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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Bemühungen, sie zu beruhigen.
    „Na, wunderbar! Sie hat zugesehen, wie ihr Mann ihre Tochter misshandelte, ihr Sohn sie missbrauchte, und hätte ihre Tochter auch noch eiskalt für einen Mord, den sie selbst begangen hat, büßen lassen. Und ihr habt Mitleid mit dieser Frau?“, herrschte ich die beiden an. Es war eine rein rhetorische Frage. Mein Ton ließ keine Antwort zu.
    Alle starrten mich entgeistert an.
    Jan Serner entkam ein böses Lächeln, als er sagte: „Ich rufe Gustav an.“
    Ich nickte, ging zu Victor, der vor dem Sofa, auf dem Walpurga lag, kniete, und zerrte ihn von der Baronin weg. „Sie hat deine Tochter zum Sündenbock gemacht. Was willst du noch von dieser Frau?“, schrie ich ihn an.
    Victor schien einem Schlaganfall nahe. Ich umarmte ihn, zog ihn hoch und drückte ihn in einen Fauteuil.
    „Ich bringe ihn um“, schrie Mario plötzlich.
    Gesunde Reaktion, dachte ich und wusste im Moment nicht, welchen der Männer ich im Auge behalten sollte, denn inzwischen war auch mein Vater aufgesprungen und brüllte: „Dieser Kinderschänder gehört in eine geschlossene Anstalt.“
    „Schafft mir dieses Schwein aus den Augen, sonst garantiere ich für nichts“, schrie Mario weiter.
    Während sich Dr. Braunsperger nach wie vor liebevoll um Walpurga kümmerte, brachte Jan den vor Angst schlotternden Albert aus dem Zimmer.
    „Ich wusste nicht, dass Albert … bestimmt hat sie ihn verführt“, stammelte Walpurga halblaut.
    „Halt den Mund“, fuhr Mario sie an.
    Als Jan in den Salon zurückkam und mich um Hilfe bat, erklärte ich mich bereit, Albert zu bewegen, das Schloss noch am selben Tag zu verlassen und sich irgendwo in der Umgebung ein Zimmer zu nehmen. Mir war bei diesem Gedanken nicht ganz wohl. Obwohl ich ihn jetzt mindestens so sehr hasste wie Mario, fürchtete ich, dass er sich etwas antun könnte.
    Als ich sein Zimmer betrat, war er bereits am Packen.
    „Ich bin nicht mehr da“, flüsterte er.
    „Wo willst du hin?“
    „Vorerst mal in ein Kloster. Dann werde ich weitersehen.“
    Ich hatte kein Mitleid mit meinem Jugendschwarm.
    „Glaub mir, ich habe Franzi geliebt, genauso wie deine Mutter. Sie waren die einzigen beiden Lieben meines Lebens. Es gab keine anderen Frauen.“
    Schlimm für dich, mein Freund, dachte ich.
    „Hast du geahnt, dass deine Mutter Philip umgebracht hat?“
    „Nein. Ich habe, wie immer, alles verschlafen. Und jetzt möchte ich nur mehr schlafen. Geh bitte, Joe.“
    Er konnte mir nicht in die Augen sehen, reichte mir nicht einmal die Hand zum Abschied. Ich hätte sie auch nicht genommen.
    „Die Polizei wird dich wegen Heinz noch einmal vernehmen wollen. Womöglich wirst du sogar ein Strafverfahren angehängt bekommen. Du hast ihn tagelang vor der Polizei versteckt. Bleib lieber in der Nähe.“
    „Du kannst Gustav sagen, wo er mich findet.“
    „Warte zumindest, bis er kommt, sonst wirst du womöglich wegen Fluchtversuch belangt.“
    Er reagierte nicht auf meine Worte, packte ein paar CDs in seine Reisetasche, kehrte mir dabei den Rücken zu.
    „Du musst eine Therapie machen, Albert“, sagte ich freundlicher als beabsichtigt und ließ ihn allein.
    In der Zwischenzeit war im Salon ein heftiger Streit zwischen meinem Vater und Dr. Braunsperger entbrannt. Sie stritten lautstark darüber, wer für Walpurga den besten Strafverteidiger engagieren durfte. Victor, wieder voll in seinem Element, pochte auf seine Vaterschaft, was Franzi betraf.
    „Ihr solltet beide vielleicht erst mal einen Vaterschaftstest machen“, warf ich boshaft ein.
    Dr. Braunsperger gab nicht so rasch klein bei und betonte, dass er jahrelang Walpurgas einziger Vertrauter gewesen wäre. Die zwei alten Männer kämpften auch um Mario. Dr. Braunsperger bot ihm an, bei ihm zu wohnen. Victor wollte seinen Enkel sofort nach Wien mitnehmen.
    „Und meine Mutter soll ich mit diesem Irren in diesem Gruselkabinett hier allein lassen? Ihr seid mindestens so verrückt wie Albert. Lauter Irre! Am besten wir ziehen alle in die Psychiatrie nach Linz!“, schrie Mario.
    Während Victor, Dr. Braunsperger und Mario aufeinander einschrien, schlich sich Walpurga zur Tür hinaus.
    „Und sie hat es doch gewusst“, sagte ich leise zu Jan.

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