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Glückskekse

Titel: Glückskekse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Bauer
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gesenktem Kopf vor dem Becken, als sich eine Hand auf meinen Rücken legt und beruhigend darüber streicht. In der Annahme, dass es Tom ist, bleibe ich so stehen und lasse meinen Tränen freien Lauf.
    „Hey, geht’s wieder?“, höre ich die Stimme zu der Hand und augenblicklich versteife ich mich und sehe hoch. Treffe im Spiegel auf das besorgte Gesicht von Gabriel. Binnen Sekunden verwandelt sich meine Übelkeit in Wut. Unbändige Wut.
    Wie ein lästiges Insekt schlage ich die Hand weg. Und dann erfülle ich mir meinen eigenen Wunsch. Mit einem gezielten Schlag treffe ich seine Nase, die unter meiner Faust ein erschreckendes Geräusch macht. Dieses, der schmerzhafte Aufschrei Gabriels und das Blut, welches aus seiner Nase läuft, lassen darauf schließen, dass ich sie ihm wohl gebrochen habe. Doch bevor sich mein gerächtes Hochgefühl in Sorge umwandelt, lasse ich ihn blutend und wimmernd auf der Toilette zurück.
    Fast schon im Laufschritt gelange ich zu meinen Freunden, die perplex auf die Blutspritzer auf meinem weißen Hemd und auf meine geschwollene Hand sehen.
    „Ist nicht meins“, beruhige ich sie, „gehört diesem Mistkerl von Gabriel. Ich gebe euch meine Visitenkarte. Und auch eine für das blonde Schwein. Falls irgendwas mit seiner Nase sein sollte … wegen der Versicherung und so. Ich meld mich bei euch. Und keine Angst, mir geht es gut.“ Mit einem letzten „Tschau“ lasse ich die beiden ziemlich sprachlos stehen.
    In meinem jetzigen Zustand werde ich von den anderen Besuchern angestarrt und ich bin froh, als ich endlich bei meinem Auto angekommen bin. Erst jetzt bemerke ich, dass meine Hand ziemlich schmerzt. In meinem Jeep lasse ich meinen Kopf wieder und wieder auf das Lenkrad knallen. Langsam komme ich wieder zur Besinnung. Was habe ich bloß gemacht? Ich habe ihm die Nase gebrochen. Und warum? Weil ich eifersüchtig bin. Dabei habe ich doch gar keinen Grund dafür. Na ja, Grund schon, denn obwohl ich es nicht wahr haben wollte, bin ich immer noch in ihn verliebt. Und er hat mir wieder einmal gezeigt, dass er nichts von mir will.
    Noch ein paar Mal tief Luft holend lasse ich den Motor an. Nach Hause kann ich nicht. Dort würde ich mich jetzt einfach eingesperrt fühlen. Mein erster Weg führt mich zur nächsten Tankstelle, wo ich mir einen Beutel Chrush-Eis, zwei Tafeln Schokolade und einen Becher Eis besorge. Der Tankwart sieht mich wegen des vielen Blutes ziemlich merkwürdig an, sagt aber kein Wort. Meine weitere Fahrt bringt mich direkt zum Hafen, wo ich ungesehen zu unserem Boot komme. Zum Glück habe ich immer einen Schlüssel bei mir, so dass ich es mir dort gemütlich machen kann. Aus der Kombüse hole ich ein Geschirrtuch, eine Flasche Cola, ein Glas und ein Löffel für das Eis. Aus dem Schlafzimmer nehme ich noch eine Decke und ein paar Kissen mit nach draußen und dann kuschele ich mich in die dicke Decke ein. Vorher habe ich die gestoßenen Eiswürfel in das Handtuch getan und mir diese um die Hand gewickelt.
    Die Kühlung tut meinen geschundenen Stellen unsagbar gut. Und das Eis meiner Seele.
    Auch wenn ich es nicht will, so dauert es nicht lange und das leise Plätschern der Wellen und das sanfte Schaukeln des Bootes lassen mich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen. Erst am nächsten Morgen werde ich durch das Kreischen der Möwen wieder wach. Und jetzt kommt auch die Erinnerung an gestern Abend wieder in mir hoch. Mein blutiges Hemd und die noch immer leicht schmerzende Hand tun ihr übriges und ich bekomme ein extrem schlechtes Gewissen.
    Auch wenn ich mit dem Mistkerl nichts mehr zu tun haben will, so hoffe ich doch, dass es Gabriel gut geht. Oder wenigstens einigermaßen. Und dass seine Nase doch nicht gebrochen ist. Ich weiß gar nicht, wie ich meinen Eltern beichten soll, dass ihr Sohn unter die Schläger gegangen ist. Denn eigentlich kann ich keiner Fliege was zuleide tun.
    Aber mich hier ewig an Bord zu verstecken, geht auch nicht. Allerdings kann ich nicht so unter die Leute treten. Die würden hier ja alle denken, ich wäre überfallen worden. Also gehe ich schnell duschen und ziehe mir andere Sachen an. Ein Glück haben wir alles hier auf dem Schiff.
    Frisch geduscht und wieder für die Menschheit hergestellt, räume ich an Deck wieder alles auf und mache mich dann auf den Weg nach Hause.
    Als ich dort ankomme, fährt ein schwarzer Porsche ziemlich rasant von unserem Grundstück. Ich kann leider nicht erkennen, wer es war. Hätte ich es gewusst, wer uns eben

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