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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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ich mit zittriger Stimme.
    Er starrte mich weiter nur schweigend an.
    Am Leatherman in meiner Rechten hatte ich inzwischen die größte Klinge ausgefahren. Ich wartete darauf, dass er noch einen Schritt näher kam, dann würde ich ihm die Klinge in den Hals rammen. Ich war wild entschlossen.
    „Major Serner wird auch gleich hier sein. Ich habe ihn gerade angerufen.“
    „Hier unten funktioniert kein Handy“, sagte er lapidar und sah dabei durch mich hindurch wie durch eine gläserne Wand.
    Meine Handfläche war voller Blut. Der Leatherman drohte mir zu entgleiten.
    „Als dein Vater heute früh bemerkte, dass du nicht in deinem Zimmer geschlafen hast, rief er sofort deinen Freund im Hotel an. Nach einer Viertelstunde wimmelte es bei uns nur so von Polizisten. Sie suchen seit einer guten Stunde nach dir. Sie kämmen gerade mit ihren Hunden die Wälder durch. Ihr Gebell hat mich geweckt.“
    „Und du lässt sie suchen, obwohl du wusstest, wo ich bin?“, versuchte ich zu scherzen.
    „Hab keine Angst, Joe. Es ist bald vorbei“, sagte er. Seine Stimme klang ganz sanft, fast freundlich.
    Worauf warten? Meine rechte Hand schnellte nach vorn. Die Klinge berührte seinen Hals, hinterließ aber nur einen zarten rosa Streifen auf seiner Kehle.
    „Joe, wa…rum?“, stammelte er und griff sich an den Hals. „Mein Gott, du glaubst doch nicht, dass ich dich in dieser Folterkammer eingesperrt habe? Weißt du denn nicht, dass ich diesen Ort, seitdem ich meinen Vater damals erhängt hier gefunden habe, nie mehr betreten habe? Es hat mich eine unglaubliche Überwindung gekostet, jetzt zu dir zu kommen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Heinz dich im Verlies eingesperrt hat. Er kennt diesen Ort genauso gut wie ich. Vor dem Selbstmord meines Vaters haben wir oft hier unten gespielt. Auch damals, als ich ihn fand, war Heinz dabei.“
    „Heinz ist tot“, sagte ich.
    „Nein. Er lebt. Ich weiß es, seit ich den Unterarm, den sie aus dem See gefischt haben, sah. Der Heinz hatte auf beiden Unterarmen Tätowierungen, die nicht zu übersehen waren.“
    „Warum hast du das Gustav nicht erzählt?“
    „Ich habe etwas Zeit gebraucht, um mit dem Gedanken, dass mein einziger Freund ein Mörder ist, zurechtzukommen. Außerdem war ich dermaßen in diese üble Geschichte verstrickt, dass ich kein Wort sagen konnte, ohne mich selbst zu belasten. Als du mich an jenem Abend in meinem Zimmer besucht hast, war der Heinz nebenan und hat mein Abendbrot gegessen“, fuhr Albert fort.
    Ich erinnerte mich daran, wie er Gustav Mahlers Kindertotenlieder angestimmt hatte, und erschauderte.
    „Kann es sein, dass er mir vor ein paar Tagen mit einem dunklen Geländewagen gefolgt ist?“, fragte ich ihn.
    „Woher sollte er einen Geländewagen haben?“
    „Gekauft von dem großen Geld, das er bei seinem letzten Deal gemacht hat? Oder gestohlen?“
    „Inzwischen traue ich ihm alles zu“, sagte er beschämt. „Ich habe ihm erlaubt, sich im Schloss zu verstecken. Ich war es ihm schuldig. Ich weiß nicht, was er untertags gemacht hat, ich habe ihm nur abends etwas zu essen gegeben. Dass er auch dich in Gefahr gebracht hat, übersteigt sein Guthaben bei mir“, sagte Albert mit gebrochener Stimme. „Hat er dich verletzt?“ Er deutete auf meine blutigen Hände.
    „Das war ich selber, ich habe mich in den Finger geschnitten“, sagte ich unwirsch und fragte ihn: „Aber wer ist der Tote? Die zerstückelte Leiche, meine ich?“
    „Der Roither-Bauer.“
    „Verdammt! Was geht da für eine Scheiße ab? Du hast Erklärungsbedarf, Albert!“
    „Der Heinz fühlte sich immer unerwünscht in unserem Dorf. Vielleicht wollte er sich dafür rächen, dass wir ihn ausgestoßen haben? Als junger Mann unternahm er riesige Anstrengungen, dazuzugehören. Er warf mir immer meine privilegierte Stellung vor, meinte, als Welschenbach könnte ich es mir erlauben, zu einem Sonderling zu mutieren. Ich könnte mich dem Müßiggang hingeben, meine Spinnereien kultivieren, mich so exzentrisch aufführen, wie ich wollte, die Leute würden mir trotzdem in den Arsch kriechen – nur wegen meiner Abstammung. Damals widersprach ich ihm. Aber im Grunde hatte er recht.“
    „Was hat das mit diesem schrecklichen Mord zu tun?“
    „Gewalt ist etwas ganz Alltägliches in unserer Gesellschaft. Dass sie solche Formen annehmen kann, daran tragen wir Mitschuld. Ich fand es zum Beispiel sehr angenehm, dass ich mich nicht mit irgendwelchen kriminellen Elementen abgeben musste, um an das Dope

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