zusammen. Unser Besuch scheint den Kleinen zu gefallen. Sie kommen zutraulich angelaufen, hoffen auf Leckereien, jagen sich gegenseitig Spielzeug und Kauknochen
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