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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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obwohl schon Zweifel an mir genagt hatten, da ich gewisse Widersprüche in den Behauptungen dieses Weibes entdeckte. Aber dann siegte in mir immer wieder die Enttäuschung über dich, die Wut. Heute abend habe ich sogar noch gesagt, daß ich dich hasse. Welcher Blödsinn! Inzwischen weiß ich doch, daß du alles andere als Abscheu oder Verachtung verdient hattest, daß alles ein großer Irrtum von mir war, dem auch der Wahnsinn entsprang, dir eine Vergewaltigung zuzutrauen. Du mußt mir verzeihen. Ich weiß nicht, warum dir dieses Weib so etwas anhängen wollte. Ich bin aber sicher, daß kein Wort von dem, was sie erzählte, stimmt. Vielleicht hat sie das Ganze geträumt und später als Wirklichkeit empfunden. Es soll solche Fälle geben, aber ich glaube, daß das nur möglich ist bei Menschen, die schon einen geistigen Defekt haben. Was meinst du?«
    Die Versuchung war groß für ihn, Marianne bei ihrem Glauben zu lassen, aber er widerstand der Verlockung. Marianne sollte die Wahrheit hören und dann entscheiden, ob sie ihn noch mochte.
    »Was ich meine, wird dich schmerzen«, antwortete er.
    »Wieso?«
    »Weil ich dir eröffnen muß, daß du übers Ziel hinausschießt, wenn du glaubst, daß die alles nur geträumt hat.«
    Marianne schluckte. In ihre Augen trat Angst.
    »Wilhelm«, meinte sie mit kleiner Stimme, »zerstöre jetzt bitte nicht noch einmal alles. Sag nicht, du hast sie – zwar nicht ganz, aber halb – vergewaltigt.«
    »Nein.«
    »Sondern?«
    »Ich habe mit ihr geschlafen.«
    »Ohne Zwang? Ganz normal?«
    »Ja.«
    In Marianne erwachte umgehend ein ganz normales Interesse. »War dir die nicht zu alt?«
    »Schon.«
    »Und trotzdem hast du das gemacht mit ihr?«
    »Leider.«
    »Das verstehe ich nicht. Oder doch«, unterbrach sie sich, »ich verstehe es. Die hat dich nach allen Regeln der Kunst verführt.«
    »Ja«, nickte er, sich momentan das Grinsen verbeißend, »das kann man sagen – obwohl ich mich nicht besser machen will, als ich bin.«
    »Soll das heißen, daß du zugibst, ein schlechter Mensch zu sein?«
    »Ja.«
    »Daß du zerknirscht bist?«
    »Ja.«
    »Und daß das nie mehr vorkommen wird?«
    »Nein.«
    »Dann verzeihe ich dir.«
    Sie sagte das so reizend, daß Wilhelm einfach hingerissen war. Der letzte Rest an Vorbehalten in seinem Inneren, die er gezüchtet hatte, brach zusammen, und Marianne bekam nun ihren Wunsch erfüllt. Sie wurde geküßt und geherzt und geküßt und geherzt, daß ihr der Atem zu vergehen drohte. Wilhelms Leidenschaft sprang auf sie über, und die ihre auf ihn. Das Resultat war unvermeidlich.
    »Zeig mir«, flüsterte sie ihm heiß ins Ohr, »wie sie dich verführt hat.«
    Er zuckte ein bißchen zurück.
    »Nein, das paßt nicht zu dir.«
    Ihrem Mund konnte sein Ohr nicht entfliehen.
    »Ich möchte aber, daß du es mir zeigst.«
    »Nein.«
    »Dann versuche ich's auf eigene Faust …«
    Und so geschah es.
    Wilhelm machte sich hernach Vorwürfe.
    »Das hätte ich dir nicht antun dürfen«, sagte er.
    Sie lagen noch auf der Couch und hielten einander umarmt.
    »Antun?« antwortete Marianne. »Mir ist noch nie so etwas Schönes angetan worden.«
    »Das glaube ich nicht. Es war doch das erstemal bei dir.«
    »Trotzdem.«
    »Wenn ich das geahnt hätte …« Er verstummte, blieb eine Weile still liegen und sagte dann plötzlich: »Ich möchte, daß wir möglichst rasch heiraten.«
    »Ich auch.«
    »Wir brauchen eine Wohnung.«
    »Und Möbel.«
    »Und Betten und Geschirr und einen Kühlschrank und –«
    »Wir brauchen Geld«, sagte Marianne.
    »Ja. Ich werde versuchen, meinen Chef um einen Kredit anzugehen.«
    »Mitgift kommt nach wie vor keine in die Tüte?«
    »Nein!« sagte Wilhelm.
    Plötzlich kicherte Marianne.
    »Was lachst du?« fragte Wilhelm sie.
    »Ich mußte an meinen Vater denken. Der hatte getrunken. Und weißt du, was er in seinem Rausch sagte?«
    »Was?«
    »Du bist bald Millionär«, lachte Marianne. »In der Bundesliga.«
    Wilhelm schwieg. Erst als Marianne noch einmal kicherte, sagte er: »Und wenn dem so wäre?«
    »Was?« fragte Marianne.
    »Wenn dem so wäre?«
    »Ich verstehe dich nicht.«
    »Die hängen an mir dran.«
    »Wer?«
    »Der FC Schalke und der 1. FC Köln.«
    Marianne setzte sich mit einem Ruck auf.
    »Ist das wahr?«
    »Ja. Bis jetzt zeigte ich denen allerdings die kalte Schulter. Ich habe mir nämlich ein anderes Ziel gesteckt.«
    »Welches?«
    »Ich möchte Elektro-Ingenieur werden.«
    »Kannst du denn nicht beides machen?«
    Wilhelm

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